Lucy im Himmel (German Edition)
sie bei dir unterkommen kann und du dich um sie kümmerst , suggerierte ich meinem Mann, kaum dass der Chirurg uns den Rücken zugekehrt hatte, um zu telefonieren.
»Was hältst du davon, wenn du zu mir mitkommst?« Vorsichtig griff Gregor nach Beas verletztem Arm und streichelte die Finger, die am Ende des Gips' herausschauten. »Eigentlich bin ich Schuld an der Misere.«
»Stimmt, wenn du mich nicht so brutal gefoult und die Treppe hinuntergeschubst hättest, um zu gewinnen, wäre ich nicht gestürzt. Denn über meine eigenen Füße wäre ich natürlich nie und nimmer gestolpert.« Sie sah ihn grinsend an.
»Ich übernehme den Pflegedienst«, informierte mein Liebling den Assistenzarzt, als er sich uns wieder zuwandte.
Bea nickte.
»Wenn Sie meinen. Ich kann Sie nicht abhalten. Brauchen Sie einen Krankenwagen oder schaffen Sie es mit dem Taxi?«
Innerhalb kürzester Zeit stellte sich heraus, wie kompliziert das Leben wurde, wenn man nur ein Bein und einen Arm gebrauchen konnte. Sich im Taxi auf den Beifahrersitz plumpsen zu lassen war noch kein Thema. Eine Krankenschwester rollte Bea im Rollstuhl genau bis zur weit geöffneten Autotür, half ihr beim Aufstehen und stützte sie, damit sie sich nur auf den heilen Fuß zu stellen und drehen brauchte, bevor sie sich wieder hinsetzen konnte.
Bei uns zu Hause an der Gartentür sah es jedoch bedeutend komplizierter aus: Nachdem sich Bea mühevoll aus dem Auto gewunden hatte, war sie vor lauter Schmerzen so zittrig, dass sie nicht mehr stehen konnte. Kurzerhand nahm Gregor sie auf die Arme und trug sie ums Haus herum zu den Liegestühlen auf der Terrasse.
»Warte einen Augenblick, ich bin gleich zurück.«
Eine Minute später öffnete er von innen die Schiebetür und brachte ihr einen Berg Kissen, Decken und Sitzpolster heraus, die er um sie herum und unter ihr auf der Liege verteilte, damit zum einen das Bein und zum anderen der eingegipste Arm möglichst schmerzfrei gelagert wurden. Als Nächstes holte er ihr ein Glas Wasser und eine der Schmerztabletten, die uns der Arzt mitgegeben hatte.
»Wie schaut es bei dir mit Hunger aus? Soll ich jetzt gleich kochen oder lieber erst zu dir nach Hause fahren und ein paar Sachen zum Anziehen holen?«
»Es tut mir echt leid, dass ich solche Umstände mache, aber ein frisches T-Shirt wäre nicht unbedingt das Unangenehmste, was mir passieren könnte.« Bea sah an sich hinunter und schnitt eine Grimasse. »Und spätestens heute Abend bräuchte ich auch meine Zahnbürste.«
»Das T-Shirt wäre kein Problem, da könntest du eins von mir anziehen. Aber mit frischer Damenunterwäsche kann ich dir leider nicht aushelfen.«
»Was?« Bea sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »Du hast keine Dessous-Sammlung?«
»Tut mir wirklich leid, dich enttäuschen zu müssen. Die Kleider meiner verstorbenen Frau habe ich mittlerweile weggegeben und ansonsten tummelt sich hier niemand, den ich mit Unterwäsche ausstatten müsste.«
»Ich glaube, mit solcherlei Enttäuschungen kann ich umgehen.«
»Wirklich?« Gregor hatte sich neben Beas Liege gekniet und streichelte ihr Gesicht.
»Hm-mh.«
»Ganz sicher?«
»Ja.«
»Keine Zweifel?«
»Die Antwort wird nicht besser, wenn du mich noch dreimal fragst.«
»Und ich dachte, man muss Frauen immer dreimal fragen, bis sie sich trauen, das zu artikulieren, was sie eigentlich sagen wollen.« Aus seinen Augen blitzte der Schalk.
»Und was wollte ich eigentlich sagen?«
Seine Mundwinkel umspielte ein leises Lächeln, als er sich sehr nah zu ihr hinabbeugte. »Küss mich!«
»Die Antwort passt überhaupt nicht zu deiner Frage.« Ihr Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Frauen denken doch sowieso nie logisch.«
»Das wollen wir nun besser nicht ausdiskutieren. Aber okay, ausnahmsweise tue ich, was ich soll. Weil du es bist.« Beas Stimme war leise geworden: »Küss mich!«
»Und ich dachte, ich soll zu dir fahren und dir deine Dessous holen?«
»Wenn ich jetzt versehentlich meinen Gipsarm hochhebe, hast du ein blaues Auge. Küss mich!«
»Immer diese Gewaltandrohungen, nur um seinen Willen durchzusetzen«, murmelte Gregor neckend.
»Dann sage ich es eben zum dritten Mal: Küss mich!«
Als mein Schatz
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