Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
Walkman und die leere Kassettenhülle mit Nathans krakeliger Handschrift. Ich habe keine Lust, mich mit James’ Fragen auseinanderzusetzen.
    Als ich die Schranktür wieder schließe, steht mir plötzlich mein Spiegelbild gegenüber. Ich sehe blass und mitgenommen aus, meine Augen sind vom Weinen noch geschwollen. In diesem Moment höre ich James’ Schlüssel im Schloss.
    »Hi!«, rufe ich und eile aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer.
    »Hi.« Auch er sieht müde aus, als er die Tür hinter sich zuzieht, auf mich zukommt und mich auf den Mund küsst.
    »War das Meeting gut?«, frage ich. »Du kommst früher als erwartet.«
    »Och, es war ganz okay. Derek wollte, dass ich ihn über die Vertragssituation mit Brigadellis auf den Stand bringe. Das sind Investmentbanker, die ihre Büros gleich hier um die Ecke haben, und sie haben ihre Formulare immer noch nicht ausgefüllt … Entschuldige, das ist echt langweilig.« Er lächelt und hält inne. »Was gibt’s zu essen?«
    »Lasagne.«
    »Cool.« Er knöpft sein Jackett auf und lockert die Krawatte.
    Ich gehe in die Küche und schaue in den Ofen. Die Käseschicht beginnt gerade braun zu werden.
    Eine Minute später kommt er mir nach. »Was wollen wir trinken? Rotwein?«
    »Gern.«
    Ich decke im Wohnzimmer den Tisch, und er erscheint mit zwei gefüllten Weingläsern. »Kerzen?«, fragt er.
    »Gern«, sage ich wieder. Er holt ein paar Teelichter aus einer Schublade und zündet sie an. Die Streichhölzer, die er benutzt, haben neonblaue Köpfe und eine verrückt gestylte Schachtel.
    »Woher hast du die denn?«, frage ich ihn.
    »Aus einer Kneipe gleich um die Ecke von der Arbeit. Sie ist ganz neu«, antwortet er. Ich nicke, sage aber nichts.
    Ich wünschte, ich würde mich bei dem Gedanken, dass er ohne mich in die Kneipe geht, nicht unbehaglich fühlen.
    Als ich die Lasagne hereinbringe, sitzt James mit der Fernbedienung am Tisch und zappt sich durch die Kanäle. Ich stelle die Teller auf den Tisch und will mich setzen, aber er packt mich am Handgelenk. »Komm her, Süße«, sagt er und zieht mich auf seinen Schoß. »Gefällt dir dein Geschenk?«, fragt er mich schmeichelnd. »Ist es nicht toll? Hör dir doch bloß mal diesen Sound an.« Er dreht die Lautstärke auf. Weiter und weiter.
    »James, du vergrätzt noch die Nachbarn.« Aber er macht weiter. »James!«, schreie ich.
    »Hör doch, wie toll das immer noch klingt«, brüllt er.
    »James, stell das Ding leiser!«
    Er tut es mit einem trotzigen Grinsen. »Phantastisch, oder nicht?«
    »Mhm«, stimme ich zu, steige von seinem Schoß und setze mich auf meinen Stuhl. »Wollen wir es nicht ausmachen, solange wir essen?«
    »Spielverderber.« Er grinst weiter, stellt den Ton aber aus. Für mich reicht das als Kompromiss, obwohl er das aufgenommene Rugbyspiel von gestern weiterlaufen lässt.
    »Zum Wohl«, sagt er, beugt sich vor, und wir stoßen an. Dann legt er los: »Wie war denn dein Flug? Und die Hochzeit?«
    »Hmm, die war toll«, antworte ich ohne große Begeisterung. Ich habe wirklich keine Lust, jetzt in die Einzelheiten zu gehen. Jedenfalls nicht mit James.
    »Nur ›hmm, die war toll‹?« Er lacht und streichelt meine Hand. Unwillkürlich zucke ich zurück.
    »Lucy, was ist los mit dir?« Jetzt ist er besorgt. »Was ist denn, Süße?«, fragt er, kommt zu mir herüber und kauert sich vor meinen Stuhl. Ich kann ihn nicht anschauen. Zwischen den Jungs in Schwarz und den Jungs in Weiß auf dem Bildschirm gibt es ein ziemliches Gerangel. Oder tragen sie etwa Dunkelgrün? Ich kann es nicht erkennen.
    »Lucy?«
    Mühsam konzentriere ich mich wieder auf meinen Freund, der mich besorgt mustert. Er hat sich umgezogen und trägt statt seines Anzugs jetzt einen cremefarbenen Pulli von Reiss und eine dunkelblaue Levis.
    »Was ist los?« Meine Augen füllen sich mit Tränen. »Lucy, bitte sag es mir. Machst du dir immer noch Gedanken wegen dieser blöden SMS ?«
    »Nein«, antworte ich.
    »Gut«, antwortet er hastig, »denn da gibt es auch wirklich nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Aber was ist es dann?« Er streckt die Hand aus, um mein Gesicht zu streicheln. Ich widerstehe dem Impuls, zurückzuweichen.
    »War es schwierig für dich, wieder in Sydney zu sein?«
    Ich nicke.
    »Ich hatte schon Angst, du würdest Heimweh nach Australien kriegen, jetzt, wo du wieder zurück bist.«
    »Ach ja?«, frage ich überrascht. Dass er das versteht, hätte ich nicht erwartet.
    »Natürlich. Sydney war dein Zuhause für

Weitere Kostenlose Bücher