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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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seitdem du weggegangen bist«, meint er nachdenklich. »Obwohl seither schon eine Menge passiert ist. Du siehst anders aus, aber irgendwie trotzdem gleich.« Er hält inne. »Ich mag deine langen Haare.«
    »Danke.« Ich grinse. »Du hast dich jedenfalls total verändert. Bist du wirklich erst dreiundzwanzig?«
    Er kichert und steht auf. »Ich glaube, ich brauche eine Zigarette.« Lächelnd geht er nach draußen. Eine Minute später ruft er mich, also gehe ich mitsamt Wodka und Cranberrysaft auf die Veranda. Statt auf einem schmiedeeisernen Stuhl sitzt er auf dem Steinplattenboden und lehnt sich an die Holzverkleidung der Hausmauer.
    »Was ist?«, frage ich.
    Schweigend macht er mit seiner Zigarette eine Bewegung zum Himmel. Über unseren Köpfen scheint kühl die Milchstraße, wie Millionen silberner Glitzersteinchen.
    »Wow.« Auch ich starre ein paar Momente fasziniert nach oben. »Wo ist das Kreuz des Südens?«
    »Keinen Schimmer«, antwortet er, »aber da drüben ist was, das aussieht wie eine Bratpfanne … «
    Ich muss lachen und setze mich ebenfalls. Er schiebt den Aschenbecher auf die andere Seite, um mir Platz zu machen.
    Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander und schauen zum Himmel empor. »Ich hatte ganz vergessen, wie hell die Sterne hier auf der Südhalbkugel sind«, sage ich schließlich.
    »Am Manly Beach sind sie sogar noch heller.«
    »Ist das da, wo du surfst?« Er nickt. Ich stelle mir gern vor, wie er surft.
    »Gerade heute Nachmittag war ich dort«, erzähle ich.
    »Ach ja?« Er wirft mir im Halbdunkel einen Seitenblick zu.
    »Dann hast du mich womöglich gesehen, ich war nämlich ein paar Stunden draußen.«
    »Echt? Die Wellen waren riesig.«
    Er lacht. »Nein, riesig waren sie nicht. Eigentlich hatten wir ziemlich gute Bedingungen zum Surfen.« Er füllt unsere Gläser auf. »Kannst du surfen?«, will er wissen.
    »Nein, ich bleib lieber beim Boogie Board.«
    »Du solltest mal mitkommen. Aber früh am Morgen ist es besser.«
    »Gerne. Wann denn?« Mein Herz setzt einen Schlag aus.
    »Wann du magst. Wie wäre es zum Beispiel morgen?«
    »Klingt gut!«
    War ich jetzt zu eifrig?
    Aber auf seinem Gesicht erscheint ein Strahlen. Er trinkt einen Schluck. Ich fühle, wie sich die Wärme seines Körpers mit meiner eigenen vermischt, während wir Seite an Seite hier sitzen, und es fällt mir ziemlich schwer, mich auf unser Gespräch zu konzentrieren.
    »Was ist denn nun mit Amy?« Wo ist denn diese Frage nun wieder hergekommen?
    Er atmet tief aus. »Sie ist meine Mitbewohnerin.« Nach kurzem Zögern erklärt er: »Sie möchte mehr von mir, aber ich … ich weiß nicht.«
    »Ist was zwischen euch passiert?« Mit angehaltenem Atem warte ich auf die Antwort.
    »Ja.«
    Die Nervosität ist wieder da, und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Anscheinend weiß er es auch nicht, also sitzen wir wieder eine Weile stumm nebeneinander.
    »Molly und Sam mögen sie anscheinend sehr«, hake ich schließlich doch nach und bereue es augenblicklich. Was will ich denn damit erreichen – will ich ihm das Mädchen etwa aufdrängen?
    Er seufzt. »Vielleicht ist das ja der Grund, warum ich durcheinander bin. Amy ist wirklich sehr nett. Aber ich weiß nicht … Ich hab das Gefühl, Molly ist einfach verrückt nach Liebesgeschichten. Und Sam wünscht sich, dass ich so glücklich werde wie er.« Er schnippt die Zigarettenasche in den Aschenbecher, und dabei streift er mich mit dem Arm. Sofort habe ich eine Gänsehaut.
    Ich frage mich, was Molly denken würde, wenn sie wüsste, was mir in Bezug auf den kleinen Bruder ihres Verlobten durch den Kopf geht. Irgendwie habe ich das Gefühl, sie würde es komisch finden. Oder es würde ihr nicht gefallen. Beides ist mir nicht sonderlich angenehm.
    »Was ist mit deinem Freund? Glaubst du ihm?«, fragt Nathan leise.
    »Ich weiß es nicht«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    »Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«
    »Drei Jahre. Aber manchmal fühlt es sich an, als wären es nur ein paar Wochen. Als würde ich ihn gar nicht richtig kennen.«
    Er nickt in der Dunkelheit.
    »Er erzählt manchmal solche … solche
Geschichten
«, fahre ich vorsichtig fort. Darüber habe ich noch nie mit jemandem gesprochen, und ich weiß selbst nicht, warum ich ausgerechnet jetzt bei Nathan davon anfange. »Nichts Schlimmes, einfach verrücktes Zeug«, erkläre ich.
    »Was zum Beispiel?«
    Ich erzähle ihm von den Big Feet.
    Ziemlich am Beginn unserer Beziehung war James mit mir und meiner

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