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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Mindesten anstrengend: Kleine Schritte standen für langsames Tempo, große für sehr schnelles. Nach einer Weile war ich so geübt darin, dass ich Bea nicht mehr nur hinterhertrottete, sondern abwechselnd mal die Führung übernahm, mal irgendwo stehen blieb, um den Blick auf die Landschaft zu genießen. An einer besonders schönen Stelle setzte ich mich sogar für ein paar Minuten auf eine Bank und genoss die Sonne, bevor ich mich daran machte, die beiden einzuholen.
         Im Anschluss an die Strecke durch den Wald überquerten wir eine Landstraße und joggten ein paar hundert Meter auf einem Fahrradweg. Später ging es erneut an Feldern entlang, bis wir schließlich an den Rand des Marienbergparks kamen. Mit einem Blick auf Beas Sportuhr stellte ich überrascht fest, dass wir bereits zwei Drittel der Strecke hinter uns gebracht hatten.
         Bea schlug den Weg zum Ententeich ein, den sie umrundete, bevor sie sich in östliche Richtung wandte, zum ehemaligen Schuttberg. Über eine sanfte Steigung gelangten wir auf eine kleine Anhöhe mit Picknick-Tischen. Danach ging es ein kleines Stück bergab. Vorbei an einem Kinderspielplatz machten wir einen Bogen und kamen an eine Stelle, von der aus man über gut und gerne hundert flache Stufen zu einem Plateau gelangte, das einen weiteren Hügel krönte.
         Auf der Treppe überholte mein Göttergatte Bea zum ersten Mal. Nicht unbedingt, weil er schneller sein wollte, sondern ganz einfach, weil er mit seinen langen Beinen die Stufen ganz anders nahm. Bea musste immer einen Zwischenschritt machen, während er seine Schrittlänge einfach vergrößerte. Ich hätte zwar nicht geglaubt, dass sie sich davon anstacheln ließ, aber sie erhöhte ihr Tempo, um mit ihm mitzuhalten, was er wiederum als Aufforderung zu einem kleinen Wettrennen sah.
         »Wer als Erster oben ist«, rief er ihr zu, worauf sie sich einließ und prompt lossprintete.
         Ich erhöhte ebenfalls meine Geschwindigkeit, überholte die beiden, indem ich auf dem Rasen neben den Treppen den Abhang hinaufflog. Wenn sie schon ein Wettrennen veranstalteten, wollte ich wenigstens Schiedsrichter spielen und am Ziel auf sie warten, um den Sieger bestimmen zu können. Gregor schaffte es mit einem Vorsprung, der wesentlich geringer ausfiel, als ich es ihm zugetraut hätte. Ob er absichtlich langsamer gerannt war? Er grinste Bea an, während sie zusammen einmal um das Plateau liefen.
         »Warte nur, runter bin ich schneller«, drohte sie ihm.
         »Das wollen wir erst mal sehen.«
         Unvermittelt erhöhte sie wieder das Tempo und sprintete zur Treppe. Gregor blieb ihr dicht auf den Fersen. Auch ich beschleunigte und überholte die zwei, noch bevor sie die ersten Stufen hinabstürmten. Deshalb bekam ich auch nicht mit, was hinter mir passierte.
         Beas Schrei ließ mich erschreckt herumfahren. Da war es jedoch bereits zu spät. So schnell wäre nicht einmal ich die Treppen wieder hinaufgekommen, um sie auffangen zu können. Ich sah sie nur noch in einem Gewirr aus Beinen und Armen mehrere Stufen hinunterfallen. Unwillkürlich kniff ich die Augen zusammen und fühlte schier den Schmerz, der ihr durch die Glieder fahren musste.
         Als ich meine Augen wieder aufmachte, lag sie reglos auf dem Boden. Ihr Körper war völlig verdreht, Blut sickerte unter ihrem Kopf hervor. Mein Mann war, genau wie ich, starr vor Schreck auf der Treppe stehen geblieben.
         »Bea!«
         Sein Ruf brachte uns beide zur Besinnung: Zeitgleich rannten wir los.
         »Bea?«, krächzte er, neben ihr in die Knie gehend.
         Sie rührte sich nicht. Shit! Sekundenlang zog sich mein Magen zusammen. Okay, jetzt nicht panisch werden, nun war Erste-Hilfe-Wissen gefragt!
         Keinesfalls bewegen! Atmung und Herzschlag überprüfen.
         Gregors Finger fuhren zu ihrem Hals. Meine zu ihrem Handgelenk. Puls tastbar, kräftig, schnell. Gut. Auch ihr Brustkorb hob und senkte sich. Atmung war also ebenfalls noch vorhanden.
         Rede mit ihr, frag sie was!
         »Bea? Hallo.«
         Sie stöhnte.
         Prima! Weitermachen.
         Vorsichtig schob Gregor seine Hand unter ihren Kopf, um sich die Platzwunde genauer anzuschauen.
         Sag ihr irgendwas Nettes.
         »Komm Bea, aufwachen, du hast dich jetzt lange genug ausgeruht.«
         Auf so einen Spruch konnte wirklich nur mein Göttergatte kommen! Aber er half. Beas Lider flatterten. Sie

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