Lucy in the Sky
Sand gefüllt. Schlaftrunken taste ich auf dem Nachttisch nach dem Hörer.
»Hallo?«, bringe ich mühsam hervor.
»Hallo, Süße.« Es ist James. »Hast du geschlafen?«
»Mhm.« Ich kann kaum reden, so kaputt bin ich.
»Wach auf, wach auf! Wenn du jetzt schläfst, kann du heute Abend nicht einschlafen.«
»Mhm.«
»Hör zu, ich komme ein bisschen später, weil ich um halb sechs noch zu einem Meeting mit dem Chef muss. Ließ sich leider nicht verschieben. Aber ich werde so gegen acht zurück sein. Soll ich unterwegs was zu essen holen? Oder sollen wir nachher etwas bestellen?«
»Ach, ich weiß nicht. Am besten hol ich uns was«, antworte ich, weil ich plötzlich denke, dass es bestimmt gut ist, wenn ich aus dem Haus komme, auch wenn es nur bis um die Ecke ist.
»Okay, Schätzchen, ich kann’s kaum abwarten, dich heute Abend zu sehen. Bitte schlaf nicht wieder ein!«
Nachdem er aufgelegt hat, geht der Wecker los – meine Drei-Stunden-Schlafenszeit ist vorüber.
Es ist eiskalt in der Wohnung. Ich mache die Heizung an, stolpere ins Bad, lasse Wasser in die Wanne laufen und gebe ordentlich Badeschaum in den Wasserstrahl. Langsam klettere ich hinein, gewöhne meine Gliedmaßen an die Wärme, und endlich liege ich bis zum Hals im Wasser. Den Schaum verteile ich über meinen ganzen Körper, sodass ich vollkommen bedeckt bin. Das Zeug schimmert im Licht der Lampe. So liege ich da, sehe mich in unserem hübschen sauberen Badezimmer um und spüre plötzlich, wie mich eine Welle unerwarteter Zufriedenheit überrollt. Der ganze Raum ist weiß. Die einzige Farbe kommt von den dunkelgrünen Handtüchern, die über dem weißen beheizbaren Handtuchständer hängen. Das gefällt mir. Die Ordnung klärt meinen Kopf, obwohl ich an sich gar kein sehr ordentlicher Mensch bin. Ich denke an James heute Morgen, in seinem eleganten Maßanzug, und zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass Zuneigung mich durchströmt. Mein Freund. Ich kann nicht glauben, dass er einfach so einen Flachbildfernseher gekauft hat. Für meine DVDs! Dabei machen wir nur ganz selten PR für DVDs. Aber es ist bestimmt nett, meine Mädchenfilme darauf anzuschauen.
Nach einer Weile ist mir so heiß, dass ich anfange, mich nach einer kühlen Dusche zu sehnen. Aber zuerst gebe ich eine großzügige Menge Peeling auf meine Hand und rubble mir damit Arme und Beine ab. Das Zeug massiert meine Haut, und der Geruch von Zitrusfrüchten steigt mir in die Nase. Ich halte Arme, Schultern und Beine wieder ins Wasser und spüle das Zeug ab, dann ziehe ich den Stöpsel aus der Wanne und stehe auf, wobei ich mir den Schaum mit den Händen vom Körper streiche. Ich steige auf die dunkelgrüne Badematte und trockne mich ab. Jetzt fühle ich mich frisch und sauber. Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass der Boden der Badewanne von einem Schmutzfilm bedeckt ist. Das war’s mit der Sonnenbräune, denke ich und spüle sie den Abfluss hinunter.
Als Nächstes rufe ich meine Mum an, um ihr zu sagen, dass ich gut wieder zu Hause angekommen bin. Sie möchte alles über meine Reise wissen: Ob Manly sich verändert hat, wie es war, wieder »zu Hause« zu sein … Aber ich bin immer noch müde und vertröste sie mit dem Versprechen, dass ich sie wieder anrufe und wir dann ausführlich quatschen. Den Rest des Nachmittags verbringe ich mit Auspacken und Wäschewaschen. Schließlich nehme ich Mantel, Schal und Handschuhe und gehe die Treppe hinunter auf die Straße. Als ich zum Supermarkt gehe, flattert eine Taube vor mir her und versucht, sich flügelschlagend vor meinen Füßen in Sicherheit zu bringen. An der Kasse entdecke ich die Batterien und kaufe sie, wobei ich mir irgendwie fies und hinterhältig vorkomme.
In die Wohnung zurückzukommen fühlt sich schon ganz anders an als heute Morgen. Unser schwarz-weißes Wohnzimmer ist hübsch und ordentlich, und plötzlich habe ich den Drang, mich aufs Sofa zu legen und fernzusehen.
Die neue Fernbedienung ist nicht sonderlich schwer zu handhaben, also mache ich es mir zwischen den weichen Kissen bequem und zappe durch die Programme. Auf einmal erinnere ich mich wieder an mein Gespräch mit James, als ich auf dem Flughafen von Sydney war, und suche nach UK Gold. Mit einem erleichterten Lächeln stelle ich fest, dass es den Sender tatsächlich gibt.
Später wechsle ich die Batterien in meinem Walkman und öffne den Kleiderschrank im Schlafzimmer, wo auch mein Schuhständer steht. Direkt unter meinen High Heels verstecke ich den
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