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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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um einen Weg zu finden, seine Erklärung so klingen zu lassen, dass sie Annettes eigene Welt nicht herabsetzte. »Es ist wie ... wie die Olympischen Spiele«, sagte er schließlich. »Warum in der Hölle regieren, wenn einem die Erde offen steht? Warum ein Reich auf Erden errichten, wenn einem der Himmel gehören kann? Jeder will auf dem obersten Treppchen stehen.«
    Es klang nicht besonders überzeugend. Doch er fühlte sich außerstande, ihr den Himmel zu schildern, wo die Sterne ihren Reigen tanzten und jeder Baum voller Früchte hing und man überall sicher schlafen konnte. Zum Teil hatte er ein schlechtes Gefühl dabei, weil dies ihr Leben und dessen Freuden zu mindern schien; auch fürchtete er, dass seine Beschreibung nun falsch sein könnte. Er erinnerte sich an den Himmel als einen Ort, wo Drachen in den Lüften spielten - doch das war vor dem Krieg gewesen.
    »Jehova war an der Erde interessiert, nicht wahr?«
    »Jehova war ein Narr«, hatte Sam gesagt, mit mehr Leidenschaft, als er erwartet hatte. »Jehova dachte, die Erde sei die Zukunft - dass eines Tages die Schlacht um den Himmel die Sterblichen mit einschließen würde. Er glaubte, Sterbliche für jene Schlacht vorbereiten zu können, mit Leib und Seele. Er glaubte, er könnte sie von irdischen Lastern läutern und auf Erden einen anderen Himmel schaffen - seinen Himmel. Ich sagte ihm, seine Ideale würden jedes Maß sprengen. Ich habe ihn gewarnt, es würde nicht funktionieren.«
    Jedes Wort wurde ausgespien, wie eine Schlange Gift verspritzt Doch er wusste, das irgendwo in ihm ein kindischer Teil seiner selbst hämisch frohlockte: »Ich hab's ja gesagt!« - selbst wenn das erwachsene Ich davon angewidert war.
    Fast hätte er seinen Ausstieg verpasst. Aufgeschreckt sprang er aus dem Zug, als er merkte, dass dieser angehalten hatte. Die Illusion legte sich um ihn in einem Wirbel verzerrter Bilder. Er konnte nur hoffen, dass kein Beobachter in der Nähe seinen Fehler bemerkt hatte. Leise fluchend verzog Sam sich in eine Ecke des kalten, feuchten Bahnhofs, um auf seinen nächsten Zug zu warten.
    >Sag es niemandem«, hatte es geheißen. »Erzengel genießen hohes Ansehen. Ihre Eltern sind mächtige Engel; doch selbst ganz, ganz mächtige Engel können nicht das, was du kannst.«
    >Ja, Mutter.<
    Er trug die weißen Gewänder eines Erzengels, dazu bestimmt, vorbehaltlos dem Sohn von Glaube zu dienen. Dazu bestimmt, sein Leben hinzugeben, wenn es das war, was Jehova verlangte. Er war unglaublich stolz auf sich selbst und hatte bereits mehrere andere neu ernannte Erzengel kennen gelernt, mit denen er rasch Freundschaft geschlossen hatte. Uriel, Gabriel, Michael, Raphael - sie waren alle Feuer und Flamme, ihrem neuen Herrn dienen zu dürfen.
    »Er hat große Pläne, habe ich gehört«, hatte Uriel geflüstert »Es heißt, er will uns mit zur Erde nehmen.«
    Dies hatte alle von ihnen aufmerken lassen, mit Ausnahme von Michael. Er war der Unbekümmerte, bei dem man sich immer darauf verlassen konnte, dass er einen praktischen Rat und Hilfe bereit hielt. Sam mochte Michael - jenes freundliche, geckenhafte Grinsen, seine lockeren Sprüche und die entspannte Art, mit der er anderen Engeln ihre Aufgaben zuteilte.
    »Weltenwandeln?«, hatte einer ausgerufen. »Wir? Können wir das überhaupt?«
    »Nicht allein«, hatte Michael erwidert, der immer eine Antwort auf Lager hatte - und häufig die richtige. »Aber wenn er uns mitnimmt, uns führt, dann geht's. Dann können wir es schaffen
    >Sag es niemandem<, hatte seine Mutter in Sams Geist geflüstert. >Du bist nicht wie die anderen. Sie werden dir zürnen, wenn sie entdecken, was du bist.<
    Sam hatte gehorcht, hatte seine großen magischen Fähigkeiten verborgen, hatte mit den anderen vor Jehova gekniet und sich in seiner Rolle wohl gefühlt. Damals hatte er nicht gewusst, wer sein Vater war. Nur seine Mutter hatte er immer gekannt - die allzeit gegenwärtige Stimme in seinem Geist; das feurige Rad, das ihm in der Kälte wärmte; die magische Kuppel, die ihn vor dem Regen schützte; der Strom von Macht, der ihn auffing, wenn er fiel. Magie war seine Mutter, und er sagte es niemandem.
    >Mutter?< >Ja?<
    »Warum muss ich mich schämen für das, was ich bin?< Er spürte ihre Erheiterung. Es war zu einer der wenigen friedlichen Zeiten, als er allein seinen Gedanken nachhing, nicht Diener für Jehova spielte oder sich auf seine Reise zur Erde vorbereitete. Er stand auf einem Balkon hoch oben in den Marmorklippen und blickte

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