Lucy in the Sky
fragt Nathan, an mich gewandt.
»Natürlich«, antworte ich fröhlich. Als könnte ich etwas anderes sagen!
»Na, dann mal los«, sagt Amy ungeduldig zu ihm. Wartet sie darauf, dass er als Erster die Wohnung verlässt?
»In Ordnung, Lucy, wir sehen uns dann später«, sagt er.
Wann?
»Bye!« Ich zwinge mich, fröhlich zu klingen. »Danke, dass du mich zum Surfen mitgenommen hast, für das Frühstück und alles … du weißt schon … «
»Kein Problem.« Nathan nimmt seinen Autoschlüssel von der Küchentheke und geht zur Tür. Kaum ist er weg, entschuldigt Amy sich für ein paar Minuten und kommt in einem kurzen Jeansrock und einem schwarzen T-Shirt mit weißem »Rip Curl«-Logo zurück. Ihre blonden Haare fallen ihr weit über den Rücken. »Alles klar, gehen wir. Bist du fertig?«
Amy hat einen blauen Wagen. Das Rückfenster ist mit Kuscheltieren vollgestopft. Als ich die Tür zuschlage, kommt das kleine schlafende Häschen in der Hängematte so in Wallung, dass es mir gegen ein Auge schlägt. Amy lacht. »Vorsicht, Snoozy!«
Vom Selbstverteidigungskurs in der Highschool weiß ich, dass man keine Kuscheltiere im Auto haben sollte, weil man sich damit leicht zum Ziel von Vergewaltigern und Mördern macht, die denken, sie haben es mit einer wehrlosen Frau zu tun. Ein bisschen von oben herab erzähle ich Amy davon.
Aber sie lacht nur verächtlich. »Ich glaube, von denen gibt’s in der Gegend nicht so viele. Außerdem fährt Nathan ja meistens mit.«
Ich muss mich sehr im Zaum halten, um Snoozys Ohr nicht abzubeißen und aus dem Fenster zu spucken, aber ich schaffe es.
»Ich mag deine Ohrringe«, sagt Amy plötzlich.
»Danke.«
»Hast du sie beim Surfen auch angehabt?«, fragt sie mit schreckensweiten Augen.
»Äh, ja«, gestehe ich. »Ich trage sie immer.«
»Sind die von deinem Freund?« Ich nicke. »Du hast wirklich Glück. Ich wollte, Nathan könnte es sich leisten, mir solche Ohrringe zu schenken.«
»Ach, keine Sorge, wahrscheinlich sind die hier gar nicht echt.«
»Ach, ehrlich? Wie kommst du drauf?«
»Ich mache nur Witze.« Ich lache, aber selbst in meinen eigenen Ohren hört es sich hohl an. Warum hab ich das bloß gesagt?
»Nein, Nathan kann sich keine teuren Geschenke leisten. Er muss sich immer etwas einfallen lassen.« Garantiert tut er das auch, denke ich, und mir ist ein bisschen übel. »An meinem letzten Geburtstag hat er mir ein Picknick am Shelly Beach geschenkt … «, fährt Amy fort. Ich will das nicht hören. »Das war unglaublich romantisch. Er hat alles selbst eingepackt.« Sei endlich still! »Ja, wir haben Hummer gegessen, den ein Freund von ihm gefangen hatte, und Sekt getrunken. Natürlich keinen französischen Champagner, aber für uns macht das sowieso keinen Unterschied.« Ich weiß, ich dürfte nicht eifersüchtig sein, ich habe ja James, aber wenn ich höre, wie sie »uns« sagt, muss ich mich zusammenreißen, um nicht die Tür aufzureißen und aus dem fahrenden Auto zu springen. Eine Minute später halten wir vor Sams und Mollys Haus.
»Hallo Amy!«, ruft Sam mit warmer Stimme, als wir durch die Tür treten. »Wie geht’s?« Er gibt ihr ein Küsschen auf die Wange, und auf einmal komme ich mir vor wie eine Außenseiterin. Aber dann wendet er sich sofort mir zu. »Hi, du Surfergirl! Das war ja eine Überraschung! Molly und ich konnten es kaum glauben, als wir heute früh aufgewacht sind und deinen Zettel gefunden haben. Wann habt ihr zwei denn diesen Ausflug geplant?«
»Oh, er hat ihr neulich abends versprochen, dass er sie mal mitnimmt. Das war, als er so betrunken war, dass er am nächsten Morgen kaum sprechen konnte«, unterbricht Amy. Sie lächelt, aber in ihren Augen entdecke ich etwas Hartes. Vielleicht bilde ich mir das aber wieder mal nur ein.
»Warst du auch mit, Amy?«, fragt Sam, der nichts mitkriegt von dem, was zwischen mir und Amy passiert.
»Ach nein, ich komme in letzter Zeit nicht so gut aus dem Bett.«
»Du brauchst deinen Schönheitsschlaf, was?«, sagt Sam lachend. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass er und Nathan das gleiche Lachen haben.
In diesem Moment kommt Molly ins Zimmer. »Amy! Hallo, Süße!« Noch ein Küsschen auf die Wange.
»Hallo, du, wie geht’s denn? Nur noch eine Woche …?« Während Molly sie bezüglich der Hochzeitsdetails auf den neuesten Stand bringt, geht Amy in die Küche und stellt den Wasserkocher an. »Tee, Lucy?« Ich schüttle den Kopf und entschuldige mich mit der Begründung, dass ich noch duschen
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