Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
normalerweise den Absprung in der Nähe großer Massen. So ein Sprung in der Nähe eines Planeten wie der Erde war wahnsinnig gefährlich, weil man aus Versehen in einem Himmelskörper irgendwo in der Galaxie landen konnte.
»Wow, da hatten wir aber Glück!« Lars ließ als Erster einen Kommentar los.
»Das kann man wohl sagen. Das war knapp«, stöhnte auch Gerizan. »Gut Lucy, wenn du so weit bist, können wir dich absetzen.«
Gerizan sah sie ernst an. Sie brauchten über die Prozedur nicht mehr zu reden. Sie stand fest. Lucy nickte.
»Soll ich nicht doch lieber mitkommen?«, fragte Gurian. Für seine Verhältnisse klang seine Stimme fast weich und er sah Lucy schon beinahe flehend an.
Lucy wusste, was er meinte. In den letzten zwei Jahren hatte er in etwa die Rolle ihres Leibwächters überkommen. In minde stens jeder zweiten Aktion hatte er ihr das Leben gerettet. Jetzt hatte er ernsthaft Angst um sie.
»Gurian danke, aber wir haben das doch schon besprochen«, sagte Lucy und drückte ihn kurz. Er ließ es sich gefallen. Der arme Junge musste sich wirklich ganz schreckliche Sorgen m achen.
Lucy ging in die kleine Raumfähre. Von ein paar einfachen Schutzschirmen abgesehen, war man in so einer Fähre gegner ischen Angriffen gegenüber ziemlich hilflos ausgeliefert. Wenn sie von einem Kriegsschiff beschossen werden würde, hätte sie keine Überlebenschance. Sie konnte nur darauf hoffen, nicht gesehen oder besser nicht gemessen zu werden.
Lucy musste drei Umkreisungen des ›Engel‹ um die Erde abwa rten, bis sie die Freigabe des Starts bekam. Sie flog mit ihrer Landefähre rückwärts aus dem Schiff. Dadurch hatte sie eine geringere Geschwindigkeit als der ›Engel‹. Die Anziehungskraft des Planeten zog sie hinunter, bis sie in die Atmosphäre eintauchte.
Die Fähre, die gerade so groß war, dass maximal vier Pers onen in ihr sitzen konnten, trat in die Atmosphäre ein. Lucy musste nur ein paar einfache Korrekturen vornehmen, den Rest bewerkstelligte die Automatik. Die ersten paar tausend Meter segelte das Schiff auf den Schichten der Atmosphäre hinunter. Erst dann setzten die Triebwerke ein.
Lucy verließ sich darauf, dass in den geringen Höhen der Luf traum nicht mehr mit den speziellen Suchstrahlen der Kriegsschiffe abgetastet wurde. Für die normale Flugsicherung, nicht nur für die terranische, sondern auch für die imperianische, war ihr kleines Raumschiff aufgrund des Tarnschirms ohnehin unsichtbar.
Lucy landete auf dem gleichen Platz, auf dem sie damals mit ihren vier irdischen Freunden nach ihrer ersten Mission zurückg ekehrt waren. Genau hier hatte sie auch Kim vor zwei Jahren abgesetzt.
Die Triebwerke schalteten sich aus. Die Tür öffnete sich. L ucy stieg aus. Sie spürte eine freudige Erregung, wie lange nicht mehr. Vor mehr als zwei Jahren hatte sie diesen Boden das letzte Mal betreten. Sie war zurück auf ihrem Planeten, der Erde.
Lucy hatte das Gefühl, als müsse irgendetwas passieren. Sie spü rte keine Angst vor etwas Schrecklichem. In ihr breitete sich eher das Gefühl aus, dass etwas Großartiges passieren müsste: Fanfaren, die schmetterten, liebe Menschen, die sie begrüßten. Aber es geschah nichts.
Die Landschaft lag im Dunklen. Es war mitten in der Nacht oder besser ganz früh am Morgen. Die Luft fühlte sich kühl und feucht an. Es war noch so früh, dass die meisten Tiere schliefen. Eine b edrückende Stille schloss sie ein.
Lucy fröstelte. Als die Tür ihres Schiffes sich schloss, hatte Lucy das Gefühl, abgeschnitten zu sein, abgeschnitten von ihrem wahren Leben. Sie hatte die Fernbedienung noch in der Hand. Einen M oment war sie versucht, die Tür noch einmal zu öffnen. Nur um zu sehen, ob sie wirklich funktionierte, ob sie zurück könnte, wenn sie wollte.
Das war Blödsinn. Natürlich würde die Tür sich öffnen, wenn man den entsprechenden Knopf drückte. Lucy steckte en tschlossen die Fernbedienung in eine der vielen Taschen ihrer Hose. Sie orientierte sich kurz. Die Bushaltestelle an der Straße existierte noch. Sie ging zu ihr und sah auf den Plan. Der gleiche Plan hatte schon vor zwei Jahren dort gehangen, nur dass er jetzt alt und vergilbt aussah. An der Haltestelle schien seit zwei Jahren nichts mehr verändert worden zu sein. Sie sah unbenutzt aus, auch wenn niemand nichts kaputt war.
Der nächste Bus kam laut diesem alten Plan erst in drei Stu nden. So lange wollte Lucy nicht warten. Außerdem erschien es ihr zu unsicher, sich darauf zu
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