Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
Schlüssel hab ich nicht, verdammt. Die ganze Aktion, dieses ganze Schlamassel, alles war umsonst. Ich hab’s vergeigt. Der Schlüssel ist weg. Er hat sich in Luft aufgelöst!«
Sie sah ihn mit der ganzen Intensität, die ihr zur Verfügung stand in die Augen. Sein eben noch vor Begeisterung strahlendes Gesicht verlor plötzlich jeden Glanz. An seine Stelle trat Entsetzen.
»Lucy hör mir zu. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht und mit wem du da zusammenarbeitest. Aber glaub mir, in diesem Teil der Galaxie darfst du niemandem trauen. Niemanden! Hast du verstanden!«
Seine Augen, sein ganzer Gesichtsausdruck hatte fast panische Züge angenommen. Er hatte Lucy an den Schultern gepackt und schüttelte sie bei jedem Satz. In seiner Stimme schwang die reine Verzweiflung mit.
»Wende dich an Kinder oder Jugendliche! Frage nach Srandro! Sage ihnen, Borek hat dich geschickt! Lucy bitte, bitte, wenn du den Schlüssel hast, gib ihn niemandem außer Srandro. Gib ihn nicht den Aranaern! Bitte Lucy, du musst mir glauben. Bitte Lucy, hör auf mich!«
Er hatte sich derart fest in Lucys Sträflingsbluse gekrallt und sie derart geschüttelt, dass es schon fast wehtat. Dabei sah er sie aus seinen wunderschönen, großen, braunen Augen dermaßen verzweifelt an, dass Lucy nichts mehr zu sagen einfiel. Sie blickte ihn ebenso fest an und hielt dem Blick stand. Ein paar Sekunden sahen sie sich so an. Dann hellte sich plötzlich Boreks Gesicht auf. Er lachte.
»Oh Lucy, jetzt hast du selbst mich drangekriegt. Ich hab dir doch tatsächlich einen Moment lang geglaubt. Du bist wirklich die Größte. Grüß Srandro von mir. Macht euch einen schönen Abend und lacht über den naiven, leichtgläubigen Borek. Aranaer, das ist wirklich gut!«
Lucy gab es auf. Sie hatte keine Lust mehr, dagegen anzudiskutieren. Sollte er doch glauben, dass sie zu seinen Leuten gehörte. Hauptsache er half ihr hier heraus.
»Ihr müsst euch beeilen. Zweite Tür links. Und Lucy …« Er sah ihr noch mal in die Augen und Lucy dachte, sie müsse unter diesem Blick schmelzen. »Auch wenn ich mich eben wie ein Idiot benommen habe, ich würde dich gern wiedersehen.«
»Ich dich auch«, hauchte Lucy.
»So, nun musst du mich nur noch KO schlagen.«
Er hielt Lucy das Kinn entgegen. Lucy sah ihn entsetzt an.
»So was kann ich nicht!«
»Lucy bitte, ich bekomme auch so schon genug Ärger. Was meinst du, was die mit mir machen, wenn sie rauskriegen, dass ich euch freiwillig rausgelassen habe.«
Lucy blickte verzweifelt zu Lars, der plötzlich schräg neben ihr stand. Als Borek lauter geworden war, hatten ihre drei Freunde mitbekommen, dass Lucy Besuch hatte und waren zu ihr geeilt. Sie hatten zwar das Gespräch nicht mit anhören können, weil sie erst ganz zum Schluss dazugekommen waren, standen jetzt aber hinter Lucy.
Lucy sah Lars bittend an. Er sollte die Aufgabe des KO-Schlags übernehmen. Lucy wollte dieses Gesicht küssen und nicht mit der Faust hineinschlagen.
Lars war zwar zu allen möglichen Schandtaten bereit, aber einen wehrlosen Menschen verprügeln, dafür war er nun wirklich nicht der Typ. Er zuckte entschuldigend mit der Schulter.
Borek sah bittend von Lucy zu Lars und wieder zurück. Ohne dass einer von den anderen mitbekam, was passierte machte Kim einen Schritt vorwärts, ihre Faust schoss hervor und traf direkt auf den Punkt. Borek brach bewusstlos zusammen.
Lucy war so überrascht, dass sie Borek beinahe einfach auf den Boden hätte fallen lassen. Erst im letzten Moment reagierte sie und schützte seinen Kopf, bevor er auf dem Boden aufschlug.
»Raus hier und dann zweite Tür links«, schrie sie und winkte die drei aus dem Raum.
Sie konnte es nicht lassen. Schnell drückte sie Borek noch einen Kuss auf die leblosen Lippen, legte seinen Kopf sanft auf den Boden und rannte dann hinter den anderen her.
»Eh Alter, hast du das gesehen! Hast du gesehen, wie die Braut den Kerl einfach ausgeknockt hat! Wahnsinn, einfach ohne Vorwarnung! Mensch Professor, seh’ dich bloß vor!« rief Lars und boxte Christoph freundschaftlich an den Arm. In seiner Stimme lag soviel Bewunderung, dass Kim strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass sie von Lars Komplimente bekam.
Lucy hatte die drei eingeholt, als sie durch die offene Tür in den Hangar rannten. Dort standen drei Schiffe unterschiedlicher Bauart.
»Christoph, welches von den Schiffen sollen wir nehmen?«, rief sie und riss die drei damit aus ihren
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