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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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ordentlich hab ich ihn aber nicht hinterlassen! Gott segne die Praktikantin.
    Ich fahre den Computer hoch und gehe dann in die Küche, um eine Kanne Kaffee zu kochen. Als ich zu meinem Schreibtisch zurückkehre, ist gerade Gemma angekommen. »Lucy! Schön, dass du wieder da bist!«
    »Lucy!«, ertönt auch schon der nächste Schrei von der Tür, und herein stürmt Chloe mit zwei Plastiktüten. Sie besitzt einen brandneuen Birkin Bag von Hermès, den sie irgendwoher als Werbegeschenk bekommen hat, und ich habe keine Ahnung, weshalb sie trotzdem immer noch Plastiktüten benutzt. Sie ist echt unglaublich.
    Wir machen alle mehr oder weniger den gleichen Job, nur bin ich schon etwas länger hier als die beiden und kriege deshalb meist die größeren Aufträge. Zum Glück gibt es bei uns keinen Neid.
    »Wie war dein Urlaub?«, will Chloe sofort wissen, während sie ihren Birkin Bag neben den Plastiktüten ablädt. Gemma rollt auf ihrem Schreibtischstuhl zu uns herüber. Chloe ist fünfundzwanzig, mit ihren eins siebzig etwa genauso groß wie ich, schlank und hübsch, und hat lange blonde Haare. Gemma ist ein Stück größer als wir, attraktiv und kurvig mit einem durchgestuften, halblangen dunklen Bob. Sie ist dreiundzwanzig und seit sechs Monaten dabei, während Chloe schon vor einem Jahr bei Mandy Nim angefangen hat.
    »Unglaublich. Ich wollte gar nicht mehr zurückkommen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Wo in Australien warst du nochmal? In Sydney?«, fragt Chloe.
    Ich nicke.
    »Sydney hat mir wahnsinnig gut gefallen!« Gemma ist nach der Uni ein Jahr durch die Welt gereist, ehe sie zu Mandy Nim kam. »Da bist du auch aufgewachsen, stimmt’s?«, fragt sie.
    »Ja, ich hab in Manly gewohnt.«
    »Manly … die Surfer am Strand … «
    Ich werde rot beim Gedanken an einen ganz bestimmten Surfer und wühle schnell in meiner Tasche nach den Geschenken, um die beiden abzulenken.
    »Ich kann es kaum abwarten, nach Australien zu fliegen«, verkündet Chloe.
    »Wann denn?«, frage ich interessiert.
    »Keine Ahnung. Irgendwann.«
    Als ich ihnen die Känguru-Stifte überreiche, kreischen sie vor Begeisterung und beginnen gleich einen kleinen Boxkampf. Man muss einen filigranen Mechanismus betätigen, dann gehen die beiden Kängurus mit ihren Boxhandschuhen aufeinander los. Sie amüsieren sich eine gute Minute damit, dann wenden sie sich mir wieder zu.
    »Was hast du denn in Sydney so gemacht?«, erkundigt sich Gemma.
    Ich berichte kurz von der Reise und der Hochzeit, erwähne aber weder die SMS noch Nathan.
    »Hast du Fotos?« Chloe will unbedingt Mollys Kleid sehen.
    »Nein.« Erst im Flugzeug habe ich daran gedacht. Ärgerlich, aber ich habe kein einziges Foto von der Hochzeit – und keines von Nathan.
     
    Mein erster Arbeitstag vergeht wie in einem Nebel. Gegen vier Uhr nachmittags schlägt der Jetlag wieder zu, und Mandy schickt mich nach Hause. Ich bin dankbar.
    Ich beschließe, die U-Bahn zu nehmen, aber nach dem entspannten Leben der letzten zwei Wochen ist das ein echter Schock. Wenn es nicht so kalt und ich nicht so müde wäre, hätte ich auch zu Fuß gehen können. Aber ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Nach drei Haltestellen ist mir ganz flau, weil ich dummerweise meinen Wintermantel angelassen habe und in der Bahn eine Bruthitze herrscht. Ich mache mich auf den Weg zum Ausgang, und ein paar Minuten später stehe ich vor dem fünfstöckigen cremefarbenen Reihenhaus mit Stuckverzierung, das wir unser Zuhause nennen. Die Züge von der nahen Station sind ziemlich laut, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt. Das ist einer der Gründe, weshalb die Immobilienpreise in dieser Straße nicht ganz so horrend sind. Terry sagt oft, wir sollen weiter rausziehen und uns etwas Größeres suchen, vor allem, wenn wir Kinder haben wollen, aber dann erinnere ich ihn daran, dass ich grade mal fünfundzwanzig bin. Solange es geht, möchte ich in unserer Zweizimmerwohnung bleiben, und Kinderkriegen kommt in nächster Zeit für mich nicht infrage.
    Müde steige ich die drei Stockwerke zu unserer Wohnung empor und schließe die Tür auf.
    »Lucy!«, ruft James überrascht. Er steht in seinem schicken Anzug mitten im Wohnzimmer und hat das Handy in der Hand. Als er mich sieht, klappt er es hastig zu.
    »Hi«, sage ich.
    »Du bist aber früh zurück.« Er kommt zu mir und gibt mir einen Kuss.
    »Mandy hat mich nach Hause geschickt. Ich bin total kaputt.« Argwöhnisch betrachte ich sein Telefon. »Und was hast du für eine

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