Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
Imperianer kam ihr aberwitzig vor. Wenn man das Vorankommen der Insassen betrachtete, war die imperianische Technik auf jeden Fall überlegen. Der vierbeinige Transportroboter verschwand schon am Horizont, als die Autos, die er überholt hatte, noch machtlos im Stau steckten.
Schnell sah Lucy sich um. Hoffentlich hatte keiner bemerkt, wie sie staunend stehen geblieben war. Sie lief weiter. Sie konnte es sich nicht leisten aufzufallen. Ihre Kleidung hatte das Wisse nschaftsteam im Labor entwickelt. Sie hatten sich dabei an der Mode orientiert, wie sie Lucy sie noch von vor zwei Jahren kannte. Sie hoffte inständig, dass ähnliche Kleidung noch getragen wurde, dass Fitnesstraining noch in Mode war und es noch andere Läuferinnen außer ihr gab. Jetzt war es ohnehin zu spät, um etwas am Plan zu ändern.
Das Haus ihrer Eltern kam in Sicht. Die letzten Schritte bis zur Tür ging Lucy. Sie wurde immer langsamer. Das Haus war noch dunkel. In keinem Fenster brannte Licht. An der Tür b efand sich noch das gleiche Namensschild wie damals.
Lucy nahm ihren ganzen Mut zusammen und drückte auf den Klingelknopf.
Eine Zeit lang passierte nichts. Lucy klingelte ein zweites Mal. Licht ging in dem Zimmer an, dass früher das Schlafzimmer ihrer Eltern gewesen war. Dann im Flur.
Die Tür wurde geöffnet. Eine Frau im Bademantel sah Lucy mit verschlafenen Augen verständnislos an.
»Hallo Mama«, sagte Lucy leise.
Wiedersehen
»Lucy?«, fragte ihre Mutter ungläubig. Lucy nickte schüchtern.
»Lucy du bist es wirklich!«, rief ihre Mutter aus und umarmte sie stürmisch.
»Lucy, wo kommst du denn her?« Tränen rannen Lucys Mutter aus den Augen. »Wo warst du denn so lange?«
»Mama, können wir nicht erst mal rein gehen?«, fragte Lucy ängs tlich und sah sich um.
»Ja, ja natürlich«, stammelte ihre Mutter und blickte jetzt selbst ängstlich zu beiden Seiten in die Straße.
Lucy wurde ins Haus gezogen und die Tür geschlossen.
»Oh Gott, ich freu mich ja so!« Die Mutter drückte Lucy fest an sich. Lucy schmiegte sich ebenso an sie.
»Ich auch«, sagte sie leise.
»Komm setz dich in die Küche. Ich setze einen Kaffee auf. Dann zieh ich mich schnell an und dann musst du mir alles e rzählen.«
Lucys Mutter hantierte in der Küche.
»Oh Kind, du bist ja ganz verschwitzt. Willst du lieber erst etwas Kaltes trinken, Wasser oder Saft.«
Lucy nickte stumm mit dem Kopf. So einen Aufstand hatte lange niemand mehr ihretwegen gemacht.
»Kann ich irgendwas helfen?«, fragte Lucy unsicher.
»Nein, nein bleib sitzen, ich bin gleich so weit.«
Lucys Mutter wuselte zwischen Kaffeemaschine und Vorratsschrank hin und her. Lucy hatte das Gefühl, dass sie vor Aufregung jeden Gang zweimal machte.
»Wie ist es euch ergangen?«, fragte Lucy vorsichtig. »Geht es euch gut?«
»Ach!«, stöhnte ihre Mutter und sah plötzlich müde und traurig aus. »Es muss ja gehen. Irgendwie muss man mit all den schrecklichen Dingen fertig werden.«
Lucy fröstelte. Eine eiskalte Hand legte sich um ihr Herz.
»Wo sind Papa und Nils?«, fragte Lucy ängstlich. »Müsste Papa nicht eigentlich schon zur Arbeit und Nils in die Schule?«
Lucy Mutter unterbrach das Hantieren an der Kaffeemaschine. Langsam drehte sie sich zu Lucy um und sah ihr müde in die Augen. Lucy hatte Angst vor dem Satz, der jetzt kommen wü rde. Sie zwang sich, nicht die Hände auf ihre Ohren zu legen.
»Ach Lucy«, sagte ihre Mutter. »Es hat sich soviel geändert. Papa geht nicht mehr zur Arbeit. Das kann er dir gleich selbst erzählen und Nils hat heute schulfrei, irgend so ein neuer Feie rtag. Ich habe nicht begriffen, was die Außerirdischen da feiern. Es interessiert mich auch nicht.«
Lucys Mutter drehte sich wieder zur Kaffeemaschine herum, schob den Kaffeefilter hinein und stellte sie an.
»Ich ziehe mich schnell an und sage den anderen Bescheid. Wenn du möchtest, kannst du den Frühstückstisch decken. Es steht noch alles da, wie vor zwei Jahren, glaube ich zumindest.«
Lucys Mutter drückte sie noch einmal kurz an sich, dann schlurfte sie die Treppe in das elterliche Schlafzimmer hinauf. Lucy hatte sie jünger in Erinnerung. Sie fragte sich, ob sich das Bild ihrer Eltern in den letzten zwei Jahren in ihrer Erinnerung verschönert hatte, oder ob ihre Mutter seit ihrem Fortgang e xtrem gealtert war.
Lucy öffnete die Schränke. Teller und Tassen standen tatsäc hlich noch an den gleichen Plätzen wie vor zwei Jahren. Ihre Eltern hatten aber das Geschirr durch
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