Lucky - Nur eine Frage der Zeit
stimmt.”
“Jeder, der ihn kennt”, gab Bobby zurück, “wird nur einen Blick auf Sie werfen und denken, dass er endlich eine Frau gefunden hat, die der Mühe wert ist.”
Lucky konnte sich nicht entsinnen, jemals wegen einer Frau so nervös gewesen zu sein.
Er musste seinen Pick-up drei Häuser vom Haus der Catalanottos entfernt parken. Veronicas kleines Grillfest hatte sich zu einer Riesenparty entwickelt, sofern man Rückschlüsse aus den vielen Personenwagen und Pick-ups ziehen konnte, die die Straße zuparkten. Bobbys Pick-up stand da, Wes’ Motorrad, PJ Beckers grüner Käfer, Friscos Jeep, Lucy McCoys bescheidener Kleinwagen.
“Wir schauen nur kurz rein, damit ich Veronica überreden kann, die Stadt für eine Woche oder so zu verlassen”, erklärte er Syd, als sie die Einfahrt des kleinen Hauses betraten. “Wir können die Party als Generalprobe nutzen für unsere späteren Ausflüge in die Stadt. Wenn wir den Leuten hier weismachen können, wir seien ein Paar, dann täuschen wir jeden.”
Syd schaute ihn an, eine Augenbraue leicht hochgezogen. “Glauben Sie – glaubst du wirklich, dass wir sie täuschen können? Wir sehen nicht so aus, als wären wir ein Paar.”
Sie hatte recht. Tatsächlich sahen sie so wenig wie ein Paar aus, wie das bei einem Mann und einer Frau nur möglich war. “Was sollte ich Ihrer Meinung nach …? Soll ich meinen Arm um … deine Schultern legen?”
Oh Mann, er hatte nicht mehr so dämlich unsicher geklungen, seitdem er als Sechstklässler zu einer Tanzparty der achten Klasse eingeladen worden war.
“Ich weiß nicht”, gab sie zu. “Würdest du mir den Arm um die Schultern legen, wenn wir wirklich ein Paar wären?”
“Ich würde …” Er legte ihr den Arm um die Hüfte und zog sie eng an sich heran. Geplant war es nicht, aber seine Hand rutschte dabei unter den Saum ihres T-Shirts, und seine Finger berührten glatte warme Haut.
Oh-oh.
Er wappnete sich, rechnete fest mit einer Ohrfeige oder doch wenigstens damit, dass sie sich aus seinem Griff befreien und ihn wüst beschimpfen würde. Aber nichts dergleichen. Stattdessen legte sie ihren Arm um ihn, schob ihre Hand in die Gesäßtasche seiner Shorts – und hätte ihn damit fast auf den Mond geschossen.
Lucky musste sich räuspern, bevor er sprechen konnte. “Du meinst, das geht so?” Jetzt, wo seine Hand lag, wo sie nun mal gelandet war, nämlich auf ihrer nackten Haut, wirkte das Ganze viel intimer und besitzergreifender, als wenn er ihr den Arm um die Schultern gelegt hätte.
Syd räusperte sich ebenfalls. Ha! Sie war also doch nicht so unbeeindruckt, wie sie tat.
“Lieber Himmel, das ist bizarr.” Sie hob den Kopf, um ihn anzuschauen. “Es ist wirklich bizarr, nicht wahr?”
“Ja.”
“Bist du genauso nervös wie ich?”
“Ja”, antwortete Lucky, froh, das zugeben zu können.
“Wenn du mich küssen musst”, sagte Syd, “versuch bitte, mich nicht auf den Mund zu küssen, okay?”
Wenn er musste ?
“Oh”, sagte er, “ja, klar, natürlich. Ich meine, das ist gut. Du sagst mir, was ich nicht tun soll, und ich tue alles, um diese Grenzen nicht zu überschreiten …”
“Nein!” Sie klang entgeistert. “Es geht nicht um Grenzen. Es ist einfach nur … Auf meiner Pizza gestern war bestimmt ein ganzes Kilo Knoblauch, und mein Atem stinkt immer noch zehn Meilen gegen den Wind. Ich wollte nur … verhindern, dass du dich ekelst.”
Lucky lachte – was für eine lahme Entschuldigung. “Nach über vierundzwanzig Stunden kann dein Atem gar nicht mehr nach Knoblauch riechen.”
“Du hast offenbar noch nie Dominics Deluxe-Knoblauchpizza gegessen.”
“Syd.” Er blieb etwa drei Meter vor der Eingangstreppe zum Haus stehen und drehte sie zu sich herum. “Das ist schon in Ordnung. Du musst dir keine Ausreden ausdenken, warum ich dich nicht küssen soll.”
“Ich denke mir keine Ausreden aus”, widersprach sie.
“Also schön. Wenn es mir nichts ausmacht, dass dein Atem vermeintlich nach Knoblauch riecht, macht es dann dir nichts aus, wenn ich dich küsse?”
Die tief stehende Abendsonne tauchte ihr Gesicht in warme Farben, und sie lachte. “Ich glaube einfach nicht, dass wir dieses Gespräch führen.”
Und Lucky stand da, schaute auf sie hinab, den Arm immer noch um ihre Hüfte gelegt, und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu küssen.
Verdammt noch mal! Warum sollte er es eigentlich nicht ausnutzen, dass es ihrer Coverstory nur größere Glaubwürdigkeit verlieh,
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