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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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wegen mir plagen würde.« Ich sah dem Erzengel direkt in die Augen. »In die Auswahl der Frauen werde ich mich natürlich keinesfalls einmischen.«
         »Und du glaubst, du schaffst das?«
         Ich nickte.
         »Lucy, Lucy, Lucy.« Gabriel stützte das Kinn in die Hand und sah mich lange an. » Eigentlich ist es verantwortungslos, dich ohne dreijährige Ausbildung zurückzulassen. Aber ich will dieses eine Mal eine Ausnahme machen. Und weißt du auch, warum?«
         Ich unterdrückte den Impuls, vor Freude in die Hände zu klatschen, stattdessen schüttelte ich den Kopf.
         »Weil auf der Welt etwas vor sich geht, das ich mir nicht erklären kann.«
         »Wie jetzt?«, fragte ich perplex.
         »Erinnerst du dich an die Dame, die dich sehen kann?«
         Ich hielt den Atem an. Er hatte »Die dich sehen kann« gesagt, nicht »Die, von der du behauptest, dass sie dich sehen kann«. Er glaubte mir also offenbar. Zögerlich nickte ich.
         »Ich habe heute Nacht mit unseren Mathematikexperten gesprochen. Sie haben mir vorgerechnet, dass es statistisch nicht völlig auszuschließen ist, dass irgendwann einmal ein Engel einem Menschen begegnet, der ihn sehen kann. Die Wahrscheinlichkeit liegt aber bei eins zu fünf Milliarden. Mit anderen Worten: Es ist so gut wie unmöglich. Dennoch ist dir offenbar genau das passiert. Außerdem bist du der Person nicht nur einmal, sondern gleich zweimal begegnet. Ich bin der Meinung, dass das etwas zu bedeuten hat. Was, weiß ich bislang allerdings nicht. Vielleicht möchte sie dir etwas mitteilen. Vielleicht ist es auch bloßer Zufall. Egal wie, wenn ich dich nicht auf die Erde zurücklasse, werden wir dieses Geheimnis nie lüften.«
         »Und wegen der Frau darf ich gehen?«
         Gabriel nickte. »Nichts in einem Menschenleben geschieht einfach so, alles hat einen Grund. Würde ich dich hierbehalten, würde ich höchstwahrscheinlich das Schicksal gefährden, das das Orakel dieser Dame bestimmt hat. Und das kann ich noch weniger verantworten, als dich wieder auf die Menschheit loszulassen.« Seine letzten Worte milderte er mit einem leisen Lächeln ab. »Also, Lucy, satteln wir die Hühner.«
         Ich sprang auf und bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt. Gabriel lachte und brachte mich persönlich zum Aufzug.
         Als Manuel das Scherengitter schloss, hob der Erzengel noch einmal warnend den Finger: »Ruf mich sofort an, wenn es Probleme gibt.«
         Ich nickte artig.
         »Und, Lucy?
         »Ja?«
         »Misch dich um Himmelswillen nicht zu sehr ein!«
         »Versprochen.« Nicht mehr, als unbedingt nötig .
         »Lucy, du weißt doch: Ich kann Gedanken lesen! Ich will unter gar keinen Umständen, dass du jetzt anfängst, eine Liste mit all deinen Freundinnen zu machen und eine nach der anderen einlädst, um sie auf ihre Tauglichkeit für deinen Mann zu testen! Er wird seiner zukünftigen Frau von sich aus begegnen, ohne dass du irgendwelche Treffen arrangierst. Höchstwahrscheinlich kennt er sie schon und hat bisher bloß nicht gemerkt, dass er etwas für sie empfindet, weil er immer nur an dich denkt.«

Achtes Kapitel
    In dem Lucy fast einen Schuh einbüßt
     
    Ich trat aus der Tür, die zur Gruft führte. Engel Manuel hatte dem Fahrstuhl wieder Höchstgeschwindigkeit abgerungen, da ich nun angeblich zum zweiten Mal an diesem Tag seinen Fahrplan auf den Kopf gestellt hatte. Insgeheim glaubte ich aber eher, dass ihm jede Ausrede recht war, um auf die Tube zu drücken. Vielleicht hatte er damals in seinem echten Leben nicht gedurft – oder er war Formel-1-Rennfahrer gewesen. Zumindest wies er bei genauer Betrachtung eine verblüffende Ähnlichkeit mit Ayrton Senna auf.
     
    Die Kirchturmglocke auf dem Friedhof schlug eins. Ich war überrascht, dass ich annähernd zwei Stunden lang weggewesen sein sollte. Im Himmel verlor man jegliches Gespür für die Zeit. Gregor würde sicher nicht so schnell nach Hause kommen. Am liebsten wäre ich ein bisschen zum Shoppen in die Stadt gegangen, aber dann fiel mir ein, dass ich mir nichts kaufen konnte. Und Bummeln, ohne zumindest eine klitzekleine Kleinigkeit zu erstehen, war nun mal doof.
         Nein, ich würde stattdessen lieber gleich heimfahren und eine To-do-Liste schreiben, die Gregor und ich in den kommenden Tagen abarbeiten wollte. Am besten in Form eines Zeitplans, denn ich wurde das Gefühl

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