Lucky - Nur eine Frage der Zeit
“Wir haben nur noch ein paar Lücken gefüllt.”
Sie schaute auf die umfangreiche Namensliste, die sie in Händen hielt. “Also, was tun wir jetzt? Sollen wir Kontakt mit all diesen Männern und Frauen aufnehmen und sie warnen, dass sie selbst oder jemand, den sie lieben oder einmal geliebt haben, in Gefahr schweben, überfallen zu werden?”
“Nur ein Teil dieser Männer und Frauen lebt noch in der Gegend”, antwortete Bobby.
“Ein Teil von einer Milliarde kann immer noch eine ziemlich hohe Zahl sein”, erwiderte Syd.
“Es sind keine Milliarde Namen auf der Liste”, sagte Luke.
Sie wog die Liste in der Hand. “Schwer genug dafür wäre sie.”
“Fast die ganze Alpha Squad steht darauf”, meinte Bobby. “Wir sollten eine Trainingseinheit in Coronado absolvieren, wenn ich mich recht entsinne, und stattdessen haben wir Extradienst als Ausbilder geschoben. Da gab es eine Klasse, in der fast alle durchhielten. Ich glaube, gerade mal drei Jungs insgesamt gaben auf. Das war absolut faszinierend, aber während der Höllenwoche waren wir total unterbesetzt.”
“Ich erinnere mich”, sagte Lucky. “Die meisten von uns hatten schon mal als Ausbilderassistenten ausgeholfen. Deshalb wurden wir alle mit eingespannt, um die Anwärter auf Herz und Nieren zu prüfen.”
“Fast die ganze Alpha Squad”, wiederholte Syd, als ihr schlagartig klar wurde, was das bedeutete. Jede Frau, die irgendetwas mit jemandem auf der Liste zu tun hatte, war ein potenzielles Opfer für den Vergewaltiger. Sie sah Lucky an. “Haben Sie schon mit …”
“Alles erledigt”, erwiderte er. Offenbar war ihm klar, welche Frage ihr auf der Zunge lag. “Ich habe mit den Frauen sämtlicher Gruppenmitglieder gesprochen. Nur Ronnie Catalanotto konnte ich nicht erreichen, habe ihr aber eine detaillierte Mitteilung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und sie gebeten, mich schnellstmöglich auf meinem Handy anzurufen.”
“Wissen Sie, Lieutenant Lucky, Sir”, mischte sich Rio ein. “Wir könnten vielleicht einen Köder benutzen, um den Kerl zu schnappen. Syd könnte so tun, als wäre sie Ihre Freundin, und …”
“Nichts da”, fiel Lucky ihm ins Wort. “Kommt überhaupt nicht infrage.”
Sieh an! Wenn das keine entschiedene Ablehnung war?
“Ich rede doch gar nicht davon, dass sie sich mitten in der Nacht in den finstersten Gegenden von San Felipe herumtreiben soll”, beharrte Rio. “Genau genommen wäre sie dann sicherer als jetzt. Schließlich würden wir sie überwachen, wenn sie allein ist.”
“Sie lebt im dritten Stock eines Hauses in einer Gegend, die vorwiegend aus Asphalt und Beton besteht. Wie wollt ihr sie da überwachen? Da gibt es keine unauffälligen Verstecke. Ihr müsstet euch in ihrer Wohnung verstecken …”
“Wir können die Wohnung verwanzen”, schlug Thomas vor. “Und ein Überwachungssystem installieren, einen Überwachungswagen in der Straße parken.”
“Wir können den Kerl auch auf Sie aufmerksam machen, Sir.” Rio war richtig aufgeregt. Syd schloss daraus, dass er zu viele Folgen von NYPD Blue gesehen hatte, einer beliebten Krimiserie, die im New Yorker Stadtteil Manhattan spielte. “Sie könnten im Fernsehen auftreten, ein Interview geben, ihn irgendwie beleidigen. Behaupten, er könne nie und nimmer ein SEAL sein. Offenkundig will er die Leute doch glauben machen, er sei einer. Vielleicht will er sogar nur sich selbst glauben machen, er sei ein SEAL. Konfrontieren Sie ihn mit der Realität. Gehen Sie ihm auf die Nerven, treten Sie in der Öffentlichkeit mit Syd auf, knutschen Sie ein bisschen rum und …”
“Nein. Das wäre Irrsinn.”
Syd setzte sich an den Konferenztisch, bemüht, unbeteiligt und ein wenig gelangweilt zu wirken. Dabei war ihr gerade aufgegangen, dass sie den Beinahekuss vor gerade mal knapp fünf Minuten völlig fehlinterpretiert hatte. Luke schwang sie im Kreis herum, und sie klammerte sich an ihn. Er schaute sie gar nicht so an, als wollte er sie küssen. Nein, vermutlich schaute sie ihn so an. Deshalb war ihm das Lachen vergangen. Er fühlte sich peinlich berührt. Er musste sich nicht beherrschen, weil sie an seinem Arbeitsplatz waren. Nein, er hatte schlicht kein Interesse.
Wie hatte sie nur je glauben können, er sei auch nur im Geringsten an ihr interessiert?
Bobby räusperte sich. “Wissen Sie, das könnte durchaus funktionieren.”
“Schon, aber denken Sie auch an seinen Ruf”, warf Syd trocken ein. “Der wäre hin, wenn er sich in der
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