Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
überzugehen schienen, so war nichts verlaufen. Keine der Farben vermischte mit anderen, sondern die Übergänge waren perfekt, die Abgrenzungen der einzelnen Farben gegeneinander fast nicht wahrnehmbar. Auch wenn der ganze Stil eine Modeerscheinung zu sein schien – die Kleidungsstücke ähnelten sich alle in der Machart – so schien es keine Modefarbe zu geben. Alle Spielarten des Farbspektrums waren vertreten. Alle Kombinationen der einzelnen Farben fand man in irgendeinem dieser Kleidungsstücke wieder. Die Einfärbung zwischen den Blusen und den Hosen schienen dabei aufeinander abgestimmt.
Für Lucy war aber am verwirrendsten, dass Männer exakt die gleiche Kleidung trugen wie die Frauen. Die Geschlechter waren nur durch die etwas weicheren Gesichtszüge zu unterscheiden. Da die Blusen weit geschnitten waren und bauschig über den Oberkörper fielen, waren auch Brustansätze bei den Frauen kaum zu erkennen. Imperianerinnen zeichneten sich, soweit Lucy das bisher an den Uniformen beobachtete hatte, sowieso durch einen nicht allzu großen Busen aus. Auch dieser schien bei durchweg allen Frauen dieser Spezies mittelgroß zu sein.
Mindestens ebenso irritierend waren die Kopfbedeckungen, die von etwa einem drittel all derjenigen, die in Freizeitkleidung im Raum saßen, getragen wurden. Sie bestanden aus einer Art Kappe, die oberhalb der Ohren saß. Am höchsten Punkt dieser Kappen waren zwei bis drei etwa zwanzig Zentimeter lange Fortsätze angebracht, die stark an Vogelfedern erinnerten und bei jeder Bewegung des Kopfes lustig hin und her wippten. Die ganze Kappe, einschließlich der künstlichen Federn, war in den gleichen Farben wie die Kleidung gehalten. Diese Hüte sahen schon bei den Frauen mehr als lächerlich aus, fand Lucy. Richtig peinlich wurde es bei den Männern, die offensichtlich nichts daran zu finden schienen, sich ebenfalls so herauszuputzen. Lucy fragte sich einen Moment, ob sie hier nicht auf so etwas wie einem außerirdischen Karneval gelandet war, aber scheinbar war das, was sie sah, gerade die gängige imperianische Mode.
»So wie ihr guckt, haben sie bei euch diese lächerliche Mode noch nicht eingeführt«, lächelte die junge Luzeranerin. »Bei uns machen die ganz schön Druck in dieser Richtung. Einige Frauen finden das angeblich auch schon chic. Aber glücklicherweise habe ich noch keinen von unseren Jungs so rumlaufen sehen. Ein Junge, der sich so albern kleidet, bräuchte bei mir jedenfalls gar nicht erst anzukommen.«
Lucy erschrak. Sie war so in die Betrachtung der irrwitzig aufgedonnerten Imperianer und die Erzählungen ihrer neuen Bekannten versunken, dass sie das Wesen, das quasi lautlos an ihrem Tisch aufgetaucht war, nicht bemerkt hatte. Von den Füßen bis zu den Schultern sah es wie ein Besatzungsmitglied in der typischen Uniform aus. Der Kopf war allerdings grotesk. Er war viel schmaler als der eines irdischen Menschen oder auch derjenigen Außerirdischen, die sie bisher kennengelernt hatte. Im Kopf waren zwei Augen vorhanden, die sich wie menschliche Augen bewegten. Das Wesen hatte keine Nase, aber einen Mund. Gesichtszüge waren praktisch nicht vorhanden. An der Seite gab es zwei Ohren, die aber eine sehr einfache Form hatten und nicht so ausgeprägt wie bei irdischen Menschen waren. Der ganze Kopf war zudem haarlos. Bevor Lucy einen erschreckten Schrei oder sonst eine unpassende Bemerkung hätte machen können, redete die kleine Luzanerin glücklicherweise weiter:
»Ah, der Bedienungsroboter ist endlich da. Habt ihr Hunger? Das ist auch so eine blödsinnige Mode der Imperianer, neben den typischen Standardgerichten servieren sie hier ›lokale Speisen‹. Die finden das besonders witzig, diesen primitiven Fraß der Einheimischen zu essen. Das ist angeblich der letzte Schrei.«
»Was ist denn das ›Hamburger mit Pommes frites‹ «, fragte Kim, mit einem so unwissenden Gesichtsausdruck und derart merkwürdigen Betonung, dass Lucy ihr Gesicht in den Händen verbergen musste, um nicht laut loszulachen. An ihrer Freundin war wirklich eine Schauspielerin verloren gegangen.
»Also ich würde eines von den Standardgerichten nehmen. Es sei denn, man will zu Hause erzählen, dass man so etwas auch schon mal gegessen hat«, meinte ihre Begleiterin abfällig.
»Also ich will nur was trinken«, warf Lucy schnell ein. Vor Aufregung hätte sie sowieso keinen Bissen herunter bekommen und wer weiß, in welches Fettnäpfchen sie beim Essen geraten würden. Schließlich kannten sie
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