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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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völlig harmonisch ihre Bahnen. Ich lümmelte mich auf eine Sitzbank – und langweilte mich.
         Erst als wir nach dem ersten Saunagang im Ruheraum lagen, griff die junge Lehrerin das Thema des bevorstehenden Kurztrips wieder auf. Sie hatte ihre Liege unmittelbar neben die von Gregor geschoben, sodass keine Handbreit Abstand dazwischen lag.
         »Die Nächte werden garantiert die Hölle. Ein Sack voller Flöhe ist leichter zu hüten als diese Halbstarken. Das Schlimme ist, der überwiegende Teil ist noch keine achtzehn. Damit hängen wir Lehrer voll in der Verantwortung.« Ganz beiläufig legte sie meinem Mann die Hand auf den Unterarm. »Dabei geht es mir nicht um den einen oder anderen Joint, den sie üblicherweise vor aller Augen heimlich rauchen. Bei so was kann ich dezent wegschauen – oder am besten gleich mitmachen. Wer tut das nicht selbst hin und wieder, um den Alltag ertragen zu können?« Sie grinste ihn breit an, während ihre Hand ungeniert zu dem Badetuch wanderte, das er nach dem Cool-down um seine Hüften geschlungen hatte. »Das eigentliche Problem ist, dass die Jungs in dem Alter keine Kinder mehr sind, sondern sich ganz ungemein für das andere Geschlecht interessieren. Insbesondere nachts. Falls du verstehst, was ich meine.«
         Wie sollte er es nicht verstehen könne, wo sie gerade unmittelbar davor stand, seine erogenen Zonen zu berühren? Ich hielt die Luft an.
         »Was machst du eigentlich beruflich? Du hast dich bisher sehr bedeckt gehalten.« Langsam schob sie ihre Finger unter das Handtuch, das sein bestes Stück bedeckte.
         »Ich bin Zollfahnder«, sagte mein Göttergatte lässig. »Meine Aufgabe ist es, Menschen aufzuspüren, die Rauschgift schmuggeln und sie der Justiz zuzuführen. Mit andere Worten: Ich rauche nicht gelegentlich den einen oder anderen Joint, um mein Leben ertragen zu können. Und ich betatsche auch nicht die Genitalien von fast fremden Menschen in der Öffentlichkeit.« Damit nahm er Anna-Lenas Hand und zog sie von seinem Schoß fort, bevor er aufstand und ging. Ihm stand ins Gesicht geschrieben, dass sie ihn zutiefst enttäuscht hatte.
         Zur Ruhe kam er erst, als wir uns eine Stunde später zu Hause zusammen auf das Sofa legten. Er ließ den Kopf gegen die Armlehne sinken und schloss die Augen.
         »Mein Gott, was ist bloß mit den Frauen los?«, murmelte er leise. »Da habe ich eine Woche lang geglaubt, es gäbe doch noch ein paar nette, und dann spielen sie alle plötzlich verrückt. Ich sollte die Finger von ihnen lassen und das Thema ein für alle Mal abhaken. Lucy war eben die einzige, die zu mir gepasst hat.«
         Nein, mein Lieber. Das stimmt nicht. Irgendwo da draußen gibt es eine andere Frau, in die du dich verlieben und mit der du dein weiteres Leben teilen wirst. Meine Augen hafteten fest auf ihm. Ich hatte das Gefühl, mich nie zuvor in meinem Leben so auf meine Gedanken konzentriert zu haben, wie in dem Augenblick. Was ist zum Beispiel mit der Autorin? Jung. Dynamisch. Intelligent. Zugegeben, sie ist eigenwillig, vielleicht sogar ein wenig exzentrisch, dafür aber herzensgut und eine absolut treue Seele. Und ist es nicht genau das, was du brauchst? Du bist doch selbst ein Querdenker. Diplomatie und blinder Gehorsam waren noch nie deins. Schau sie dir in Ruhe an, wenn du mit ihr essen gehst.
     
    Trotz meiner Bemühungen musste ich am folgenden Morgen eine Ernüchterung hinnehmen. Gregor zog das schwarze Hemd mit den dünnen orangefarbenen Streifen an. Zumindest bei der Jeans blieb uns der Rückschritt ins tiefste Mittelalter erspart: Er schlüpfte in die ausgewaschene helle mit den Knöpfen. Gott sei Dank! Ich musste also nicht bei null anfangen und den ganzen Weg von Neuem mit ihm gehen.
         Die ersten zwei Stunden verbrachten wir ungestört in seinem Büro, danach begannen die schier endlosen Besprechungen. Ich fragte mich, wie Claudia in dem vollen Terminplan Zeit finden sollte, die Nase ins Zimmer zu stecken, denn das war der Grund, warum Gabriel mir nicht erlaubt hatte, schon am Vormittag zu Bea zu gehen. Ich musste mich erst um die Kollegin meines Mannes kümmern, bevor ich mich verdrücken durfte.
         Um halb zwölf war es endlich so weit: Madame klopfte schüchtern an die offen stehende Tür. Na, sieh mal einer an, sie hatte also dazugelernt. Gregor schaute auf und winkte sie herein.
         »Ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht in der Sache mit dem Heroin-Schmuggler

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