Lucifer - Traeger des Lichts
Israelis wieder gegen einen ihrer zahlreichen Feinde >Vergeltung< geübt hätten.
Zum Klang dieses Stroms schlechter Nachrichten schritt Sam den Raum ab. An der Tür legte er seine Hände auf das Holz und blieb fünf Minuten lang bewegungslos und mit geschlossenen Augen so stehen. Dieselbe Prozedur wiederholte er mit dem Fenster. Schließlich wandte er sich um und trat in die Mitte des Raums. Dort stand er ein paar Sekunden lang mit erhobenen Handflächen.
Wenn irgendjemand ihn beobachtet hätte, hätte er vielleicht bemerkt, wie sich an jedem Punkt ein leichtes Glimmen um seine Finger bildete, ein Hauch von Silber, der so schnell verblasste, wie er entstanden war.
Als er sich an jenem Abend schlafen legte, fragte er sich, was die Polizei wohl von seiner plötzlichen Abwesenheit halten mochte. Und wer den Raben geschickt hatte.
5
Freya
Die Adresse, die er hatte, lautete Thomas Strepton Road Nr. 9. Sam hatte keine Ahnung, was Thomas Strepton getan hatte, damit eine Straße nach ihm benannt worden war. Tatsächlich war es mehr ein Hohlweg zwischen mechanisch beschnittenen Hecken, wo das Dorf ins offene Land überging.
Freyas Haus sah genauso aus, wie er es erwartet hatte. Es hatte ein dickes Rieddach und einen Garten mit Nistkästen und einer Vogeltränke. Efeu rankte sich die rötlichen Steinmauern hoch. Sam war nicht überrascht, alle Fenster offen zu sehen. Manchmal half das, nicht nur den Staub, sondern auch die Erinnerungen fortzuwehen. Was ihn weit mehr überraschte, war, dass es nicht die geringsten Anzeichen polizeilicher Aktivitäten gab.
Es dauerte lange, bevor jemand an die Tür kam. Das Mädchen, das sie schließlich öffnete, hatte Freyas blondes Haar und blaue Augen. Aber es war anders als sie, wie Sam spürte, da sie nichts von der Macht einer Ersten besaß.
»Ja?« Die Stimme war leise.
»Mein Name ist Luc Satise.« In dem Versuch, ihre Verwandtschaft zu Freya zu erraten, fügte er hinzu: »Hat Ihre ... Mutter von mir erzählt?«
»Großmutter«, berichtigte sie ihn. »Nein, nicht dass ich wüsste.«
»Ah.« Enttäuschung machte sich breit. »Trotzdem vielen Dank. Es tut mir sehr leid, von Ihrem Verlust zu hören, und wenn ich etwas für Sie tun kann ...«
»Es sei denn«, fiel sie ihm ins Wort, »Sie sind jener Luc Satise, der in Paris gegen die Feuertänzer gekämpft hat.«
Er lächelte, da er die Falle erkannt hatte. »Berlin, nicht Paris.«
Sie trat beiseite. »Kommen Sie herein.«
Auch das Innere des Hauses war so, wie Sam es sich vorgestellt hatte. Poliertes Holz, Topfpflanzen, Licht und Raum. Gemütlich, altmodisch, aber in der Art, wie alles beschaffen war, ein wenig an die Hallen Walhallas erinnernd. Er wurde in die Küche geführt und nahm dankbar eine Tasse Tee entgegen.
Fran, als ein Kind Freyas in zweiter Generation, stammte von einem sterblichen Großvater ab, den, wie sie sagte, Freya sehr geliebt hatte. Sie hatten mehrere Kinder gehabt, die sich über die ganze Welt verstreut hatten und vermutlich lange nach Fran selbst sterben würden. Eines von diesen, ein Sohn, hatte eine andere Sterbliche geheiratet, und sie war ihr einziges Kind gewesen. Beide waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Fran war in die Obhut ihrer unsterblichen Großmutter gelangt. In der Folge hatte Freya sie das Wenige gelehrt, was Fran nun von Magie, Himmel und Hölle wusste.
Sie hatte nie jemand anderen von den Ersten, den Kindern von Vater Zeit in erster Generation, gesehen, und als sie Sam beobachtete, war die Anspannung in ihrem Blick und ihrer Haltung zu spüren. Anders als ihre Großmutter betrachtete sie ihn mit Voreingenommenheit - und er wusste es. Er sah das Misstrauen in ihrem Gesicht und bemerkte mit einer Mischung aus Belustigung und Arger, dass sie stets eine offene Schublade mit Messern in Reichweite behielt.
Sie habe keine Ahnung, wer Freya getötet hatte, sagte sie, und wolle es auch nicht wissen. Ihre Einstellung war, da im Himmel Krieg herrschte, war das Beste, was sie tun konnte, sich herauszuhalten. Als eine Dritte, mit überwiegend sterblichem Blut, wäre sie eine leichte Zielscheibe - insbesondere jetzt, da sie niemanden hatte, um sie zu schützen. Als Sam diese Worte hörte, runzelte er die Stirn, weil eine Bitterkeit darin lag, die von mehr als nur Trauer herzurühren schien. Werd endlich erwachsen, Sam, seufzte eine Stimme in seinem Innern. Sie hat nicht Tausende von Jahren auf diesem Planeten Zeit gehabt, sich an den Gedanken des Todes zu gewöhnen. Sie
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