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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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müssen wir vorher noch alles erledigen?«
    »Du brauchst Schuhe. Andie ebenfalls. Ich glaube, damit hatte Mum bisher kein Glück. Aber am Dienstag hab ich frei, da können wir zusammen losziehen.«
    Andie – eigentlich Andrea – ist Mollys kleine Schwester. Sie ist erst acht, und ich kenne sie noch gar nicht, weil sie geboren wurde, kurz nachdem ich Australien verlassen habe. Im gleichen Jahr, als Sams Eltern gestorben sind.
    »Ich hab mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass du eine Schwester hast.«
    »Wem sagst du das! Ich kann es auch nicht fassen. Vor allem, wenn sie sich total danebenbenimmt und Mum ihr das durchgehen lässt. Sie wird total verwöhnt.«
    Andie und ich sind Mollys einzige Brautjungfern. Ich bin ja immer noch ganz ergriffen, dass sie mich gefragt hat.
    »Hey, eins wollte ich gern noch wissen«, sage ich. »Nimmst du eigentlich Sams Namen an? Heißt du dann Wilson?«
    »Ja«, antwortet Molly. »Ich hab mich dafür entschieden. Erstens würde es Sam viel bedeuten, und zweitens möchte ich zu seiner Familie gehören, vor allem, weil nicht mehr viel von ihr übrig ist«, fügt sie traurig hinzu. »Trotzdem werde ich Molly Thomas vermissen. Würdest du Smithson heißen wollen, wenn du James heiratest?«
    »Hmm, ich weiß nicht«, antworte ich. »Es wäre seltsam, nicht mehr Lucy McCarthy zu sein. Aber meine Mum hat ihren Namen auch gegen Brown eingetauscht, als sie Terry geheiratet hat, also heiße ich sowieso schon nicht mehr wie sie.«
    Eine halbe Stunde später fahren wir wieder den Hügel hinauf. Vor dem Haus steht ein alter, verbeulter grüner Kombi mit einem Surfbrett auf dem Dach. »Oh, Nathan ist hier!«, ruft Molly.
    Als ich Nathan das letzte Mal gesehen habe, war er ein magerer Vierzehnjähriger, der sich im Schlafzimmer einschloss, um Gitarre zu üben. Damals hat er alles getan, um sich von seinem großen Bruder und seinen nervigen Freundinnen abzusetzen, aber aus Mollys Begeisterung schließe ich, dass sich das geändert haben muss.
    Sie öffnet die Tür und geht voran in die Küche, wo jemand bei Sam am Tisch sitzt. Und dieser Jemand sieht überhaupt nicht aus wie ein dünner, kleiner nerviger Bruder.
    Wie vom Donner gerührt betrachte ich den großen, dunkelhaarigen, zerzausten Surfer in ausgebleichten Jeans und T-Shirt, der jetzt aufsteht und mir zulächelt. Er ist inzwischen sogar größer als Sam. »Lucy, hi. Wow – lange nicht gesehen, was?«
    »Ungefähr neun Jahre«, erwidere ich und denke, was für einen Unterschied ein knappes Jahrzehnt machen kann.
    »Unglaublich, wie du dich verändert hast«, sagt er, während er mich eingehend von oben bis unten mustert.
    Auf einmal bin ich ganz schüchtern. Im Kopf rechne ich hastig aus, wie alt er ist. Zwei Jahre jünger als Sam, Molly und ich, also dreiundzwanzig.
    »Lucy, was möchtest du trinken?«, fragt Sam, und ich bin froh über die Unterbrechung. »Wir haben Rosé, Weißwein und Bier. Ach ja, und Rotwein.«
    Molly und ich entscheiden uns für den Rosé, dann gehen wir alle auf die hintere Veranda.
    Die Tatsache, dass Nathan direkt hinter mir steht, bringt mich ziemlich aus dem Konzept.
    Wir setzen uns auf die schwarz lackierten schmiedeeisernen Stühle an den dazu passenden Tisch, Nathan links, Sam rechts von mir, Molly mir gegenüber. Steinstufen führen zu dem ordentlich gemähten, sanft abfallenden Rasen hinunter, auf dem die treuen Sonnenliegen stehen, die ich in den letzten Tagen so gut kennengelernt habe.
    Sam beginnt von seinem Arbeitstag zu erzählen, aber was er sagt, kommt bei mir kaum an. Am Rand meines Gesichtsfelds wippt Nathans Bein auf und ab, und jedes Mal, wenn er nach seinem Bier greift, kann ich sehen, wie sich seine Armmuskeln anspannen. Ich habe ein äußerst seltsames Gefühl. Ich weiß, dass man gern von der chemischen Reaktion zwischen zwei Menschen spricht, aber ehrlich gesagt habe ich so was noch nie gespürt. Als ich James auf der Party kennengelernt habe, hat sich die Anziehung langsam gesteigert, sodass er mir im Lauf des Abends immer besser gefiel, bis ich am Ende einverstanden war, mit ihm auszugehen. Aber bei Nathan geht mir jede Bewegung durch und durch. Ich muss dieses Gefühl irgendwie unter Kontrolle kriegen. Ich nehme einen großen Schluck Rosé und versuche mich bewusst zu entspannen. Wenn ich mich doch bloß mehr geschminkt hätte!
    Schluss jetzt! Ich habe einen Freund, Himmel nochmal! Der mich womöglich betrügt. Ach, wen kümmert das jetzt schon?
    »Lucy, warum grinst du eigentlich

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