Lucy in the Sky
ihn vielleicht so in ein, zwei Stunden wecken?« Die beiden stellen sich als Ned und Billie vor und nicken bereitwillig.
Als ich aus dem Haus gehe und mich auf den Weg runter nach Archway mache, checke ich mein Handy. James’ SMS lautet:
Du bist seit einer Ewigkeit weg!
Ich antworte nicht.
Kapitel 21
»Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fragt James ärgerlich vom Wohnzimmersofa aus, als ich die Tür aufmache.
»Das hab ich dir doch gesagt«, fauche ich. »Ich hab Nathan vom Flughafen abgeholt, ihn dann zu seiner Wohnung in Archway gebracht und ihm noch etwas Gesellschaft geleistet.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass du den ganzen verdammten Tag weg sein würdest.«
»Ich war ja wohl kaum den ganzen Tag weg, James. Es ist gerade mal drei Uhr!«
»Ich dachte, wir könnten etwas zusammen unternehmen. Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?«, schimpft er weiter.
Himmel, ich hätte nicht erwartet, dass er sich so aufregt.
»Wir waren frühstücken, sind ein Stück spazieren gegangen und dann sind wir eingeschlafen«, antworte ich.
»Ihr seid eingeschlafen?«, wiederholt er ungläubig.
»Ja … «, antworte ich widerwillig.
»Scheiße, wie habt ihr das denn geschafft?«
»James, reg dich nicht so auf. Ich hab nichts verbrochen. Ich war erschöpft, weil ich schon um halb fünf heute Morgen aufgewacht bin. Ich konnte nicht mehr einschlafen, nachdem du mich um Mitternacht geweckt hattest, als du vollkommen betrunken reingetorkelt kamst!« Jetzt drehe ich den Spieß um, wie nur eine professionelle Freundin es kann.
»Wag es nicht, den Spieß einfach umzudrehen«, knurrt er prompt. Verdammt. Er hat mich durchschaut.
»Hör mal, es ist doch alles nicht so schlimm«, versuche ich ihn zu beruhigen. »Ich bin eingeschlafen, weil ich total müde war, und er hat den absoluten Jetlag. Weiter war nichts.«
»Das klingt für mich beschissen unglaubwürdig.«
»Hör doch auf, mich zu beschimpfen!« Auch ich habe inzwischen die Stimme erhoben, und er scheint sich ein bisschen zu beruhigen. Ich gehe in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Als ich mich umdrehe, ist er direkt hinter mir und schaut mich an. Ich zucke zusammen. »Du hast mich erschreckt.«
Er sieht mir fest in die Augen. »Du stehst auf ihn, richtig?«, fragt er ruhig, aber seine Stimme hat einen schneidenden Ton.
»Natürlich nicht!«
»O doch«, sagt er ruhig, und ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.
Ich schaue tief in seine blauen Augen und kann nur noch hilflos die Achseln zucken.
»Nein, so ist es nicht«, protestiere ich schwach, aber es nutzt nichts. Er durchschaut mich. Wahrscheinlich kann man mir mein schlechtes Gewissen ansehen. Angewidert schüttelt er den Kopf.
»Was ist bloß los mit dir, Lucy?« Sein Mund ist nur noch eine schmale Linie.
»Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich.
»Du stehst also tatsächlich auf ihn«, stellt er trocken fest.
Ich bringe keinen Ton heraus.
»Scheiße!«, brüllt er und fährt sich wütend mit der Hand durch die Haare.
»James … « Ich lege ihm die Hand auf den Arm, aber er schüttelt sie ab und schleicht zurück ins Wohnzimmer. Ich folge ihm und kaure mich neben ihn aufs Sofa. Er sieht gequält aus, entsetzt, durcheinander, und auf einmal tut er mir schrecklich leid.
»Ich liebe dich«, sage ich leise. Er antwortet nicht. Ich wiederhole es: »Ich liebe dich.«
»Liebst du ihn?«, fragt er plötzlich und wendet mir abrupt das Gesicht zu. »Wolltest du deshalb nicht weg aus Sydney? Wolltest du deshalb nicht zu mir zurückkommen?«, fragt er mich mit weit aufgerissenen Augen.
»Nein!«, leugne ich heftig, aber er starrt mich nur ungläubig an.
»James, ich liebe
dich
«, versuche ich es noch einmal und lege auch wieder meine Hand auf seinen Arm. Diesmal schüttelt er sie nicht ab.
»Du darfst ihn nicht wiedersehen«, sagt er plötzlich entschlossen.
»James … «
»Nein, Lucy«, unterbricht er mich und schaut mich an. »Du darfst ihn nicht wiedersehen.«
»Ich kann ihn doch nicht einfach ignorieren. Er ist hier ganz allein! Er ist der Bruder von einem meiner besten Freunde!« Aber James schüttelt nur den Kopf und schaut weg. »Sei doch nicht so!«, flehe ich ihn an. »Sei nicht so unvernünftig!«
»Unvernünftig?«
Er starrt mich an, dann stößt er ein empörtes Lachen aus. »Ich soll unvernünftig sein? Was ist denn das für eine Scheiße? Willst du mich verarschen?«
Ich mag ihn nicht mehr ansehen. Es ist hoffnungslos. Ich gehe ins Schlafzimmer, ziehe das Bett ab und
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