Lucifers Lady
musste bei klarem Verstand bleiben. Sie musste diese Papiere finden und entkommen. Sie durfte Lucians sanfte Seite nicht beachten und musste stets daran denken, wer er war und warum er sie gefangen hielt. Er war der berüchtigte Captain Lucifer, und es gelüstete ihn nach Rache.
Vergiss es nicht, Catherine. Vergiss es nicht. Wieder diese Stimme, und eine Träne rann ihr über die Wange.
„Du hast Abelard Bescheid gesagt, nicht wahr?“ fragte Santos, als Lucian zu ihm ans Ruder trat.
Lucian nickte. „Das habe ich.“
„Der Mann, mit dem du auf Tortuga sprachst?“
„Er wird Abelard meine Botschaft übermitteln.“
„Und die lautet?“
„Ich habe seine Tochter.“
Santos hörte den Tonfall kalter Berechnung in Lucians Stimme und fürchtete den Ausgang dieses Unternehmens. „Was glaubst du, wird er tun?“
„Mir Geld bieten für die Sicherheit seiner Tochter.“
„Und wirst du es nehmen?“ fragte Santos, obwohl er die Antwort kannte.
„Nein“, erwiderte er kurz.
„Wie willst du dann . . .“
„Catherine“, sagte Lucian. „Durch Catherine werde ich mich rächen. Sie sieht in ihrem Vater einen Helden. Einen guten und anständigen Mann, der nicht fähig ist, jemandem zu schaden. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich ihr die Papiere zeigen, die die Schuld ihres Vaters beweisen. Dann wird sie die Wahrheit erkennen.“
„Und?“ fragte Santos.
„Sie wird ihren Vater hassen und Trost bei mir suchen.“
„Du willst sie behalten? Sie zu deiner Geliebten machen?“ „Ich beabsichtige, sie über ihr Schicksal selbst entscheiden zu lassen.“
Santos schüttelte den Kopf. „Sie wird nicht bei dir bleiben.“ „Ihr Körper sagt etwas anderes.“
Santos umfasste das Ruder fester. „Du hast sie angerührt?“ Lucian lachte. „Du benimmst dich, als hätte ich eine Jungfrau verführt.“
„Bist du sicher, dass du das nicht getan hast?“
„Du bist ein Narr“, fuhr Lucian ihn an. „Catherine Abelard ist keine Jungfrau.“
„Und du bist ein Narr, wenn du das glaubst“, sagte Santos. „Sieh genau hin, Lucian, ehe es zu spät ist.“
Lucian lächelte ihn traurig an. „Es ist bereits zu spät, mein Freund.“
Catherine trug wieder ein Baumwollnachthemd, diesmal eines, das mit gelben Blumen bestickt war. Die Perlen hingen ihr bis über die Taille hinab, während sie sich das Haar kämmte, ehe sie schlafen ging.
„Der Viscount langweilte mich“, sagte sie. Sie hatte Lucian mit Geschichten über ihre erotischen Abenteuer unterhalten, seit er vor einer Stunde die Kabine betreten hatte. Sie hatte die Absicht, ihn auf Abstand zu halten, und das würde ihr gelingen, wenn sie es nur schaffte, weiterhin über ihre unmoralischen Eskapaden zu plaudern.
Lucian saß im Bett, mit ausdrucksloser Miene, die Hände in die Seiten gestemmt. Das weiße Laken bedeckte seinen flachen Bauch, und das rotbraune Haar, das ihm bis über die Schultern fiel, war noch feucht vom Waschen.
Catherine vermied es, ihn anzusehen, ein Blick auf ihn könnte fatal sein. Er erinnerte sie an einen mächtigen Krieger, erschreckend schön und bereit zur Schlacht. Sein Gegner hatte keine Chance. Vor allem nicht, wenn er eine Frau war.
Sie beugte sich weit vor und bürstete sich das Haar über den Kopf.
„Willst du mir nicht erzählen, warum der Viscount dich langweilte?“ fragte er. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er diese Frage gestellt hatte, und noch mehr, dass er eine Antwort für notwendig erachtete.
Dankbar, dass ihr langes Haar ihr Erröten verbarg, fuhr sie fort: „Er wollte mich immer unter sich haben. Er besaß so gar keinen Sinn für Abenteuer. Es war immer dieselbe Stellung. Er langweilte mich schrecklich.“
Jedes Mal, wenn sie eine Geschichte erfand, lobte Catherine insgeheim Bonnie. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Männer verschiedene Stellungen aufregend fanden, oder dass es überhaupt verschiedene Stellungen bei der Liebe gab.
Lucians Frage erschreckte sie. „Welche Stellung bevorzugst du?“
Sie bürstete ihr Haar heftiger. Sie erinnerte sich an Bonnies Lieblingsstellung und beschloss, diese auch für sich zu wählen. „Ich bevorzuge es, oben zu sein. So kann ich mehr fühlen und mich besser bewegen.“
Lucian verfluchte seine Neugier. Jetzt konnte er an nichts anderes mehr denken als daran, wie sie auf so einem verdammten Viscount saß, den Kopf zurückgeworfen, die Brüste vorgestreckt, während ihr Stöhnen den Raum erfüllte.
„Verdammt, du wirst dir noch jedes Haar vom Kopf
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