Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
linken Nasenflügel. Ich bin mir wirklich ziemlich sicher, dass es die Gleiche war.«
         »Lucy, bei aller Liebe, das kann einfach nicht sein.«
         »Sie hat mich angefasst, sie hat mich gefühlt, sie hat mit mir geredet, sie hat meine Antworten gehört, sie hat gemerkt, wie ich sie anschaue.«
         »Hat euch sonst jemand gesehen?«
         »Nein. Gregor war gerade einen Kaffee trinken, als es passiert ist. Und sonst war niemand in der Nähe.«
         Wieder entstand eine Pause.
         »Gut«, sagte Gabriel endlich. »Ich will versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen, damit ich dir ein für alle Mal klarmachen kann, dass es ausgeschlossen ist, dass dich jemand sieht. Jetzt kümmere dich um deinen Mann, ja? Gib ihm die letzten paar Stunden noch ein gutes Gefühl, mit dem er in sein neues Leben nach der Ära Lucy starten kann. Wir sehen uns morgen Vormittag um elf hier bei mir im Büro, falls nicht noch etwas Dringendes dazwischenkommt, weswegen du mich vorab anrufen möchtest.«
         Missmutig legte ich auf und krabbelte aus dem Gebüsch. Da stand man beim Erzengel persönlich unter einer Rund-um-die-Uhr-Überwachung und genau in dem Augenblick, in dem sich etwas Entscheidendes tat, man fast noch einmal starb, schaute er nicht hin! Und dann glaubte er es einem nicht einmal. Außerdem betrachtete er offenbar meinen Einsatz auf Erden ab morgen für beendet. Na, der würde sein blaues Wunder erleben. So einfach wollte ich mich nicht in mein Schicksal ergeben, wieder alles um mich herum zu vergessen, um faulenzend auf meinen Wolken herumzuhängen und neue Orchideenzüchtungen im Gewächshaus zu entdecken.

Siebtes Kapitel
    In dem Lucy den Stier bei den Hörnern packt
     
    Die restlichen Stunden mit Gregor waren wunderschön und vergingen wie im Flug – wie das mit angenehmen Dingen im Leben nun mal so der Fall ist. Schwuppdiwupp war es Samstagvormittag Viertel nach zehn und damit höchste Zeit für mich, in Richtung Friedhof aufzubrechen. Ich wollte gerade gehen, als es an der Tür klingelte.
         Nanu? War das der Postbote? Zu meiner Überraschung entdeckte ich den Kollegen meines Mannes, den wir gestern am Dechsendorfer Weiher getroffen hatten, und eine Frau vor dem Gartentürchen. Hatte Gregor nicht gesagt, der Typ wäre geschieden? Wer war dann seine Begleiterin? Schnell lief ich ins Treppenhaus, um nichts zu verpassen.
         Wie sich herausstellte, hatten die beiden Männer gestern ausgemacht, heute gemeinsam klettern zu gehen. Sie wollten nach Gößweinstein fahren, zum nördlichen Rand der Trubachalb unmittelbar oberhalb des steil abfallenden Wiesenttals. Ich staunte nicht schlecht: Da ließ man seinen Mann für eine halbe Stunde aus den Augen und schon fand er den Mut, eine Einladung anzunehmen. Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, aber irgendwie fand ich es eher bedrückend, dass Gregor so schnell von sich aus etwas unternahm. Hoffentlich schaute Gabriel nicht gerade in dem Augenblick runter. Sonst würde er mein Argument nicht allzu ernst nehmen, dass er mich für ein paar weitere Tage auf die Erde lassen musste, weil mein Mann noch nicht allein zurechtkam.
         Bis Gregor seine Tasche mit den Kletterutensilien gepackt hatte und die drei gegangen waren, war es bereits nach halb elf. Ich ließ alles stehen und liegen, schnappte mir lediglich meine Handtasche mit meinem himmlischen Handy und dem irdischen Hausschlüssel und wollte los. Im ersten Anlauf kam ich jedoch nicht weiter als bis zur Haustür. Mein Göttergatte hatte mich nämlich eingesperrt. Er war eben gewissenhaft.
         Das Auf- und Zuschließen kosteten mich allerdings die wertvollen Sekunden, die mir in Thon den Bus vor der Nase wegfahren ließen. Sehr zu meinem Leidwesen konnte man als Unsichtbare nicht winkend auf sich aufmerksam machen. Dadurch verpasste ich natürlich auch meine Anschlüsse.
     
    Als ich endlich am Johannisfriedhof ankam, schlug die Kirchturmuhr Viertel nach elf. Mist! Hoffentlich gehörte Manuel zu der geduldigen Sorte Engel und war nicht ohne mich in den Himmel zurückgefahren. Auf den letzten Metern legte ich einen filmreifen Spurt quer durch die Gräberreihen hin, was in meinen schicken roten Pumps gar nicht soooo einfach war.
         »Lucy, Lucy. L'exactitude est la politesse des rois .« Engel Manuel erwartete mich vor den Arkaden an der Westmauer.
         »Ähm ... wie meinen?«
         »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.«
        

Weitere Kostenlose Bücher