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Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Titel: Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
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schwieg die Aranaerin.
    »Aber zurück zu den Gefühlen«, lenkte Lucy schnell das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema. »Ihr müsst euch doch auch fortpflanzen. Geht das denn auch ganz ohne Gefühle? Ich meine, bei uns ist das eigentlich eine reine Gefühlssache.«
    Wieder nahm Lucy das kurze Trommeln der Finger wahr.
    »Das ist bei uns anders. Wenn wir im richtigen Alter sind und uns die Aufgaben, die wir erledigen wollen, genügend Zeit lassen, sehen wir uns nach einem Partner um, der alle notwendigen Kriterien erfüllt. Die Sache wird dann gemeinsam besprochen und bis zum Ende durchdacht. Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es für die aranaische Spezies wichtig ist und es logisch ist, dass wir als Paar Nachwuchs in die Welt setzen, machen wir das.«
    »Und das macht ihr ganz ohne Gefühle«, stellte Lucy fast flüsternd fest.
    »Ja, Lucy, wie schon gesagt, wir kennen das nicht, was ihr Gefühle nennt.«
    »Auf dem Schiff scheint ja jeder meinen Namen zu kennen.«
    »Natürlich, ihr seid hier doch alle Berühmtheiten.«
    Lucy wusste nicht, ob das nun ironisch gemeint war, eine Nettigkeit sein sollte oder einfach die Wahrheit war. Schnell fragte sie:
    »Und wie heißt du?«
    »Ich bin Rhincsys. Ich weiß für euch sind unsere Namen schwer auszusprechen.« Die junge Aranaerin lächelte das strahlendste Lächeln, zu dem sie fähig war. Lucy gab sich Mühe, den Namen korrekt auszusprechen.
    »Gut Rhincsys, ich hab jetzt ja verstanden, dass ihr keine Gefühle habt. Aber wie geht ihr dann miteinander um? Ich meine, wir senden ständig Signale aus, die dann wieder Gefühle bei den anderen auslösen, durch die wir uns auch ohne Worte verständigen, indirekt sozusagen.«
    »Bestimmte Gesten gibt es schon, mit denen wir uns verständigen. Zum Beispiel eine freundliche Begrüßung.« Rhincsys winkelte den rechten Arm an und machte eine kurze Drehung der Hand, sodass der Daumen kurz nach oben zeigte und zurück. »Das heißt so viel wie ›du bist willkommen‹.«
    »Dann gibt es noch die Regeln für das Miteinandersprechen«, erläuterte sie weiter. »Wenn die Handfläche der rechten Hand nach oben zeigt, heißt das ›ich bin bereit zuzuhören‹, wenn man spricht, wird die Handfläche nach unten gedreht. Zu Ende gesprochen hat man, wenn man die Handfläche wieder nach oben dreht. Für uns Aranaer ist die größte Beleidigung, in einer Ausführung unterbrochen zu werden. Jemanden zu unterbrechen zeigt, dass man ihn völlig missachtet, weil man seinen Gedankengang für unlogisch, also nicht anhörenswert hält.«
    Lucy schluckte. Sie musste an das erste Zusammentreffen mit der Kommandantin denken. Sie hatten wirklich alle Höflichkeitsregeln der Aranaer verletzt. Sie mussten wirklich wie die Barbaren auf die Besatzung gewirkt haben.
    Lucy achtete ab sofort genau auf die reche Hand. Erst als sie sich vergewissert hatte, dass Rhincsys Handfläche wieder nach oben zeigte, fragte sie weiter. Diesmal versuchte sie auch bei ihren Worten die Regeln zu beachten und drehte die Handoberfläche nach unten.
    »Und was bedeutet, dieses leichte Trommeln auf dem Tisch?« Lucy deutete kurz ein leises Trommeln mit den Fingern an und drehte ihre Handfläche wieder nach oben. Die junge Aranaerin sah kurz auf Lucys Hand und lächelte dann noch breiter als vorher, so kam es Lucy zumindest vor.
    »Wie ich sehe, versuchst du unseren Umgang zu lernen. Das ist wirklich neu für eine den Imperianern verwandte Spezies. Aber zu deiner Frage.« Sie trommelte wieder leicht nervös auf die Tischplatte. »Das ist etwas schwerer zu erklären. Wir haben zwar keine Gefühle, doch missfällt uns natürlich auch einiges. Dieses Trommeln ist immer mit einem Missfallen verbunden. Meistens ist es gar nicht bewusst. Wir trommeln zum Beispiel, wenn jemand etwas Unlogisches sagt. Das ist allerdings dann schon ein Hinweis darauf, dass man so eine Person - für uns heißt das seinen Verstand - nicht schätzt. Allerdings ist das schon ein extremer Fall. Es kann auch einfach heißen ›die Frage ist zu schwer für mich‹ oder ›ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll‹. In ganz seltenen, ganz extremen Fällen kann es aber auch bedeuten ›ich muss jetzt etwas sagen, was meiner Logik widerspricht‹. Dass ich jetzt getrommelt habe, heißt, dass es mir sehr schwer fällt, diesen Zusammenhang zu erklären und dass ich befürchte, mich nicht richtig verständlich zu machen.«
    Lucy war fasziniert. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, wenigstens ein wenig

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