Lucy im Himmel (German Edition)
es endlich tat, flatterten Hunderte kleiner Schmetterlinge in meinem Bauch auf, und ich hatte das Gefühl, wieder Manuels Lippen auf meinen zu spüren.
Zweiunddreißigstes Kapitel
In dem Lucy einmal keine Rolle spielt
»Okay, ich stehe in deiner Diele. Wo muss ich hin?« Gregor war zu Bea gefahren und rief sie von dort aus an, um sich beschreiben zu lassen, wo er was fand.
»Geh geradeaus ins Bad. Rechts auf der Waschmaschine steht mein Necessaire. Nimm einfach alles mit, was du hineinbekommst. Duschgel, Shampoo, Deo, Kamm, Zahnbürste und Zahnpasta.«
»Welches der vielen Parfums?«
»Als ob die Auswahl so groß wäre«, murmelte sie, laut sagte sie: »Such dir einfach eins aus.«
»Gut, dann nehme ich gleich das erste – bevor ich die anderen lange suchen muss. Recht übersichtlich das Ganze hier. Gefällt mir.«
»Warte ab, bis du meinen Kleiderschrank siehst. Der ist genauso schlicht gehalten.«
»Das glaube ich nicht. Frauen besitzen doch immer Berge von Klamotten.«
»Dann bin ich wohl ein Mann.«
»Also, im Bad bin ich fertig, wohin als Nächstes?«
»Ins Schlafzimmer: Zurück in den Flur, erste Tür rechts.«
»Kann es sein, dass du eine kleine Romantikerin bist?«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ach, ich dachte bloß, wegen dem Himmelbett.« In Gregors Stimme lag ein Schmunzeln.
»Ganz unten im Kleiderschrank liegt eine schwarze Reisetasche«, wechselte Bea schnell das Thema.
»Gefunden. Wow! Das hier ist ja wirklich übersichtlich.«
»Ich hab halt nicht soooo viel.«
»Das macht es auf alle Fälle leichter, wenn man sich entscheiden muss, was man anziehen soll. Finde ich eine sehr vernünftige Einstellung, wenn man sich als Frau auf diese Art selbst überlistet«, neckte er sie. »Möchtest du irgendwelche bestimmten Sachen, oder soll ich einfach – hey, du hast aber ein schickes Kleid!«
»Welches meinst du?«
»Das kleine Schwarze«, sage Gregor leise. »Genau so eins hatte meine Frau auch mal. Das ist ja ein komischer Zufall. Und die Jacke daneben sieht einer von ihren ebenfalls sehr ähnlich.« Er räusperte sich. »Entschuldige. Das war eine blöde Bemerkung. Also, was ist? Was soll ich mitnehmen?«
»Egal. Bring einfach von allem ein paar Sachen mit.«
»Warte, ich leg dich einen Moment zur Seite.« Es dauerte einen Augenblick, bis Gregor alles eingepackt hatte und wieder zum Hörer griff. »Okay, dann kommen wir jetzt zum bisherigen Höhepunkt meiner Wohnungsdurchsuchung: Ich will endlich hemmungslos in deiner Unterwäsche wühlen.«
»In der Kommode, oberste Schublade. Aber bitte keine Kommentare!«
»Wie? Ich soll nicht jeden deiner Strings einzeln lobpreisen?«
»Habe ich keine.«
»Kein Problem, ich mag das schwarze Spitzenhöschen hier sowieso lieber. Und das rote erst. Hey, das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
Beas Gesicht nahm umgehend die Farbe des Höschens an.
»Was muss ich tun, damit du mir heute Abend eine Unterwäscheshow bereitest?« Gregors Stimme hatte eine erotische Note angenommen.
»Auf der Stelle zurückkommen und mir endlich mein Abendessen kochen. Ich sterbe bald vor Hunger.«
»Aye, aye, M'am! Bin schon unterwegs. Kann sich nur noch um Stunden handeln.« Damit legte er auf. Auch Bea klappte ihr Handy zu und legte es zur Seite. Danach schaute sie mit einem verklärten Gesichtsausdruck in den spätnachmittäglichen Sommerhimmel.
Dreiunddreißigstes Kapitel
In dem Lucy weder ein noch aus weiß
Nach dem Abendessen trug Gregor Bea hinauf ins Schlafzimmer. Sekundenlang zögerte ich unten am Treppenabsatz, weil mir mein Gespräch mit dem Erzengel einfiel, das sich um die Privatsphäre der beiden in ebendiesem Raum gedreht hatte. Durfte ich nun hinaufgehen und nachsehen, ob Bea alles hatte, was sie brauchte? Oder musste ich das Schlafzimmer zur Tabu-Zone erklären, wenn sich die zwei darin aufhielten? Ich entschied schließlich, dass die Situation hier und heute eine ganz andere war, als die von Gabriel angesprochene: Bea hatte sich verletzt, da musste ich einfach nachsehen, ob sie es auf meiner Matratze bequem hatte!
Zu meiner großen Überraschung lag sie jedoch nicht auf meiner Seite, sondern in Gregors Betthälfte. Er hielt sie im Arm und küsste sie zärtlich. Ich konnte
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