Lucky - Nur eine Frage der Zeit
kein Wort der Warnung in den Zeitungen. Die Story musste einfach geschrieben werden – dringend. Also habe ich sie geschrieben. Und ich werde auch die exklusive Hintergrundstory über die Fahndung nach dem Vergewaltiger und seine Festnahme schreiben.”
Er schüttelte offen missbilligend den Kopf, und Sydney reagierte gereizt. “Wissen Sie, wenn ich ein Mann wäre”, fauchte sie ihn an, “dann wären Sie beeindruckt von meinem Durchsetzungsvermögen.”
“Und haben Sie den Typen wirklich gesehen, oder haben Sie sich das nur ausgedacht?”, fragte er.
Sie wollte ihn auf keinen Fall merken lassen, wie sehr er sie ärgerte, und zwang sich zur Ruhe. Ihre Stimme klang gleichmütig und gelassen, als sie antwortete: “Er hat mich fast umgerannt, als er die Treppe herunterkam. Aber, wie ich schon der Polizei gesagt habe: Die Beleuchtung im Treppenhaus ist miserabel. Ich habe ihn nicht wirklich gut gesehen.”
“Gut genug, um sich meine Männer anzusehen und von der Liste der Verdächtigen zu streichen?”
Lucy seufzte. “Lucky, ich glaube nicht …”
“Ich will Bobby Taylor und Wes Skelly in meinem Team haben.”
“Bobby geht in Ordnung. Er ist indianischer Abstammung”, erläuterte Lucy für Syd. “Lange schwarze Haare, über zwei Meter groß und breit wie ein Schrank. Definitiv nicht unser Mann. Aber Wes …”
“Wes sollte nicht zu den Verdächtigen zählen”, beharrte Lucky.
“Polizeiermittlungen funktionieren anders”, erwiderte Lucy. “Du hast recht, er sollte nicht verdächtigt werden. Aber Chief Zale besteht darauf: Kein Mann in deinem Team darf auch nur ansatzweise dem Mann ähnlich sehen, den wir suchen.”
“Aber dieser Mann hat schon öfter, als du wissen möchtest, sein Leben für mich riskiert, ebenso für deinen Mann. Wenn Sydney ihn sich anschauen könnte und …”
“Ich kann mich wirklich kaum an sein Gesicht erinnern”, unterbrach ihn Sydney. “Er polterte die Treppen herunter, warf mich beinahe um und blieb ein paar Stufen weiter unten kurz stehen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er sich umgedreht hat. Er hat sich entschuldigt, und weg war er.”
Lucky beugte sich vor. “Er hat mit Ihnen gesprochen?”
Himmel noch mal, sah der Junge gut aus! Syd zwang sich, die nervösen Zuckungen in ihrem Bauch zu ignorieren, die jedes Mal aufkamen, wenn er sie ansah. Wie erbärmlich! Sie mochte diesen Mann nicht einmal. Genau genommen verabscheute sie ihn regelrecht. Und dennoch brauchte sie ihm nur in die Augen zu sehen, und schon wurden ihr die Knie weich.
Offensichtlich war es viel zu lange her, dass sie mit einem Mann geschlafen hatte. Und es war nicht sehr wahrscheinlich, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern würde.
“Was hat er gesagt?”, bohrte Lucky weiter. “Der genaue Wortlaut.”
Syd zuckte die Achseln. Sie wollte ihm nicht sagen, was der Mann gesagt hatte, aber sie wusste, er würde so lange in sie dringen, bis sie es doch tat.
Bring’s einfach hinter dich! Sie atmete tief durch. “Er sagte: ‘Tut mir leid, Kumpel!’“
“Tut mir leid … Kumpel ?”
Syd spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. “Wie schon gesagt, die Treppenhausbeleuchtung ist miserabel. Er muss mich für einen Mann gehalten haben.”
Lucky O’Donlon sagte nichts dazu, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Er ließ den Blick über sie schweifen, registrierte ihre ganz und gar unfeminine Kleidung, das völlige Fehlen von Make-up. Ein verständlicher Irrtum – konnte jedem Mann unterlaufen. Das sagten seine Augen.
Schließlich schaute er hinüber zu Lucy. “Fakt bleibt, dass ich unmöglich arbeiten kann, wenn ich eine Journalistin an der Backe habe.”
“Das kann ich genauso wenig”, gab sie zurück.
“Ich habe viele Jahre als Enthüllungsreporterin gearbeitet”, eröffnete Syd ihnen beiden. “Ist es Ihnen beiden wirklich noch nicht in den Sinn gekommen, dass ich Ihnen helfen könnte?”
3. KAPITEL
L ucky war optimistisch. Die Sache sollte nicht allzu schwierig werden.
Er kam mit allen Menschen gut zurecht, war charmant, liebenswürdig, hatte Charisma, und das wusste er auch. Das war eine seiner Stärken.
Er konnte nahezu überall hingehen und sich mit beinahe jedem binnen Stunden anfreunden.
Genau das würde er jetzt und hier mit Sydney Jameson tun müssen. Er musste sich nur mit ihr anfreunden, und dann wäre es ihm ein Leichtes, sie ohne Gegenwehr ins Aus zu manövrieren. Komm schon, Syd, hilf deinem alten Freund Lucky, indem du ihm nicht im Weg
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