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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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verschwunden. Sanft lässt er mich wieder los.
    »Wie war dein Flug?«
    »Lang«, antwortet er. Er sieht erschöpft aus.
    »Komm, hier entlang.« Ich führe ihn hinaus zu den Zügen und hoffe, dass meine Beine nicht unter mir nachgeben.
    Nathan hat ein Zimmer in Archway, Nordlondon, in einer Wohnung mit Richard und noch drei anderen Australiern. Wenn es genug Platz für fünf Leute gibt, muss sie wohl ziemlich groß sein. Entweder das, oder sie müssen sich ganz schön quetschen.
    Im Zug ergattern wir zwei Fensterplätze und sitzen uns gegenüber.
    Auf dem Weg zum Zug haben wir kaum ein Wort miteinander gesprochen, und ich fühle mich schüchtern und gehemmt. Jetzt, wo ich ihm gegenübersitze, zwinge ich mich, etwas lockerer zu werden, und schon bald entspannen wir uns beide. Er erzählt mir von den Häusern, die er renoviert hat, und verspricht, mir die Bilder zu zeigen, sobald er seinen Koffer auspackt. Wir unterhalten uns über die Arbeit – meinen Job und seine neue Arbeit, die am Montag anfängt. Wir plaudern auch über Sam und Molly und lachen, als ich erzähle, dass ich gedacht habe, sie sei schwanger, als sie mich vor ein paar Wochen angerufen hat.
    Über James reden wir nicht.
    »Ich bin froh, dass du bei mir bist«, sagt Nathan, als wir umsteigen. »Diese U-Bahnen hätten mich sonst wahnsinnig gemacht.«
    »Du wirst dich bald schnell zurechtfinden. Es ist eigentlich ganz einfach«, erwidere ich.
    Da es immer noch früh am Sonntagmorgen ist, sind die Waggons fast leer, und wir sitzen nebeneinander in der leise hin und her schwankenden Bahn. Ich schaue verstohlen auf seine linke Hand, mit der er die Gitarre zwischen seinen langen, schlanken Beinen festhält. Himmel, wie sehr ich mich zu ihm hingezogen fühle. Aber dann schüttle ich schnell den Kopf. Nicht schon wieder. Bitte, nicht schon wieder dieses Gefühl. Doch während ich das stumm vor mich hin sage, weiß ich, dass ich es nicht wirklich so meine. Ich mag das Gefühl.
    Ich denke daran, wie James sich letzte Nacht im Dunkeln den Zeh angestoßen hat, und eine Welle von Zuneigung überrollt mich. Sofort fühle ich mich wie eine Betrügerin und schaue an Nathan vorbei zum anderen Ende des Waggons.
    Das Haus in Archway, wo Nathan wohnen wird, hat drei Stockwerke und liegt auf halbem Weg den Berg nach Highgate Village rauf.
    »Highgate soll sehr hübsch sein«, sage ich und denke dabei, dass Archway ziemlich runtergekommen ist. Nathan hat bisher noch nichts vom »hübschen« England gesehen, aber das hier ist ganz bestimmt schon mal etwas anderes als Sydney.
    Erschöpft von dem steilen Marsch schleppt er seinen Koffer die Treppe zur Haustür hinauf und drückt auf die Klingel. Schließlich hören wir Schritte, und eine große, schlanke und sehr attraktive blonde Frau mit kurzen Haaren öffnet die Tür.
    »Nathan?«, fragt sie mit schläfrigem australischen Akzent. Sie trägt einen hellrosa Pyjama.
    »Ja, genau.« Nathan grinst. Oh-oh, denke ich.
    Die Blonde lässt uns herein. Auch ich stelle mich vor und erfahre, dass sie Ally heißt.
    »Dein Zimmer ist hier oben«, sagt sie zu Nathan und führt uns zwei Treppen hinauf, wobei sie unterwegs das Badezimmer zeigt.
    »Küche und Wohnzimmer sind im Erdgeschoss. Bedien dich ruhig, wenn du Milch oder sonst was brauchst, später zeige ich dir dann dein Regal für deine Einkäufe. So, wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich jetzt wieder ins Bett.«
    Nathans Zimmer ist eine Schachtel mit einem schmalen Bett, einem kleinen Schrank und einem kleinen Nachttisch. Es gibt kaum genug Platz, um den Koffer auf den Boden zu legen, also lässt er ihn aufrecht stehen und lehnt die Gitarre an die Wand.
    Wir sehen uns an und grinsen. Dann dränge ich mich an ihm vorbei ans Fenster. Von hier sieht man auf einen verwilderten Garten, also hat Nathan wenigstens nicht den Krach von der belebten Straße vorn. Auf der Wiese, mitten im langen, ungemähten Gras, steht ein großer Grill. Bestimmt haben die Aussies ihn in diesem Sommer schon gut ausgenutzt.
    Ich drehe mich wieder zu Nathan um. Er beobachtet mich lächelnd.
    »Wollen wir frühstücken gehen?«, schlage ich vor.
    Gott sei Dank, Highgate ist wirklich malerisch. Vor den alten Lebensmittelgeschäften ist der Gehweg voll mit Obst und Blumen, und auch der Rest der Straße ist von niedlichen kleinen Läden gesäumt. Wir biegen nach links ab und gehen ins Café Rouge. Es ist noch nicht mal neun Uhr.
    Da wir beide noch keinen richtigen Appetit haben, bestellen wir nur zwei Caffè

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