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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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die
Täler von dunklen Schatten erfüllt.
      Koenig saß neben dem Ausstieg
und musterte die Reihe sei ner Männer, die mit ihren Helmen,
Tarnkombinationen und Fallschirmen im trüben Licht alle gleich
aussahen. Diesmal hatten sie keine unhandlichen
Ausrüstungsgegenstände, keine Versorgungssäcke. Jeder
trug über der Brust eine SchmeisserMaschinenpistole,
Munitionsbeutel, Handgranaten.
      »Wie oft haben wir das jetzt schon gemacht, Rudi?« fragte er Brandt, der neben ihm saß.
      »Das weiß Gott
allein«, sagte Brandt. »Narvik war der erste Absprung, aber
danach wird's unübersichtlich. Zu viele gute Kameraden haben dran
glauben müssen.«
      »Ja«, sagte Koenig.
»Manchmal glaube ich, sie sind alles, was wir noch haben: unsere
Toten.«
      »Nein, Herr Oberst«,
erwiderte Brandt fest. »Wir haben ein ander. Wir haben die
Truppe. Wir haben Sie.«
      Mein Gott, dachte Koenig. Ist das
alles, was uns nach soviel Leiden geblieben ist? War das in Wahrheit
der Sinn der Sache? Er schaute aus dem Fenster und sah den
zerklüfteten Gipfel des Monte Cammarata, dann den Westhang. Der
Pilot hatte zum Sinkflug angesetzt. Ein schartiger Grat tauchte wie
eine Schranke vor ihnen auf, Kubel schob die Steuersäule
zurück, und die Ju 52 hob die Nase und glitt in höchstens
fünfzig Fuß Abstand über den Felsenkamm hinweg.
    Und dann lag das Tal von Bellona unter ihnen, der
Fluß, der sich zwischen den Pinien hindurchschlängelte, doch
Regen und Nebel machten es unmöglich, den Ort Bellona oder das
Kloster am anderen Ende des Tals zu sehen.
      Kubel zog die Maschine in den Wind,
die SteuerbordTragfläche kam mit der Spitze den Felsen
atemberaubend nah. Koenig stand auf, ging nach vorn zum Cockpit und
beugte sich hinein.
      »Was meinen Sie?«
      »Ich meine, daß es
stinkt. Wenn Sie weitermachen wollen, ich bin dabei, aber Sie haben nur
eine einzige Gelegenheit, denken Sie daran, und wenn Sie abspringen,
dann alle zusam men und sehr schnell, andernfalls verfehlen Sie
unweigerlich das Ziel.«
    »Verstanden.«
    »Gut – Sie haben ungefähr zwei Minuten Zeit.«
      Koenig ging zu seinen Leuten zurück. »Auf, Leute, fertig machen!«
      Alle standen auf und hakten ihre
Halteleinen fest, wobei je der seinen Vordermann überprüfte,
dann öffnete Brandt den Ausstieg. Die Junkers ging noch tiefer,
und danach passierte alles zugleich.
      Als die Lampe über dem Ausstieg
aufleuchtete, donnerten sie über das Dorf, und Wolf Kubel
ließ die Maschine nach Steuerbord abkippen. Dort lag das Kloster
zur Dornenkrone Christi, man sah die Straße, die sich an der
Talflanke bis zum großen Tor hinaufwand.
      »Jetzt!« rief Koenig,
noch ehe sie über der Außenmauer wa ren, und Brandt sprang.
Die anderen folgten ihm so dicht, daß einer dem anderen auf den
Kopf zu springen schien.
      Koenig war als letzter an der Reihe.
Er hechtete durch den Ausstieg, sah direkt unter sich den Klosterhof,
die roten Ziegel der Dächer, und dann öffnete sich klatschend
der Fallschirm. Als er nach oben blickte, verschwand die Junkers gerade
im Regen. Dann sah er sich um und sah zur Linken und unter sich seine
Leute, die ersten schwebten schon über die Mauer.
      Der Fallschirmtyp, den die Deutschen
benutzten, unterschied sich von dem der Engländer und Amerikaner
in einem wesent lichen Punkt: Die deutschen Fallschirme hatten keine
Fanglei nen, so daß der Springer weder den Fall regulieren noch
die Richtung ändern konnte. Das war auch der Grund, warum die
Deutschen gern aus niedriger Höhe absprangen. Aber jetzt zeigten
sich die Nachteile dieses Systems. Koenig sah zwei seiner Männer
außerhalb der Mauer verschwinden, ein dritter landete hart auf
der Mauerkrone über dem Tor und stürzte dann kopfüber in
den Hof.
      Andere waren bereits im Hof gelandet,
ihre Fallschirme blähten sich im Wind. Dann schienen die roten
Ziegeldächer der höher liegenden Gebäude Koenig
entgegenzurasen. Er machte sich auf den Aufprall gefaßt, kreuzte
die Arme und schlug durch das Dach.

      Aus dem Wald beobachtete Meyer durch seinen Feldstecher, wie die Fallschirme zur Erde schwebten.
      »Er hat es tatsächlich getan!«
      »Fünfzehn, nach meiner
Zählung«, sagte Suslow. »Die übri gen sind
irgendwo außerhalb.«
      Aber Meyer schien ihn nicht zu hören.
      »Alles in die Fahrzeuge!« schrie er. »Und dann nichts wie raus hier.«
      Er machte dem Fahrer seines Wagens ein Zeichen, und sie brausten los.
    Luciano konnte nicht schlafen.

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