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Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Titel: Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
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zog sich ein großes Panoramafenster, das am Boden noch abgeknickt war und etwa zwei Meter in den Fußboden hineinragte. Diese ganze Zelle lud dazu ein, sich auf eine der Liegen zu setzen und den fantastischen Ausblick auf die Erde zu genießen, die sich als wundervoller blauer Planet mit seinen weißen Wolken unter dem Schiff drehte.
    Natürlich war das eine ganz perfide Form der Folter. Dies war der Logenplatz, von dem aus man die letzte Stunde dieses wundervollen Planeten – ihres Planeten – beobachten konnte und dann mit ansehen musste, wie diese ganze einmalige Schönheit von einer Minute auf die andere zerstört wurde. Und das alles nur, weil sie selbst den Auftrag verbockt hatte.
    Bis endlich ihre Freunde kamen, verwandte Lucy in steigender Panik ihre ganze Energie darauf, nicht weiter über diese Dinge nachzudenken. Es schien ewig zu dauern, bis die drei endlich in der Zelle abgeliefert wurden. Die Luzaner nahmen sich kaum Zeit, die terranischen Gefangenen vorschriftsmäßig abzuliefern. Sie lösten die Handschellen, stießen sie in die Zelle und verriegelten schnell die Tür, um hinter ihren Kameraden herzulaufen und sich weiter an den Schikanen gegenüber den Imperianern zu beteiligen.
    Dass ihre Freunde jetzt da waren, machte die Sache aber auch nicht besser. Die vier starrten sich schweigend an. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, war es gespenstisch still in dem Raum. Er wurde nur durch die blau-weiße Erdkugel vor dem Fenster beleuchtet.
    Kim stellte sich schweigend vor das riesige Fenster und starrte auf den Planeten. Ganz langsam begannen ihre Schultern zu beben.
    »Diese Schweine«, schluchzte sie. »Nur weil wir da unten waren, können sie doch nicht den ganzen Planeten sprengen.«
    »Und ich will noch nicht sterben«, fügte sie flüsternd hinzu und ihr ganzer Körper begann zu beben. »Ich habe solche Angst.«
    Lucy wollte sie in den Arm nehmen. Sie brauchte auch so dringend irgendjemanden, an dem sie sich festhalten konnte. Aber bevor sie auf Kim zugehen konnte, hatte diese sich schon Christoph in die Arme geworfen, der sie fest an sich drückte. Auch er ließ seinen Tränen freie Bahn. Die beiden zogen sich kuschelnd und küssend auf eine der beiden Liegen zurück.
    Lucy sah, wie Lars die beiden wehmütig betrachtete. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Sie wollte in diesem Moment doch nicht auch noch einen ihrer besten Freunde enttäuschen. Als sich ihre beiden Blicke trafen, sah sie, dass auch Lars’ Augen feucht waren. Schnell wandte er sich ab und setzte sich auf die andere der beiden Liegen und verbarg seinen Kopf in seinen Händen. Lucy ahnte, dass er sich mehr als Freundschaft von ihr wünschte, aber er war doch einfach ihr bester Freund – so etwas, wie ein Bruder. Auch in so einer Situation konnte sie nicht mehr für ihn empfinden, und wenn sie ihn jetzt trösten würde, würde er das falsch verstehen. Sie konnte es einfach nicht.
    Einsam schlich sie um die einzige Ecke im Raum, der wie alle Räume im Schiff natürlich auch nicht gradlinig war. Er hatte am Eingang praktisch einen kleinen Vorraum, der nach einem Knick in den eigentlichen Aufenthaltsbereich überging. In diesen kleinen Vorraum, in dem sie geschützt vor den Blicken ihrer Freunde war, zog sie sich zurück. Sie lehnte sich an die Wand. Sie hielt das blauweiße Licht des Planeten nicht mehr aus und schloss die Augen.
    Jetzt begann das, vor dem sie seit der Verhandlung panische Angst gehabt hatte. Alle Eindrücke stürzten auf sie ein. Der Vizeadmiral, der sie warnte, der ihr die Verantwortung für alles, was passieren würde – alles, was mittlerweile passiert war – zuschob. Sie sah die Verhandlung vor sich. Die irren, hasserfüllten Augen des Admirals. Sie sah noch einmal die Szene, in der der gesamte Verhandlungsraum kurz vor einem Blutbad stand, spürte noch einmal die Spannung, die Angst. Sie sah die pöbelnden Luzaner, die ihre ehemaligen Kameradinnen und Kameraden verspotteten und schikanierten.
    Dann drang die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass die Erde keine Stunde mehr existieren würde, ihre Erde, ihr Planet. Vor ihrem inneren Auge tauchten die schneebedeckten Berge auf, die sie gesehen hatte, als sie mit ihren Eltern im Skiurlaub war. Plötzlich lag sie auf einer Wiese, roch den Duft der Feldblumen und Kräuter, hörte die Hummeln summen. Oh Gott, warum war ihr bisher nie aufgefallen, wie schön dieser Planet war.
    Sie stand plötzlich wieder am Strand, spürte den warmen Sand unter ihren

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