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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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herbstlichen Berlin in Einklang zu bringen war.
    »Schön, dass du wieder da bist«, sagte eine helle Stimme. »Das waren eine Menge Brüche, die du da ausheilen musstest.«
    »Ich bin aus der Übung mit Feuertänzern«, meinte er und fühlte sich dabei doppelt so alt, wie er war. Und das war, mit Verlaub, verdammt alt.
    Freya war auch nicht unbeschadet davongekommen. An ihren bloßen Armen waren Striemen von Verbrennungen, wo die Feuertänzer sie erwischt hatten, und eine Seite ihres Gesichts war hellrosa.
    »Wo sind wir?«
    »Spanien. Ich bin gewandelt.«
    Er fiel fast aus dem Bett vor Überraschung. »Du hast den Weg über den Himmel genommen?«
    »Keine Sorge, niemand hat dich gesehen.«
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost!«
    »Ich war es dir schuldig. Du hast ihren Anführer getötet.« Freya schien niemals etwas übel zu nehmen. Alles in ihren Augen war entweder licht oder dunkel. Für sie, eine Tochter von Zeit und Liebe, verdiente selbst das schwärzeste Schwarz eine zweite Chance.
    Das war zu der Zeit gewesen, als der Krieg im Himmel seinen Höhepunkt erreicht hatte. Schließlich hatten die Königinnen eingegriffen. Die offiziellen Gemahlinnen von Vater Zeit-Liebe, Krieg, Weisheit, Nacht, Tag, Chaos, Ordnung, Glaube -hatten ihre zerstrittenen Kinder bei der Hand genommen und Verträge aufgesetzt, um die neuen Grenzen zu schützen. Eine kurze Zeit hatte es Frieden im Himmel gegeben.
    Frieden, der durch den Tod Freyas gebrochen worden ist. Erst jetzt wurde Sam das volle Ausmaß dessen bewusst. Es würde Fehden im Himmel geben, von denen einige auf die Erde durchschlagen würden, wie es immer geschah. Doch was waren die Gefahren heutzutage, in dieser Zeit nuklearer und bakterieller Kriegsführung?
    Je länger er darüber nachdachte, umso lebenswichtiger erschien es ihm, in Erfahrung zu bringen, was Freya ihm hatte sagen wollen.
    Es war spät, als Sam in Holcombe ankam. Das Dorf trug seine Abgeschiedenheit wie einen schützenden Mantel gegen eine feindliche Welt. Die Hecken in den Vorgärten waren akkurat beschnitten, und manche der weißgekalkten Häuser hatten sogar noch ein Rieddach aufzuweisen. Die wenigen Läden auf der Hauptstraße waren in makellosem Zustand, damit die Leute nicht aufgaben und stattdessen zu Saintbury's oder Boots in die nahe gelegene Kreisstadt gingen. Holcombe war ein Dorf für alte Leute - unmodern, still und ganz bewusst zurückgezogen. Jedes Cottage hatte einen Namen, und als der Bus sich vor dem Postamt leerte, wünschte der Fahrer mindestens der Hälfte seiner Fahrgäste eine gute Nacht, Mrs Walsham, auf Wiedersehen, Mrs Leigh. Sam hatte das Gefühl, dass auch die Höflichkeit des Dorfes ein Akt des Widerstands gegen die Welt da draußen war.
    Zu dem Zeitpunkt, als er Holcombes einzige Pension erreicht hatte, wo er sich für seine späte Ankunft entschuldigte, hatte seine Stimme bereits den örtlichen Akzent angenommen. Auf die Frage nach seinem Namen entschied er sich gegen Sam oder Luc, aus der Befürchtung heraus, dass einer dieser Namen Aufmerksamkeit erregen könnte.
    »Simon Luther.«
    Er zahlte für die Nacht in bar, und man führte ihn hinauf zu einem Schlafzimmer mit einer schrägen Decke und einem einzigen kleinen Fenster. Es blickte hinaus auf einen kleinen Spielplatz mit einer Blockhütte am Ende und die Hügel und Wälder jenseits davon, die sich für alle Augen außer seinen in der Dunkelheit verloren. Kein Wunder, dass Freya diesen Ort geliebt hatte. Selbst aus der Ferne konnte er die Anziehungskraft eines Himmelstors spüren.
    Sein Zimmer sah so aus, wie man es in so ziemlich jeder englischen Privatpension fand. In der Ecke ein Waschbecken, ein großes Bett mit Nylonüberzug, Wolldecken und einer schweren, gerüschten Tagesdecke. Eine Blumentapete, angebracht von Leuten, die nicht an das dachten, was ihnen gefiel, sondern - wider besseres Wissen — was anderen Leuten gefallen müsste. Ein fadenscheiniger Teppich wies verschiedene Flecken auf, von Kaffee und Tee bis hin zu verblassten Substanzen, die Sam nicht näher erforschen wollte. An der Tür mit ihrem stabilen Schloss waren ein Nichtraucherschild und ein Hinweis für das Verhalten im Brandfall angebracht.
    Sam machte sich nicht die Mühe, seine Sachen auszupacken, aber wühlte in seiner Reisetasche, bis er ein sehr kleines Radio fand, das er auf einen beliebigen Sender einstellte. Eine besorgte Stimme informierte die Welt, dass sich mehr internationale Streitkräfte in Zentralasien zusammenzogen und dass die

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