Lucifers Lady
Schicksal nicht so grausam gewesen wären.
Catherine saß am offenen Fenster, umarmte ihre Knie und starrte hinaus in den Nachthimmel. Der Wind wehte ihr ins Gesicht und rüttelte an den Läden.
Sie holte tief Luft und murmelte: „Regen.“
„Was sagten Sie gerade, Madam?“
Catherine fuhr herum. Sie hatte nicht gehört, dass Lucian ins Zimmer gekommen war. Er füllte den Türrahmen völlig aus. In seinem Blick lag kein Zorn mehr. Und sein schönes Gesicht war unbesorgt. Sie entspannte sich. „Regen. Es riecht nach Regen.“
„Heute Nacht“, stimmte er zu und zog sich das Hemd aus, warf es auf einen Stuhl. „Morgen früh wird die Sonne wieder scheinen.“
„Verlassen wir Tortuga?“ fragte sie und fragte sich gespannt, was wohl ihr nächstes Ziel sein würde.
„Ich habe meine Geschäfte erledigt“, sagte er und fügte hinzu: „Keine weiteren Fragen. Gehen Sie schlafen. Wir müssen morgen früh aufstehen.“
Schlaf war das Letzte, wonach es Catherine jetzt verlangte. „Ich bin nicht müde.“
Lucian setzte sich auf sein Hemd auf dem Stuhl und zog sich die Stiefel aus. „Habe ich gefragt, ob Sie müde sind?"
Sie wollte nicht schon wieder streiten, daher sagte sie einfach: „Nein.“
„Dann gehen Sie ins Bett“, befahl er und stand auf, um seine Hose auszuziehen.
Catherine hatte ihn oft genug unbekleidet gesehen, aber an diesem Abend irritierte seine Nacktheit sie. Seine starken Schultern versprachen Schutz, seine breite, muskulöse Brust Trost für ihr müdes Haupt, und seine Männlichkeit. . .
Sie warf einen Blick aus dem Fenster, um nicht zu sehen, was sein Körper ihr sonst noch bieten könnte.
„Catherine“, sagte er leise.
Widerstrebend drehte sie sich um, und er kam näher, wenn auch nicht zu nahe. Sie hielt den Blick auf sein Gesicht gerichtet.
„Sie brauchen Schlaf. Es war ein langer und anstrengender Tag.“
„Ich bin nicht müde“, wiederholte sie. Sie hatte Angst, das Bett mit ihm zu teilen, solange ihre Gefühle noch so unsicher waren.
„Catherine“, begann er noch einmal.
Sie schüttelte den Kopf, als er näher kam, und ihre eindringlichen Blicke rührten an sein Herz. „Bitte, Lucian.“
Er verstand ihr Zögern, denn er fühlte dasselbe. Wenn er in dieser Nacht bei ihr lag, würden seine Pläne vernichtet, seine Rachewünsche unerfüllt bleiben.
„Wie Sie meinen.“ Er ging zum Bett und kroch unter die Decken. Er wandte ihr den Rücken zu und zwang sich zum Schlafen.
Catherine versuchte, nicht an ihn zu denken. Sie brauchte einen klaren Kopf, um ihren nächsten Schritt planen zu können.
Dummkopf.
„Ich bin kein Dummkopf“, sagte sie leise zu sich selbst. Alte Erinnerungen erwachten, und sie bezweifelte, dass sie fähig sein würde, ihren Vater vor dem Galgen zu bewahren. Zu oft hatte sie als Kind das Gefühl gehabt, nicht klug genug zu sein.
Ihre Mutter hatte behauptet, sie wäre faul, und immer und immer wieder erzählt, wie mühsam und langwierig ihre Geburt gewesen war, nur weil sie, Catherine, zu faul gewesen war, auf die Welt zu kommen.
Wenn sie ihre Bänder nicht rasch genug schloss, warf die Mutter ihr Faulheit vor. Wenn ihr Fehler beim Besticken der Mustertücher unterliefen, warf die Mutter ihr Faulheit vor. Sogar, als sie Interesse an Büchern zeigte, wurde sie beschuldigt, ihre Zeit zu vergeuden, indem sie Bilder ansah.
Catherine hatte sich für dumm und, was schlimmer war, nicht liebenswert gehalten. Sie ging davon aus, dass niemand eine so dumme Person lieben konnte. Bis Randolph Abelard ihre Mutter heiratete.
Zuerst war sie sehr scheu und ängstlich gewesen in seiner Nähe. Wenn er von ihrer Dummheit erfuhr, so fürchtete sie, würde er sie nicht so lieben können, wie ein Vater eine Tochter liebte, daher strengte sie sich beim Lernen besonders an.
Nach all den Jahren konnte sie noch immer kaum glauben, wie er sie erst gegenüber dem Lehrer verteidigt und diesen dann entlassen hatte. Und wenn sie daran dachte, wie er begonnen hatte, sie selbst zu unterrichten, lächelte Catherine und war erfüllt von herzlichen Gedanken und angenehmen Erinnerungen.
Jeden Tag hatte ihr Vater sich Zeit genommen, um bei ihr zu sitzen und über alles Mögliche zu sprechen. Als sie voller Aufregung ein Buch aus dem Regal genommen und auf die Bilder gezeigt hatte, um ihm eine Geschichte zu erzählen, hatte er gelächelt und ihr versprochen, sie lesen und schreiben zu lehren.
Zuerst war es sehr schwierig gewesen, und sie hatte viel geweint und
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