Lucy im Himmel (German Edition)
Spinat? Oder eine Blumenkohlcremesuppe? Ich schaute ihn fest an.
»Hm, ich weiß nicht«, murmelte er leise.
Na, das war nicht sonderlich hilfreich. Dann geh erst mal zum Obst und hol ... Bea! Dort drüben steht Bea! Mein Mann fuhr herum – ich tauchte hinter dem Eierregal ab und zerrte meinen Umhang aus der Tasche. Das war definitiv eine Notlage in Verbindung mit Frau Middelhauve, ganz wie es Helene gefordert hatte.
»Hallo Bea.« Mein Göttergatte war zu den Äpfeln gegangen, wo sie sich gerade einen Sack aussuchte. »Ich wusste gar nicht, dass du ebenfalls hier einkaufst.«
Hä? Woher sollst du das denn auch wissen? Letztes Wochenende hatte ja nur ich sie entdeckt und verzweifelt versucht, unsere Wege getrennt zu halten. Ach, Schatz, das war keiner deiner intelligentesten Sätze. Ich seufzte.
»Hallo, Gregor. Schön, dich zu sehen.« Sekundenbruchteile später wurde sie von einer älteren Dame grob angerempelt, die es nicht einmal für nötig hielt, sich zu entschuldigen. Bea verzog schmerzhaft das Gesicht und rieb sich die Rippen. »Jedes Mal nehme ich mir vor, in Zukunft unter der Woche vormittags zu gehen, wenn der Laden leer ist.«
Mein Mann winkte ab. »Ich habe sowieso bloß zu den Stoßzeiten Zeit. Dafür kann ich mich nie entscheiden, was ich kaufen soll.«
»Das kommt bei mir erschwerend hinzu.« Sie lachte. »Ich habe keinen Plan, was ich in den nächsten Tagen kochen soll. Na ja, für mich allein mache ich oft sowieso nur einen Salat oder eine Suppe.«
»Dann hatte ich gestern Abend wohl richtig Glück?«
Sie lächelte ihn an. »Ja, das war absoluter Zufall.«
»Also, wenn es nach mir ginge, könntest du ruhig öfter kochen.«
Sie wurde rot, ich sprachlos. Das waren ja ganz neue Töne.
»Ich meine, solange du mir nicht die Freude machst, dich von mir einladen zu lassen«, fügte er rasch hinzu.
Bea biss sich auf die Lippen.
»Wenn du mich ganz lieb fragst, würde ich nämlich sogar bei mir zu Hause was für dich machen.«
»Du kannst kochen?« Sie sah ihn überrascht an.
»So viel zum Thema Rollenverständnis in der Gesellschaft. Ich liebe es!«
»Kinder, Küche, Kirche?«
»Mit Letzterem kann ich nicht viel anfangen und Kinder habe ich keine, aber die Herrschaft über den Kochlöffel lasse ich mir so schnell nicht streitig machen.«
»Okay, gekauft. Ich begehe keinen Mord, um mir am Herd die Beine in den Bauch stehen zu dürfen.«
»Großartig! Wann und was?«
»Wie jetzt?« Sie sah ihn überrascht an.
»Wann kommst du zum Essen zu mir, und was möchtest du?«
Bea musterte ihn.
»Einen Gnocchi-Brokkoli-Auflauf mit viel leckerem Käse? Oder ein Kartoffelgratin und dazu ein Steak? Oder lieber ein Lachsfilet mit Spinat? Oder eine Blumenkohlcremesuppe?«, zählte mein Göttergatte die Liste auf, die ich ihm vor ein paar Minuten vorgeschlagen hatte.
»Wie wäre es mit einer Abwandlung: Gnocchi-Brokkoli-Auflauf mit Lachs?«
»Das ist einen Versuch wert.«
»Morgen?« Sie legte den Kopf schief. »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir zum Joggen gehen magst, ab–«
»Ja«, unterbrach er sie.
»Aber eigentlich steht da mein Testlauf über einundzwanzig Kilometer auf dem Programm.«
»Kein Problem, das halte ich durch.« Gregor grinste sie an. »Erst joggen, dann essen?«
»Einverstanden.«
Einunddreißigstes Kapitel
In dem Lucy einen Unfall nicht verhindern kann
Um kurz vor zwei klingelte Bea am Samstagnachmittag an unserer Haustür. Sie war mit dem Fahrrad gekommen, was ich sehr mutig von ihr fand, denn schließlich musste sie nach dem Joggen damit zurück nach Hause strampeln – auch wenn sie dazwischen von meinem Schatz mit einem leckeren Essen verwöhnt werden würde.
Da Gregor ebenfalls startklar war, machten wir uns sofort auf den Weg; ich war bereits vor geraumer Zeit in mein Mäntelchen geschlüpft. Wie die beiden es am Tag zuvor besprochen hatten, liefen wir von unserem Haus aus auf dem Feldweg entlang der Gemüseäcker und Blumenfelder, bogen nach einigen Kilometern Richtung Flughafen ab und folgten einem Spazierweg in den Wald. Es war herrlich.
Anfänglich gab Bea das Tempo vor und mein Mann und ich folgten. Sich schwebend fortzubewegen war nicht im
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