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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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lässt sich von Gefühlen leiten.
    Es müsse jemand gewesen sein, erklärte er, dem Freya nahe gestanden hatte. »Können Sie sich denken, wer es war?«
    »Freya hat allen nahe gestanden«, sagte sie, wiederum mit Bitterkeit. »Allen und jedem.«
    Sam konnte nicht umhin, sich vorzustellen, was viele über Fran sagen dürften. »Das kleine Wiesel: verwöhnt als Kind, gezwungen, erwachsen zu werden, dabei verbittert geworden.« Sam selbst sah die Sache milder. Es konnte nicht angenehm für Fran gewesen sein, langsamer zu altern als alle ihre Freunde, aber schnell genug, um älter auszusehen als die eigene Großmutter. Oder zu wissen, dass die Familie, in die sie hineingeboren wurde, in einen endlosen Krieg verwickelt war, aber sie selbst wehrlos sein würde, wenn jemand versuchen sollte, sie umzubringen. Von da war es nur ein kleiner Schritt zu der Frage, wie ihre Eltern gestorben waren - gewiss wäre mehr als ein Autounfall von Nöten gewesen, um ihren Vater zu töten. Es hätte jener Art von vorsätzlicher Gewalt bedurft, die Freya vernichtet hatte. Gedanken wie diese hatten Schatten unter ihre Augen gelegt und ließen ihr Gesicht, das ansonsten dem einer jungen Frau in den Zwanzigern glich, alt aussehen. Ihr Lächeln war zu einem leeren Ausdruck gefroren, hinter dem ständige Berechnungen abliefen. Natürlich fragst du dich, ob du als Nächste an der Reihe bist.
    Mit der abgehackten, schrillen Stimme der Nervosität sagte sie: »Freya hat gut von Ihnen gesprochen. Sie sagte, Sie seien der einzige Erste, der nicht verdorben worden sei.«
    »Verdorben von was?«
    »Von Macht. Von der Verlockung des Himmels und der Aussicht, ihn auf ewig zu regieren.«
    Sam sagte nichts. Er wusste, was ungesagt blieb. Ein Grund, weshalb ich nicht verdorben bin, ist die Tatsache, dass ich nie die Gelegenheit hatte, meine Seele zu verkaufen. Welche Ironie! Der Einzige, der seine Seele rein bewahrt hat, und doch angeblich der größte Seelenverderber von allen.
    »Weißt du, warum sie mit mir reden wollte?«
    »Sie hat mir gesagt, sie habe etwas Wichtiges entdeckt, aber dass sie auch Hilfe nötig habe. Sie sagte, es betreffe Erde, Hölle und Himmel zugleich, und aus dem Grund sollten Sie einbezogen werden.« Ein Schatten von Unmut schien über ihr Gesicht zu wandern. »Sie wollte mir aber nicht sagen, was es war.«
    »Könnte sonst jemand wissen, was diese dringliche Entdeckung war?«
    »Nicht dass ich wüsste. Sie war kaum je hier.«
    »Das wird jetzt furchtbar klingen«, wagte er einen Vorstoß, »aber könnte ich einen Blick auf ihre Sachen werfen?«
    Fran sah aus, als wollte sie nein sagen, aber besann sich eines Besseren. »Sie sagte, ich könne Ihnen trauen.« Sie stieß ein raues Lachen aus. »>Trau der Dunkelheit in Person, er ist kein übler Kerl. <«
    In Freyas Schlafzimmer hatte man ihre persönliche Habe schon in Kartons verstaut. Sam war bestürzt, wie schnell das alles vonstatten ging. Auf dem Teppich war immer noch ein Fleck an der Stelle, wo sie verblutet war, wenngleich die Familie sich große Mühe gegeben hatte, alle Spuren zu beseitigen, um der Polizei keine Hinweise zu bieten. Der Tatort war auf Fingerabdrücke untersucht und von der Spurensicherung durchkämmt worden, doch Sam wusste, dass sie nichts finden würden.
    Er setzte sich mitten im Zimmer auf den Boden und begann die Kartons zu durchwühlen. Mit jedem weiteren fühlte er sich mehr wie ein Eindringling. Bücher, Kleider, Kassetten, Schreibpapier. Nichts wie Make-up oder dergleichen; so etwas hatte Freya nicht nötig gehabt. Alte Bündel von Briefen, die bereits durch die Hände der Polizei gegangen waren. Ihr Tagebuch.
    Die Aufzeichnungen gingen bis ein paar Tage vor ihrem Tod. Er blätterte die Seiten durch. Am zehnten Januar hatte sie ein Treffen mit jemandem namens Gail gehabt. Der Name kam öfter vor; die letzte Begegnung lag vier Tage vor dem Datum, an dem das Tagebuch abrupt endete. Es gab auch mehrere Treffen mit jemandem, der nur als »Historiker« bezeichnet wurde.
    Als Sam zum Ende des Tagebuchs blätterte, fiel ein Schwall von Papieren heraus. Die Karte eines örtlichen indischen Restaurants, das ein Stück vom Himmel verhieß. Quittungen für einen Shetlandpullover und einen Anorak, datiert Ende Januar. Warum hat sie sich Winterkleidung gekauft, als der Winter schon zu Ende ging? Eine Einladung zu einer Taufe, die nun ohne sie stattfinden würde. Eine Postkarte, datiert vom 14. Februar, mit dem Bild eines buddhistischen Tempels zwischen hohen

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