Lucy in the Sky
hat.
»Ich mag Fernbeziehungen nämlich nicht so besonders«, fährt er fort.
Ganz eindeutig, er flirtet mit mir.
»Tja,
du
könntest ja auch
mich
besuchen … «
»Na gut.«
»Wann?« Ich grinse. Als würde er das ernst meinen!
»Wie findest du Ende September?«
Ich fahre vom Bett hoch und setze mich kerzengerade hin.
»Machst du Witze?«
»Nein«, antwortet er.
»Du meinst das also ernst?« Ich bin total von den Socken.
»Ja.«
»Ehrlich?«
»Wenn du mich das noch ein einziges Mal fragst, dann nagle ich dich mit deinem verdammten Schnabel auf den Tresen!«
Wie sich herausstellt, ist gerade einer von Nathans Arbeitskollegen aus London zurückgekommen, wo er beim Bau des neuen Wembley Stadions mitgeholfen hat. Die Baufirma ist aus Australien, und sie suchen Australier für den Job. So einfach ist das.
»Für wie lange wirst du hier sein?«, frage ich, aber ich kann kaum sprechen.
»Wenn alles nach Plan läuft, was noch nicht hundertprozentig sicher ist, sollen wir eine dreimonatige Arbeitserlaubnis kriegen. Das würde bedeuten, wir sind bis Anfang Januar da.«
Mit »wir« meint er seinen Freund und Arbeitskollegen Richard, der ebenfalls nach England kommen möchte.
»Wo wohnt ihr denn?« Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er hier unterkommen kann, aber das ist natürlich absolut albern. Selbst wenn wir ein Gästezimmer hätten, wäre James nie im Leben damit einverstanden, dass Nathan hier wohnt. Außerdem würde es nur Ärger bedeuten. Es war ja schon schlimm genug, als er im Zimmer neben mir bei Sam und Molly übernachtet hat.
»Das wissen wir noch nicht so genau. Vermutlich irgendwo in Nordlondon, das meint jedenfalls der Typ von der Firma.«
Nachdem wir aufgelegt haben, bleibe ich noch eine ganze Weile reglos auf dem Bett sitzen. Ich bin vollkommen durcheinander. Schließlich stehe ich auf und gehe ins Wohnzimmer.
»James?«
»Ja?«
»Du weißt doch, wer Nathan ist, oder? Sams kleiner Bruder?«
»Ja … «, antwortet er, ohne die Augen vom Fernseher zu nehmen. Plötzlich schreit er: »Das war drin, du Idiot!«
»Na ja, er kommt vielleicht in drei Monaten für eine Weile nach England«, fahre ich fort.
Jetzt hört er zu.
»Dann kannst du ihn auch mal kennenlernen«, füge ich fröhlich hinzu.
»Großartig!«
Oh, dieser Sarkasmus.
»James, sei nicht gemein«, entgegne ich in weiterhin leichtem Ton. »Er ist ein netter Kerl, du wirst bestimmt gut mit ihm auskommen.«
Er sieht vom Sofa zu mir hoch, seine blauen Augen mustern mich eindringlich, und ich wende schnell den Blick ab zum Tennis auf dem Fernseher. »Wer gewinnt?«, frage ich.
»Lucy, komm her«, sagt er und greift nach meiner Hand.
»Vorsicht, James!«, protestiere ich, denn er zerrt so, dass ich fast das Gleichgewicht verliere. Aber er lässt nicht locker, sondern zieht mich auf seinen Schoß, sodass ich über ihm knie.
»Bist du scharf auf ihn?«, fragt er und blickt mir forschend in die Augen.
»Nein!«, lache ich.
»Echt nicht?«
»James, sei doch nicht albern!«
Er streckt die Hand aus und reibt mit dem Daumen über meine Brustwarze unter meinem dünnen T-Shirt. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich, erst langsam, dann immer heftiger – eben wie der Kussexperte, der er ja nun einmal ist. Ich reagiere noch leidenschaftlicher, als er hinuntergreift und seine Gürtelschnalle löst.
Aber als wir fertig sind, fühle ich mich schmutzig.
Kapitel 18
»Ist das dein Ernst?«, schreit Chloe am Montag, als ich ihr auf der Arbeit von Nathans Plänen erzähle.
»Psst. Kann immer noch sein, dass es gar nicht klappt. Es ist noch nicht hundertprozentig sicher.«
»Lucy, wann holst du die Kunden ab?«, ruft Mandy von ihrem Schreibtisch und unterbricht unser aufgeregtes Geplauder.
»In zwanzig Minuten kommt das Auto«, rufe ich zurück.
Titteesh treffen direkt aus Portugal ein, wo sie an der Algarve in Bars und Nachtclubs auf Promo-Tour waren. Zusammen mit Chloe hole ich sie vom Flughafen ab, dann starten wir direkt unsere Aktion. Wenn wir das Video morgen ins Internet stellen wollen, müssen wir uns beeilen.
Zwei Stunden später stehen wir vor dem Millennium Wheel auf der South Bank, und Chloe bemüht sich, die Kamera einigermaßen ruhig zu halten, während sie sich angestrengt das Lachen über die drei vor ihr herumhüpfenden Titteesh-Mitglieder verbeißt. Ich habe den Ghettoblaster auf volle Lautstärke gedreht und würde liebend gern im Boden versinken, während sich um uns herum eine immer
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