Lucy in the Sky
ich kaum mehr damit fahre, und die Bewegung wirkt Wunder für meine Oberschenkel. Das Einzige, was ich vermisse, ist, dazusitzen und Nathans Tape zu hören. James weiß noch immer nichts davon, und wenn er es finden würde, würde er bestimmt äußerst misstrauisch werden. Natürlich könnte ich Nathans Songs einfach von iTunes herunterladen und auf meinen iPod speichern, aber das wäre nicht dasselbe.
Heute ist Freitag, am Abend wird Luigis Eröffnungsparty stattfinden, und als ich ins Büro komme, brodelt es dort bereits.
»Die machen keine Bar-Kritiken!«, schnauzt Gemma unsere Praktikantin an.
»Wer macht keine Bar-Kritiken?«, frage ich. Vermutlich hat Kelly, unsere Praktikantin, einen Rundruf bei den Journalisten gemacht, um zu sehen, wer zur Party kommt, und hat dabei aus Versehen einen Falschen erwischt.
»Das Heat
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Magazin«, erklärt mir Gemma.
Journalisten hassen es, wenn man sie anruft und für etwas Werbung machen will, das mit ihrer Publikation nichts zu tun hat. Sollen sie doch. Wir können auch nicht alles lesen, und unsere arme Praktikantin schon gar nicht. Sie schuftet hier schon mehr als genug, ohne was dafür zu kriegen.
»Ach, mach dir keine Sorgen«, sage ich, in dem Versuch, sie zu beruhigen. »Solange jemand von Girls Aloud besoffen umfällt oder Paris ihre Höschen sehen lässt, schaffen wir es trotzdem in die ›Week In Pictures‹.«
Ich komme gerade von einem Morgenmeeting mit unseren Klienten in der neuen Bar. Fast alles ist fertig, nur noch ein paar letzte Handgriffe fehlen. Am Ende haben sie sich für den Namen »The White Lounge« entschieden, was ich ganz okay finde. Was das Design angeht, hat man das genaue Gegenteil der Bar in Mailand gewählt: alles in Weiß. Weiße Tische, weiß bezogene Sitze, eine weiß-silberne Bar … Ein bisschen erinnert mich das Ganze an die Eisbar in Sydney. Sieht spektakulär aus, aber ich frage mich, wie lange es dauert, bis der erste Rotwein über einen weißen Sitz kippt. Na ja, ist nicht mein Problem.
Eliza ist genauso, wie Chloe und ich sie uns vorgestellt haben: affig, zickig und total egozentrisch. Ihr Ehemann Gian benimmt sich so lüstern wie eh und je. In Anwesenheit seiner Frau hält er sich zwar zurück, aber sie ist nicht oft da – wir können also nur verlieren. Heute Abend wird sie da sein. Wenn die Paparazzi in der Nähe sind, taucht sie immer auf.
Sogar Kelly, unsere Praktikantin, darf heute Abend mit und ist vor Aufregung ganz außer sich. Zuerst wollte Mandy nicht, dass jemand mit lila Stachelfrisur und Nasenstecker ihre Firma repräsentiert, aber ich hab sie überredet und Kelly James’ Ticket gegeben, der ja heute Abend nach Spanien fliegt.
Für mich hat er auch einen Flug gefunden, nämlich um zwei Uhr morgen Mittag. Am Montagabend komme ich zurück, weil ich mein Glück bei Mandy jetzt auf keinen Fall überreizen will. Schließlich muss ich auch an meinen Bonus denken.
Wir machen früh Feierabend, damit wir noch genug Zeit haben, uns fertig zu machen. Um fünf muss ich im Lokal sein und die Gästeliste abgleichen. Sämtliche Bildagenturen sind informiert, zahllose Fotografen haben sich angesagt, und für die Stars haben wir einen weißen Teppich ausgerollt. Gott sei Dank regnet es nicht, sonst wäre er innerhalb weniger Minuten grau. Chloe und ich haben Gian überredet,
vodka sour alla maracuja
zum Getränk des Abends zu erklären. Bis 21 Uhr müssen wir uns vorbildlich benehmen, danach können wir entspannen.
Abgesehen davon, dass Gemma um Mitternacht auf der Toilette kotzt und Chloe und ich ihren Freund anrufen müssen, damit er sie abholt, verläuft die Party reibungslos. Fünfundsiebzig Prozent der eingeladenen Promis erscheinen tatsächlich, eine gute Erfolgsquote. Die Beckhams lassen sich nicht blicken, wahrscheinlich weil Gian kürzlich über David hergezogen ist und gemeint hat, er wäre eher wegen seiner Haare als wegen seines Fußballspiels bekannt. Vermutlich ist er aber nur neidisch, weil Beckham besser bezahlt wird. Und besser aussieht.
Ich bin die Königin der Welt, bis ich am nächsten Morgen mit einem Megabrummschädel aufwache. Eigentlich hatte ich ehrlich vorgehabt, meinen Koffer schon am Donnerstagabend zu packen, aber dann dachte ich, ich hätte heute früh bestimmt genug Zeit. Großer Irrtum. Vorsichtig klettere ich aus dem Bett und schlucke Ibuprofen gegen die rasenden Kopfschmerzen.
Mein Flieger startet mit etwa dreistündiger Verspätung, und als ich in Malaga ankomme, ist es mit der
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