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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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gewachsen und trug einen langen Mantel, dem der ganze Dreck ringsum nichts hatte anhaben können. Doch dies war es nicht, was Sam aufmerken ließ. Er hatte vor langer Zeit gelernt, dass die äußere Erscheinung nur für irdische Dinge von Belang war. Was zählte, war der Glanz, den er im Inneren wahrnehmen konnte. Und hier stand er einer Ersten gegenüber, in derselben Straße, in derselben Stadt. Er wollte es kaum glauben.
    Wenn Freya ihren Charme voll einsetzte, konnte keiner ihr so schnell widerstehen. Innerhalb einer Minute hatte sie den widerstandslosen Sam am Arm gepackt und zog ihn die Straße hinunter. »Wo ist das nächste Tor?«, fragte sie leise. »Letzte Nacht ist eine Bombe daraufgefallen.« »Wir sind in Gefahr - nicht durch Menschen. Es gibt hier Leute, die einen anderen Krieg führen.«
    Sam spürte, wie sich sein Magen umdrehte. »Wer? Und wie viele sind es?«
    »Fünf Feuertänzer. Sie sind mir auf den Fersen. Jetzt, da Walhalla gefallen ist, war dies der einzige Ort, der mir einfiel, wo Feuertänzer eine größere Chance zu sterben haben als ich ... Was machst du hier?«
    »Ich bin überall in dieser Schattenwelt. Ist das nicht die Geschichte? Diese Feuertänzer - hat jemand auch welche nach mir ausgeschickt?«
    »Du bist die Mühe nicht wert. Der Kampf geht um den Himmel, nicht um die Erde.«
    Irgendwo fiel klappernd ein Dachziegel zu Boden. Der Laut, der hier gewöhnlich genug war, ließ Sams Kopf dennoch hochzucken. Auch Freya blickte sich um. Ein Schatten verschwand über einer Dachkante, und plötzlich fühlten sie sich sehr allein. Sie waren nun ein Stück weit entfernt vom Heulen der Feuerwehrsirenen und den Stimmen von Menschen, die aus ihren Kellern kamen, um zu entdecken, dass alles, was sie ihr Eigen genannt hatten, zerstört war. In der Nähe lag eine zertrümmerte Eisenbahnstation. Die Wagen standen noch auf den Bahnsteigen, ihre Fenster waren ohne Glas. Ein Absperrseil, welches das skelettierte Gebäude umspannte, trug ein Schild: »Betreten verboten! Bombengefahr!«
    »Sie sind im Bahnhof«, flüsterte Sam.
    »Sie wissen nicht, dass du hier bist. Sie sind jetzt auf deinem Territorium.«
    Er lächelte trocken. »Du möchtest, dass ich für dich den edlen Ritter spiele?«
    Sie hob die Hand an den Kopf und zog etwas aus dem Haar, das zu einem Knoten gesteckt war. Der Haarknoten löste sich nicht, da er auf andere Weise zusammengehalten wurde, aber als Sam auf das schmale, lange Ding schaute, kam ihm ein Wort in den Sinn: Nadel Die Spitze glänzte und sah sehr scharf aus. Das Ding war aus einem dunklen, dunklen Metall gemacht, und er hatte das Gefühl, es könnte vergiftet sein.
    »Willst du?«, fragte Freya leise.
    Er schnipste mit der rechten Hand, und ein schlanker silberner Dolch blitzte darin auf. Eine zweite Handbewegung, und er war wieder verschwunden. »Warum sollte ich dir helfen?«, fragte er, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.
    »Weil ich nicht zu denen gehöre, die dich ausgestoßen haben. Weil du weißt, dass die Feuertänzer nur von den Bösen unter uns eingesetzt werden. Weil es feige ist, Feuertänzer gegen eine Erste zu schicken. Weil seit viel zu langer Zeit keiner aus der Familie mit dir geredet hat.«
    Sam überlegte. Natürlich mochte es sein, dass sie ihn mit ihrer einzigartigen Macht auf subtile Weise zu beeinflussen suchte. Doch es war selten, einer solchen Aufrichtigkeit zu begegnen, insbesondere bei jemandem aus seiner großen Familie. Zu lange hatte niemand von den Seinen auf eine so vernünftige, freundliche Art mit ihm gesprochen. Er sagte: »Also gut. Gib mir fünf Minuten, um in den Bahnhof zu gelangen.«
    Sie nickte, atemlos vor Erwartung. Obgleich ihr Gesicht Kampfbereitschaft zeigte und sie ihre Waffe fest im Griff hatte, waren ihre Augen angewidert von dem, was bevorstand. Sam hingegen bewegte sich bereits mit katzenhafter Entschlossenheit. Er hatte keine Skrupel, Feuertänzer zu töten.
    Der Zug fuhr über einen Fluss. Sam schloss die Augen, als die Hügel des Jetzt in einem Auflodern von Sonnenlicht vergingen. Der Himmel war rosa, mit leuchtenden Schatten, die sich auf der Unterseite der Wolken spiegelten.
    Damals, in jenem ausgebombten Bahnhof, hatte es für ihn keine Notwendigkeit gegeben, Freya zu helfen. Doch was sie so besonders machte, war die Tatsache, dass es ihr gleich gewesen war, was die anderen gesagt hatten. Sie hatte ihn so genommen, wie er war. Er hatte es als Ehre empfunden, sein Leben für sie aufs Spiel zu setzen. Das

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