Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
keine Benimmregeln des Imperiums.
Nach einer längeren Beratung entschieden sich beide für zwei ganz exotische ›lokale‹ Getränke – Apfel- und Orangensaft.
Als dieser merkwürdige Roboter, der sich wie ein Mensch oder wenigstens ein aufrecht gehender Affe bewegte, endlich ihre Getränke gebracht hatte, konnte Lucy sich wenigsten an einem Glas festhalten. Sie entspannte sich ein wenig.
In diesem Moment rief Lars an. Sie gab ihm einen kurzen Bericht, wo und in welcher Situation die Mädchen sich befanden. Dabei flüsterte sie so leise es ging und hielt sich das Glas vor die Lippen. Hoffentlich würde keiner bemerken, dass sie über Funk sprach.
Sie war erleichtert, dass die Jungs jetzt an der Quelle der Informationen saßen und sie durch dieses Labyrinth lotsen konnten. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, versuchte gleichmäßig zu atmen. Das Glas hatte sie noch immer kurz vor den Lippen und sah sich unauffällig um.
Dieser Aufenthaltsraum hatte wirklich keine Ähnlichkeit mit dem auf dem aranaischen Schiff. Es war nicht die Einrichtung, die Tische, die Farbe der Wände. Das war alles fast identisch. Ja, selbst diese unregelmäßigen Ornamente waren von der gleichen Art wie die auf dem Schiff. Das Einzige, was an der Einrichtung anders war, waren diese Roboter, die die Gäste bedienten oder diejenigen, die als Stühle dienten. Aber auch das machte nicht den eigentlichen Unterschied zu dem Aufenthaltsraum der Aranaer aus.
Es waren die Menschen selbst. Nicht nur, dass diejenigen, die freihatten und nicht in der Uniform herumliefen, auffällig bunt gekleidet waren, sie verhielten sich völlig anders. Sie lachten, schlugen sich freundschaftlich auf die Schulter und umarmten sich. In einzelnen Fällen küssten sich auch mal zwei Imperianer auf die Wange. Die Luzeraner, die bis auf wenige Ausnahmen an getrennten Tischen saßen, sahen zwar wesentlich ernster aus, aber auch hier wurde sich freundschaftlich auf die Schulter oder den Rücken geklopft, auch wenn diese Freundschaftsbeweise wesentlich gröber als bei den Imperianern ausfielen. Es wurde auch gelacht, natürlich ebenfalls lauter als bei den Imperianern. Der ganze Raum pulste vor Leben, wie Lucy es in den letzten Wochen auf ihrem Schiff nicht mehr erlebt hatte.
Viel stärker schien Kim das zu spüren, die immer ausgelassener mit ihrer neuen Freundin plauderte. Sie waren mittlerweile bei Musik angekommen. Die junge Luzanerin hatte sich gerade wieder darüber ausgelassen, dass die Imperianer, nicht nur die primitiven Speisen dieses Planeten aßen, sondern jetzt auch noch anfingen, die primitive einheimische Musik zu hören.
»Also, mir gefällt das!«, strahlte Kim selig und wippte mit dem Fuß zum Takt. Da fiel Lucy auf, dass es sich um ein momentan in allen Hitparaden rauf und runter gespieltes Pop-Stück handelte. Lucy interessierte sich nicht für Pop-Musik und wenn sie diese amerikanische Kleinmädchenstimme hörte, die gerade dieses Liedchen sang, stellten sich ihr normalerweise sämtliche Nackenhaare auf. Jetzt lief ihr aber aus einem ganz anderen Grund ein kalter Schauer über den Nacken. Die Imperianer würden doch nicht etwas Radio hören? Womöglich hier irgendwo in der Höhle einen Radioempfänger stehen haben? Der Funkverkehr zwischen den vieren lief über Radiofrequenzen.
Lucy konnte sich nur damit trösten, dass sie schon längst entdeckt worden wären, wenn es so wäre. Wahrscheinlich drangen irdische Radiosignale sowieso nicht so weit unter die Erde bis zu dieser Station. Wenn es eine Radioantenne gab, war sie sicher überirdisch angebracht. Jetzt war es sowieso zu spät, sie konnten nur noch weiter machen.
Die junge Luzanerin und Kim quasselten immer vertrauter miteinander. Hoffentlich vergaß Kim nicht, dass sie hier in der Höhle des Löwen waren und wahrscheinlich eine der riskantesten Aktionen im bekannten Teil der Galaxie – wie Qurks jetzt gesagt hätte – durchführten. Die Luzanerin, die sich nach dem ersten Glas Saft, das sie zusammen getrunken hatten, zwar vorgestellt hatte, deren Namen Lucy aber schon wieder vergessen hatte, ließ kein gutes Haar an den Imperianern und Kim lästerte fleißig mit.
»Die beiden Spezies halten wirklich gar nichts voneinander. Das ist vielleicht unsere Rettung«, dachte Lucy. Wenn beide Seiten das Gefühl hatten, unter Fremden zu sein, fielen sie hier sicher weniger auf. Hoffentlich meldeten sich die Jungs bald. Sie saßen hier schon viel zu lange herum.
Wieder zuckte Lucy zusammen. Sie
Weitere Kostenlose Bücher