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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Errungenschaft schnellstmöglich auf ihre Tauglichkeit testen, denn, um die Wahrheit zu sagen: Ich traute dem unscheinbaren Stück Stoff keine solche phänomenale Wirkung zu. Wenn es stimmte, was Helene gesagt hatte, musste der Umhang uralt sein – das sah man ihm aber in keinster Weise an. Unbewusst schloss ich daher die Möglichkeit nicht aus, dass es sich vielleicht um eine Verwechslung handelte und das Mäntelchen lediglich ein modisches Accessoire war, das die Winterausstattung für auf Erden wandelnde Engel ergänzte. Einen Placebo konnte ich mir im Ernstfall allerdings nicht leisten.
         Zu meinem großen Glück war Bea in der Zwischenzeit auf den Friedhof gekommen und saß wie stets mit ihrem kleinen Netbook auf den Knien bei ihrer Urururgroßmutter. Schnell schlüpfte ich in mein neues Kleidungsstück und ging zu ihr. Oder besser, ich schwebte zu ihr, denn als ich auf den Boden sah, bemerkte ich, dass meine Füße das Pflaster nicht berührten. Ich war fasziniert.
         Bea hingegen hob nicht einmal den Kopf, als ich mich neben sie auf die Bank plumpsen ließ. Prima. Ich stand auf und schwebte ein Stück weg. Dann rief ich leise ihren Namen. Keine Reaktion. Ich rief lauter. Sie rührte sich nicht. Ich brüllte aus Leibeskräften ihren Namen. Noch immer nichts. Also rannte ich rufend und winkend auf sie zu – zum Rennen musste man bloß geringfügig größere Schritte machen. Bea saß da und tippte munter vor sich hin. Als ich genau vor ihr stand, schaute sie plötzlich auf – und sah durch mich hindurch. Sie rieb sich die Nase, schien einen Moment über etwas nachzudenken, dann wandte sie sich wieder ihrem Computer zu und arbeitete weiter. Test gelungen, mein neues Hilfsmittel funktionierte einwandfrei. Ich schwebte hinter ein Gebüsch, wo ich den Mantel auszog, ordentlich zusammenfaltete und in meiner Handtasche verstaute. Er nahm kaum Platz ein. Anschließend ging ich zu Bea zurück – ich wollte die Gunst der Stunde nutzen und mit ihr über den gestrigen Abend plaudern.
         Diesmal sah sie mich schon von weitem und winkte mir fröhlich zu. Ich freute mich, mahnte mich jedoch gleichzeitig zur Zurückhaltung, da ich offiziell ja nicht einmal wusste, dass sie eine Verabredung mit Gregor gehabt hatte.
         »Na, da hat aber jemand gute Laune«, begrüßte ich sie lachend. »Was ist los? Hast du viele gute Ideen für dein Buch?«
         Bea nickte. »Ja, ich komme ganz wunderbar voran. Ich habe einen Berg neuer Informationen bekommen.«
         »Wie das?«, fragte ich ehrlich erstaunt. Sollten sie gestern etwa nicht über sich, sondern über Beas Räuberpistole geredet haben? Dann würde ich mir Manuel in einem unbemerkten Moment gründlich vorknöpfen.
         Bea wurde rot, was ihr entzückend stand.
         »Hast du dich mit Gregor getroffen?«, fragte ich vorsichtig.
         »Ich habe dir doch erzählt, dass er mich zum Essen eingeladen hat.«
         Ich nickte.
         »Einen Tag später hat er sich dann bei mir gemeldet.«
         »Das hast du in deiner SMS angedeutet.«
         »Ich habe zugesagt, weil ich es dir versprochen hatte.« Bea seufzte. Dann holte sie tief Luft und erzählte mir alles: Dass sie ihm abgesagt hatte, ihm dann jedoch im Schwimmbad über den Weg gelaufen war. Wie peinlich ihr das gewesen war – wie freundlich er reagiert hatte. Stück für Stück schilderte sie mir, was sich an dem Abend zugetragen hatte – und, dass er leider viel zu schnell vorbei gewesen war.
         »Ich hatte also recht, nicht wahr?«
         Sie schaute mich fragend an.
         »Du hast das Treffen mit Gregor nicht bereut.«
         »Nein, ganz im Gegenteil. Er war so lustig und ausgelassen wie ich ihn nie zuvor erlebt habe. Ich hätte es auch gar nicht für möglich gehalten, dass er so sein kann, weil er im Büro immer sehr höflich und zurückhaltend auftritt. Aber gestern war er ganz anders. Richtig unbeschwert.«
         »Du kannst ihn gut leiden, nicht wahr?«, fragte ich behutsam.
         Bea nickte und wurde noch einmal rot. »Er ist so ungemein authentisch, weißt du? Das mag ich an ihm. Er macht genau das, was er sagt, übertreibt nicht, stapelt vielleicht sogar manchmal ein bisschen tief, aber ohne es bewusst zu wollen. Und dann wieder ist er –« Bea hielt inne. »Du kennst ihn ja selbst. Wahrscheinlich sogar viel besser als ich.«
         Ich seufzte. »Ja, ich kenne ihn sehr gut. Und genau deswegen freue ich mich, dass ihr

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