Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
auch echt schnuckelig aus. Außerdem bin ich ja gar nicht wirklich verliebt. Ich finde ihn nur interessant.«
Dazu fiel Lucy dann auch nichts mehr ein, was sie hätte sagen können. Sie sah verträumt vor sich hinlächelnd in die Sterne. Kim nahm wieder das Gespräch auf.
»Es ist schon verrückt, wie schnell sich das Leben ändern kann. Wenn ich bedenke, wie mies ich noch vor ein paar Tagen drauf war. Da war mir alles egal. Wenn ich nicht so feige wäre, wär’ ich schon tot. Ich hatte mir sogar schon Tabletten besorgt.«
»Das meinst du jetzt nicht ernst? Warum das denn? Doch nicht wegen Arne oder?«, fragte Lucy entsetzt.
»Quatsch, das war doch alles nur Blödsinn. Das hat er sich doch alles nur selbst ausgedacht. Der war mir doch ganz egal. Aber es gab da noch einen anderen, von dem weiß keiner. Jedenfalls niemand in der Schule.«
Lucy sah Kim mit großen Augen an. Ein so intimes Gespräch hatte sie bisher noch mit keiner Freundin geführt, was kein Wunder war – sie hatte ja auch keine wirklich gute Freundin. Jetzt war sie wirklich neugierig und das sah man ihr auch an.
»Ich weiß nicht, warum ich jetzt gerade daran denken muss. Vielleicht muss ich das endlich mal jemanden erzählen. Aber du darfst das niemandem erzählen. Versprichst du mir das?«
Lucy nickte nur.
»Bei allem, was dir wichtig ist?«
»Ich werde es niemandem erzählen. Ich verspreche es bei allem, was mir wichtig ist«, versprach Lucy feierlich. Eigentlich wusste sie gar nicht, was ihr eigentlich wichtig war, aber das war in diesem Moment egal.
»Hast du schon mal Drogen genommen?«
»Ne, mit so einem Mist will ich nichts zu tun haben.«
»Ich weiß auch nicht warum, aber ich wollte, es mal ausprobieren. So habe ich übrigens Lars kennengelernt. Irgendwo musste ich das Zeug ja herbekommen.«
»Was? Lars dealt?« Lucy war ernsthaft entsetzt.
»Nein, natürlich nicht er selbst. Aber du kennst ihn ja, er kennt tausend Leute, vor allem solche, von denen sich andere fernhalten. Also habe ich Lars angequatscht und der hat mir dann erzählt, an wen ich mich wenden muss. Das waren dann so ein paar Typen, schon älter als wir, so Anfang zwanzig. Der eine war ganz nett – fand ich damals jedenfalls. Er hat mich gleich auf ’ne Party eingeladen, bei denen in seiner Wohngemeinschaft. Hat auch ganz besorgt getan. Ich solle keine harten Sachen nehmen und so. Er würde mir das Richtige besorgen. Ich könnte erstmal bei ihm umsonst mitrauchen und so weiter.«
»Und du hast das Zeug genommen?«
»Na ja, nur weiche. Das erste Mal auf dieser Party. Er hat mich dann auch gleich angebaggert. Im Nachhinein war ich einfach ein kleines, naives Mädchen – er hat mir einen Joint spendiert und ich bin dafür mit ihm ins Bett gegangen.«
»Und du hast mit ihm gleich geschlafen? Wie war’s denn?«
»Na ja, wie war’s denn bei dir das erste Mal? Ähm, oder hast du noch nie?«
Lucy schüttelte betrübt den Kopf. Sie kam sich plötzlich ziemlich unreif vor.
»Da hast du auch nichts verpasst. Es war genauso, wie es in allen Büchern steht. Er hatte seinen Spaß und mir hat’s eigentlich nur wehgetan. Eigentlich wollte ich es ja auch gar nicht. Ich meine, ich fand den Typen schon toll und wollte nicht wie ein kleines Mädchen dastehen. Aber es wäre schon netter gewesen, wenn wir die Sache langsamer angegangen wären. Aber das war gar nicht das Schlimmste. Ich war natürlich total verliebt. Dabei konnte ich mit dem auch nicht viel reden. Meistens haben wir gekifft oder er wollte gleich mit mir ins Bett. Na ja, so häufig war es dann auch nicht, weil es mir keinen Spaß gemacht hat, hab ich ’ne Ausrede erfunden – jedenfalls ein paar Tage lang. Der Typ war aber kein kleiner Junge mehr und hat mir schon deutlich gemacht, dass er ’ne Frau und kein kleines Mädchen haben wollte. Also bin ich dann doch wieder mit ihm ins Bett gegangen.«
Kim hatte bei der Erzählung in die Sterne geschaut, nun drehte sie sich zu Lucy um und sah ihr in die Augen. Lucy sah, dass ihre Augen ganz feucht geworden waren.
»Dann kam das Schlimmste. Es war eigentlich nur eine Feier. Du kennst meine Eltern nicht, wir hatten früher ja nie was miteinander zu tun. Sie sind ziemlich streng. Ich weiß nicht mehr warum, aber ich durfte an dem Abend nicht weg und der Typ hat gesagt, ich müsse mich entscheiden, ob ich mich gegen meine Eltern durchsetzen oder weiter wie ein kleines Schulmädchen leben wolle. Mit kleinen Mädchen wolle er aber nichts zu tun haben. Da bin ich von
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