Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
neueres ersetzt. Es dauerte ein wenig, bis Lucy das Besteck gefunden hatte. Die Schubladen waren umgeräumt worden. Lucy erinnerte sich, dass sie die damalige Ordnung ziemlich chaotisch empfunden hatte. Gut, dass ihre Eltern das in der Zwischenzeit auch eingesehen hatten. Im Vorratsschrank musste Lucy sich neu orientieren. Es dauerte eine Zeit, bis sie sich zurechtgefunden hatte.
Gerade rechtzeitig erinnerte sie sich, dass es zu Hause bei ihren Eltern auf der Erde immer Brot zum Frühstück gegeben hatte. Das gehörte zu den Lebensmitteln, die sie seit zwei Jahren nicht mehr gegessen hatte. Bei den Imperianern gab es au sschließlich so etwas Ähnliches wie Müsli zum Frühstück. Lucy lief das Wasser im Mund zusammen. Jetzt ein frisches Brötchen oder eine leckere Scheibe Vollkornbrot essen.
Der Kühlschrank war noch der gleiche. Sie stellte alle verschi edenen Sorten Brotaufstrich auf den Tisch, die sie finden konnte.
Gerade als sie fertig war und sich fragte, was sie als Nächstes tun sollte, polterte etwas die Treppe hinunter. Die Tür wurde aufgeri ssen. Nils stand in der Tür und sah sie mit großen Augen an.
»Lucy, bist du das wirklich oder haben sie dich geklont«, fragte er grinsend.
Lucy sah ihn an. Er war gewachsen. Er sah nicht mehr wie ein kleines Kind aus, sondern wie ein richtiger Jugendlicher. Er hatte ja schließlich auch schon seinen sechzehnten Geburtstag hinter sich. Einige der Jugendlichen auf der Rebellenstation waren auch nicht älter.
»Ich bin es wirklich.« Lucy stand von ihrem Stuhl auf, auf den sie sich müde gesetzt hatte. »Na, was ist? Bekommt dein Schwesterherz keinen Begrüßungskuss?«
Betont locker schlenderte Nils zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Wo kommst du her?«, fragte er. »Stimmt es, dass du auf einem Schiff durch den Weltraum fliegst?«
»So ähnlich. Ich erzähle euch das gleich ausführlicher, wenn ihr wollt. Und wie geht es dir? Alles in Ordnung?«, fragte Lucy.
»Was denkst du, wie es einem in so einem Kaff geht? Überall auf der Welt passieren große Dinge, nur ich hänge hier am Ende der Welt fest«, maulte Nils.
Lucy betrachtete ihn von oben bis unten. Er hatte sich wirklich zu einem richtigen Jungen entwickelt, nur seine alberne Schlafanzughose passte irgendwie nicht zu ihm. Sie war schrecklich bunt und weit wie eine Plunderhose.
Lucy wusste nicht so recht, was sie als Nächstes sagen sollte. Es gab so viel zu erzählen und doch fiel ihr in diesem Auge nblick nichts ein. Ein weiteres Getrampel auf der Treppe erlöste sie. Auch dieses Geräusch erinnerte sie an ihre Kindheit. Imperianische Bauten und Schiffe dämpften alle Schritte. Nichts machte so einen Krach.
Ihr Vater stürzte in die Küche. Er hatte sich angezogen und sah eigentlich so aus, wie Lucy ihn in Erinnerung hatte, nur etwas gra uer. Es waren nicht nur die Haare, sondern auch die Gesichtsfarbe, die ihn grau erscheinen ließ.
»Ich glaub es nicht, da ist ja tatsächlich meine Tochter. Ich dachte schon, Mutter wolle mich veräppeln oder hat sich eine ganz neue Art von Schocktherapie ausgedacht«, rief er und nahm Lucy stü rmisch in die Arme. Er drückte sie etwas ungeschickt, sodass es ihr leicht die Rippen wehtaten. Trotzdem fühlte es sich einfach gut an, ihren Vater so nahe zu spüren.
»Wo bist du gewesen? Dir ist doch nichts passiert? Warum hast du dich nicht gemeldet?«, überstürzte er sie mit Fragen.
»Ich erzähle euch das gleich alles von Anfang an, soweit ich das kann«, antwortete Lucy schüchtern. »Vielleicht sollten wir aber erstmal zusammen frühstücken. Dabei kann ich ja erzählen. Und ihr könnt mir erzählen, was hier passiert ist.«
»Das ist nicht so erfreulich.« Der Glanz verschwand aus den A ugen ihres Vaters. »Aber du hast recht, wir sollten erstmal frühstücken. Nils geh bitte zum Bäcker und hol ein paar Brötchen zur Feier des Tages.«
»Wir haben noch genug von dem neuen Müsli. Brötchen sind la nge nicht so gesund und der Belag, den ihr immer darauf schmiert, ist viel zu einseitig«, murrte Nils.
»Ich bin sicher, deine Schwester möchte gute, irdische Brö tchen essen und nicht diesen außerirdischen Fraß, den du hier immer anschleppst!« Die Stimme des Vaters wurde scharf.
»Lucy, wenn du die Imperianer kennst, weißt du doch auch, dass dieses Müsli viel besser ist, als dieser hinterwäldlerische Steinzei tfraß«, suchte ihr Bruder Hilfe bei ihr.
Lucy sah zwischen ihrem Bruder und ihrem Vater hin und her. Ihr Vater sah aus,
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