Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
Kinderkram. Aber für einen Überfall ist noch nie ein Planet gesprengt worden. Das ist gegen alle Regeln. Das Imperium will den Planeten doch eingliedern und ihn nicht zerstören. Lucy, glaub mir, mit dir hat das nichts zu tun!«
Oh, es tat so gut. Lucy drehte sich zu ihm. Sie hatte noch immer die Augen geschlossen und kuschelte sich ganz an seinen Körper. Er nahm sie in den Arm und wiegte sie wie ein Kind. Dabei streichelte er noch immer ihr Haar.
Er lehnte seinen Kopf an ihren. Sein Flüstern wurde noch leiser.
»Was auf diesem Schiff passiert, das gibt es im ganzen Imperium nicht. Ich finde vieles falsch, politisch falsch. Gegen vieles muss man kämpfen. Aber im Imperium herrscht eine Zivilisation, eine Zivilisation der höchsten Stufe, die man im bekannten Teil der Galaxie findet. Und auf diesem Schiff herrscht Barbarei. Es sind seit Hunderten, vielleicht sogar seit Tausenden von Jahren keine Menschen mehr zum Tode verurteilt worden. Noch nie wurde ein Planet zerstört und was da weiter unten am Gang mit den imperianischen Soldaten passiert, das ist … das ist …«
Ihm versagte die Stimme. Lucy spürte Feuchtigkeit auf ihrem Haar. Auch Borek weinte. Schüchtern begann Lucy auch ihm übers Haar zu streicheln. Plötzlich nahm sie seinen Geruch wahr, spürte plötzlich seinen Körper. Auf einmal war es nicht nur die Wärme, die sie tröstete. Es war ein schöner, männlicher Körper, den sie spürte. Wie ein Schwarm Bienen breitete sich ein Kribbeln kurz über der Magengegend aus. Sie hatte so etwas noch nie empfunden, jedenfalls nicht in dieser Intensität. Ihr war klar, dass die Situation, in der sie steckte, zu diesem Gefühl beitrug. Normalerweise hätte sie gegen solche Gefühle angekämpft. Borek war schließlich ihr Bewacher, ihr Feind. Aber jetzt war alles egal. Es dauerte keine Stunde mehr und ihr Planet würde für immer zerstört werden. Sechs Milliarden Menschen würden gleichzeitig sterben. Zwei Stunden später wäre sie tot und damit würde ihre ganze Spezies endgültig aussterben.
Borek hob seinen Kopf und sie sah ihm in die Augen. Sie waren wunderschön, fand Lucy, obwohl sie von seinen Tränen gerötet waren. Sie selber musste schrecklich aussehen, dachte sie. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie so intensiv geheult. Aber auch das war egal. Borek strich sanft ihre Tränen von der Wange. Dann fuhr er durch ihre langen, dunkelblonden Haare. Er flüsterte dabei verträumt:
»Du hast wundervolle Haare Lucy. Ich träume schon seit meiner Kindheit von einem Mädchen mit so schönen, altmodisch langen Haaren.«
Ihre Augen versanken in seinen. Sein wundervoller Geruch schien plötzlich ihre Sinne vollständig zu umfangen. Der Bienenschwarm in ihrem Bauch spielte verrückt. Seine Lippen berührte ihre. Wie konnte sie jetzt einen Imperianer küssen. Ihr erster Kuss und dann in so einer Situation. Aber es war egal, es würde auch ihr letzter Kuss sein. Sie wollte sich zum Abschluss ihres Lebens einfach einmal fallen lassen. Sie spürte seine Lippen. Sie öffnete ganz leicht ihren Mund.
In diesem Moment zog sich Borek zurück.
»Oh, entschuldige Lucy, das ist jetzt nicht der richtige Moment«, stammelte er.
»Sag mal, spinnt der«, dachte Lucy. Sie war enttäuscht. In wenigen Stunden wäre sie tot und hatte noch nie einen Jungen geküsst. Wann sollte wohl der richtige Zeitpunkt sein, wenn nicht jetzt.
Borek stand auf und zog auch Lucy auf die Füße.
»Hör mal, ich bin wegen einer ganz anderen Sache hier. Wie du dir vielleicht denken kannst, gehöre ich zu euch. Ihr müsst hier raus«, sagte er in ernstem Ton. »Lucy, ich wollte dir nur sagen, du bist für mich die Größte. Das war wirklich genial. Vor allem wie du die Typen an der Nase herumgeführt hast. Die Aranaer! Darauf muss man erstmal kommen! Und das du den Schlüssel so gut versteckt hast, dass ihn niemand gefunden hat, einfach genial! Ich mach euch jetzt die Tür auf. Den Gang rechts runter, die zweite Tür auf der linken Seite habe ich extra aufgeschlossen. Da ist ein Kleinhangar. Sucht euch ein Schiff und haut so schnell ab, wie ihr könnt. Ach ja und Lucy, grüß mir Srandro.«
Lucy war wie vom Donner gerührt. Für einen Moment bewegungsunfähig, sah sie ihn an. Eben hatte sie nur noch einen letzten Kuss von ihm gewollt, nun öffnete er ihr die Türen. Aber was redete er da?
»Borek, wovon redest du. Ich bin nicht genial. Ich hab die Wahrheit gesagt! Ich kenne keinen Srandro. Wir arbeiten mit den Aranaern zusammen und den
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