Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
Vom Netzwerk:
des Himmels nicht die geringste Chance hatte. Also setzte er alles auf eine Karte und schwang die linke Hand in einem großen Bogen. Vor seiner ausgestreckten Handfläche taumelten die Angreifer zurück - und Sam drehte sich um und rannte los.
    Er lief die Mitte der belebten Straße entlang, in dem Wissen, dass er sich physisch auf eine Weise regenerieren konnte, wie es die anderen nicht vermochten. Autos kurvten und Reifen quietschten um ihn herum, doch er rannte einfach weiter. Er sah eine Straßenbahnhaltestelle und hielt darauf zu, die Augen auf eine Straßenbahn gerichtet, die von der anderen Seite näher kam. Er warf einen kurzen Blick zurück und sah, dass ihm sein wahnwitziger Spurt durch den Straßenverkehr einen
    kleinen Vorsprung vor seinen Verfolgern verschafft hatte. Ein Feuertänzer war am nächsten, dann eine Walküre; den anderen beiden, die sich durch den dichten Verkehr drängelten, stand die Furcht vor allen mechanischen Dingen ins Gesicht geschrieben.
    Doch als er die Haltestelle erreichte, war Sam bereits klar, dass die Bahn nicht rechtzeitig ankommen würde. Er würde sich auf sich selbst verlassen müssen. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug, und seine Haut erbleichte, während Chemikalien ähnlich wie Adrenalin - bis auf ein paar kleine, subtile Unterschiede - durch seine Adern zu rinnen begannen. Er fragte sich, wie gut Feuertänzer wohl laufen konnten. Sicher nicht besser oder weiter als er!
    Also rannte er, ohne wirklich darauf zu achten, wohin, und ließ die ganze Zeit unbewusst Magie in seine Füße fließen. Fußgänger wichen erschocken zur Seite, Autos hupten, als er ihnen in die Quere lief. Er erhaschte einen Blick auf einen Wegweiser und änderte scharf die Laufrichtung, als er sah, was dort stand: Bahnhof.
    Seine Verfolger waren schnell, aber er war schneller und einen Tick klüger. Und ihn beflügelte Furcht - die Furcht, dass er Wisperwind seinem Schicksal überlassen hatte; Peter und Andrew ebenfalls.
    Folgt mir, dachte er verzweifelt. Vergesst Andrew. Ich bin euer Ziel, nicht sie.
    Die nächste Straße, in die er einbog, war belebt genug, um mehr Schutz zu bieten. Indem er das Schwert vom Rücken nahm und in die Armbeuge legte, begann er sich weniger auf das bloße Weiterlaufen zu konzentrieren. Gegen ihn drängte die fließende Masse von Menschen wie die Strömung in einem Fluss. Zufällig fand er sich von einem Passanten in die Türnische eines Ladens gedrückt. Er schnappte nach Luft - in seiner wilden Flucht hatte er nicht darauf geachtet, wie weit er gelaufen war. Hinter ihm in der Menge konnte er vier Wellen ausmachen, wo die einzelnen Verfolger sich auf ihn zu bewegten. Doch es waren jetzt so viele Menschen zwischen ihm und ihnen, dass er sich gerade sicher genug fühlte, um es zu wagen ...
    Der Bettler beobachtete den Fremden mit Interesse. Wiesen die gefutterte Jacke und der Hockeystock, den er trug, auf Müßiggang und Reichtum hin? Könnte das jungenhafte Gesicht, gerötet vom Laufen, von einem Lächeln der Großzügigkeit gekrönt werden, sobald sein Atem nicht mehr in keuchenden Stößen kam?
    So konzentriert war der Bettler auf seinen potenziellen Gönner, dass er der Einzige auf der Straße war, der etwas merkte, als ... es ... geschah ...
    Die Haut des Mannes wurde dunkler, seine Kleidung heller; die Jacke wurde zu einem dichten Pelz, auf dem Gesicht spross ein entsprechender Bart. Der Hockeyschläger wurde zu einem Geigenkasten, auf den nun breiteren, höheren Rücken des Mannes geschlungen. Die Augen traten weiter auseinander und wurden heller, das Haar lichtete sich zu einem Mausbraun und stach in gezackten Strähnen unter dem Hut hervor. Und als der Fremde sich von dem Eingang in den Menschenstrom hinausschob, mit dem Gang eines Einheimischen bei seinen täglichen Geschäften, hatte der Bettler sich fast schon selbst überzeugt, dass der Mann die ganze Zeit so und nicht anders ausgesehen hatte. Als die veränderte Gestalt sich in der Menge verlor, schüttelte er nur noch den Kopf über seine eigene Dummheit
    Und Sams Illusion war vollkommen.

12
    Der Mann ohne Gesicht
     
    Es muss irgendwo eine Religion geben, die mich als den Mann ohne Gesicht bezeichnet. Wenn sie wüssten, wie schwer es ist, gesichtslos zu sein.
    Seine Anstrengung, die Illusion aufrechtzuerhalten, machte Sam bereits zu schaffen. An andere Dinge zu denken war so schwer, dass er fast nach seinem Pass gegriffen hätte, als der ältliche Schalterbeamte ihn fragte, wohin er fahren

Weitere Kostenlose Bücher