Lucky - Nur eine Frage der Zeit
sehr ernsthaft und ambitioniert.”
“Es war nicht Thomas”, mischte sich das rothaarige Mädchen – Tasha – ein. “Der Verunglückte war ein anderer.”
“Ein Ensign namens Marc Riley. Sie haben ihn stabilisiert. Er hat Schmerzen, aber es ist weniger schlimm, als es zunächst aussah.” Mia lächelte Syd erneut an, freundlich und neugierig zugleich. Sie ließ den Blick über Syds legere Leinenjacke, die weite Khakihose, die klobigen Stiefel und die bis obenhin zugeknöpfte Hemdbluse schweifen.
Syd hegte keinerlei Zweifel, dass sie ganz erheblich anders aussah als die Frauen, die normalerweise Lieutenant O’Donlon umschwirrten.
“Tut mir leid”, fuhr Mia fort. “Wir hatte gar nicht vor, Lucky lange aufzuhalten.”
Lucky. Genauso hatte auch das Mädchen O’Donlon genannt. Das passte wie die Faust aufs Auge. Syd hatte Mühe, nicht zu feixen.
“Kein Problem”, sagte sie. “Ich bin Syd Jameson.”
“Wir arbeiten zusammen. Sonderauftrag”, warf der Mann ein, der Lucky genannt wurde. Als hätte er Angst, Mia könnte eine private Verbindung vermuten. Aber sicher!
“Der Sonderauftrag, wegen dem Lucy uns quasi aus Alans Büro geworfen hat, um unter vier Augen mit ihm zu reden?”
Lucky öffnete den Mund. Dann hielt er Tasha die Ohren zu und fluchte. Das Mädchen kicherte, und er zwinkerte ihr zu, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut Mia zuwandte. “Lucy ist schon da?”
“Sag Alan, dass ich euch aufgehalten habe.”
“Klar doch.” Lucky lachte, winkte den beiden zum Abschied zu und führte Syd einen der Gänge hinunter. “Ich sage ihm, dass ich spät dran bin, weil ich mit seiner Frau flirten musste. Das wird ihm gefallen.”
Syd musste laufen, um nicht abgehängt zu werden. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass es keine Rolle spielte, warum O’Donlon zu spät kam. Man würde ihm auf der Stelle verzeihen. Wenn erwachsene Männer einen solchen Spitznamen trugen, dann ganz sicher nicht von ungefähr.
Lucky.
Oh Mann!
In der siebten Klasse hatte man auch Syd einen Spitznamen verpasst.
Stinky.
Sie hatte an jenem Tag das Deo vergessen. Ein einziges Mal nur! Und schon hieß sie für den gesamten Rest des Schuljahres Stinky.
Apropos Stinky: Wenn sie gewusst hätte, dass ihr heute ein Marathonlauf bevorstand, hätte sie sich etwas anderes angezogen. Lieutenant Lucky O’Donlon war ihr weit voraus und machte keine Anstalten, langsamer zu werden. Wie groß war dieses Gebäude eigentlich?
Da er offenbar keine Lust hatte, auf den Aufzug zu warten, führte er sie ins Treppenhaus und rannte die Treppen hinauf.
Syd war bereits außer Atem, versuchte aber dennoch, Schritt mit ihm zu halten. Zu groß war die Gefahr, ihn nie wiederzufinden, wenn sie ihn aus den Augen verlor. Sie gab sich große Mühe, den Blick auf seine breiten Schultern zu heften, aber das erwies sich als schwierig. Schließlich lag etwas viel Interessanteres genau vor ihren Augen: sein perfekt geformter Hintern.
Natürlich war er perfekt, was auch sonst? Straff und klein, etwa hundertmal kleiner als ihrer, und in vollkommener Proportion zu seinen schmalen Hüften. Was wäre von einem Mann, der Lucky genannt wurde, auch anderes zu erwarten gewesen?
Sie folgte seinem hübschen kleinen Hintern in den nächsten Flur, durch ein leeres Vorzimmer und …
Sie rang nach Atem, als er vor einer geschlossenen Tür stehen blieb und anklopfte. Der SEAL war kein bisschen außer Atem – verdammter Kerl –, während sie die Hände auf die Knie stützte und heftig keuchte.
“Sie rauchen?”, fragte er beinahe mitfühlend. Beinahe, aber doch nicht ganz. Er wirkte ein wenig zu belustigt, als dass es ihm ehrlich hätte leidtun können.
“Nein”, antwortete sie. Sie war noch weniger in Form, als ihr bewusst gewesen war. Eigentlich lief sie ausgesprochen gern, aber dieses Jahr hatte sie es weder im Frühjahr noch im Sommer geschafft, wieder damit anzufangen.
Die Tür öffnete sich und gab den Blick frei auf einen Mann, der glatt Luckys Zwillingsbruder hätte sein können. Sein Haar war etwas dunkler, seine Gesichtszüge wirkten schärfer, härter, nicht so hübsch. Er hatte exakt genauso breite Schultern.
“Ich muss zu einer Besprechung mit Admiral Forrest und Admiral Stonegate”, sagte der Mann zur Begrüßung. “Lucy ist schon da. Hört euch an, was sie zu sagen hat, und dann tut, was immer ihr tun müsst, um den Kerl zu schnappen. Möglichst noch vor Ende dieser Woche.”
Sein Blick wanderte von Lucky zu Syd. Seine Augen waren
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