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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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schummrigen Bar in Soho sitzen.
    »Keiner kann Baby das Wasser reichen!«, trompetet Karen, als sie mit drei Seabreezes von der Bar zurückkommt. Reena und ich ducken uns unwillkürlich und beobachten verlegen die Reaktion der anderen Gäste.
    »Na, was habt ihr diese Woche denn Schönes gemacht, Mädels?«, grinst Karen. Natürlich hat sie schon wieder eine andere Frisur: Blonde Extensions unter ihren schwarz gefärbten echten Locken. Mir gefällt auch das nicht so besonders.
    »Tja, kennt ihr den Mockah-Chockah-Song?«, frage ich und nippe an meinem Cocktail: Wodka, Cranberry- und Grapefruitsaft.
    »Ich hasse diesen Song!« Karen wirft die Hände in die Luft.
    »Welchen Song?«, unterbricht Reena.
    »Na, du weißt doch – Mockah Chockah now! Mockah Chockah go!«, stöhnt Karen.
    »Sehr gut!« Ich lache über die gelungene Imitation.
    Jetzt nickt auch Reena, sie hat das Lied erkannt. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Das ist doch der letzte Scheiß. Was ist damit?«, wendet sich Karen an mich.
    »Tut mir leid«, kichere ich.
    »Wieso?«
    »Ich hab die PR dafür gemacht. Am Sonntag steht der Song auf Platz eins der Charts.«
    »O mein Gott, nein! Ich kann leider nicht länger mit dir befreundet sein!«, brüllt sie, und ein paar Leute drehen sich nach uns um.
    »Ach, so schlecht ist der Song doch gar nicht«, lacht Reena.
    »Total eingängig. Ich mag ihn eigentlich ganz gern.«
    Karen mustert sie mit Verachtung.
    »Nein, nein, ist schon okay, Reena, du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen«, entgegne ich. »Ich weiß, dass es einer der schlechtesten Songs ist, der jemals geschrieben wurde.«
    »Einer der schlechtesten?«, schaltet Karen sich wieder ein.
    »
Der
schlechteste überhaupt, würde ich sagen. Sind sie wenigstens nett? Wie heißen sie nochmal? Vagina oder Vulva oder so was in der Art?«
    »Der Typ heißt Alexej … «
    »Der Typ? Bist du sicher, dass er ein Typ ist?«, unterbricht mich Karen.
    »Ja! Und die Mädels heißen Regina und Varvara«, fahre ich lachend fort.
    »Mir gefallen meine Namen aber besser«, entgegnet Karen. »Wenn man sie mit einem russischen Akzent ausspricht, dann könnte man sie doch beinahe für echt halten. ›’allo, mein Namä iss Vulvarrrr. Und hier iss meinä Froindinn Vagien … Wirrrr kommen von die Planät Titteesh.‹«
    Reena und ich kriegen uns nicht ein vor Lachen.
    »Und was gibt’s sonst Neues?«, fragt Karen, als wir uns wieder einigermaßen gefasst haben. »Was ist mit dir und James? Alles in Ordnung?«
    Augenblicklich schwanke ich wieder zwischen dem Bedürfnis, ihnen von Nathan zu erzählen, und der Überzeugung, dass das keine gute Idee ist. Doch plötzlich merke ich, dass der Impuls so heftig wird, dass ich mich nicht mehr bremsen kann.
    »Dann kommt er also in zweieinhalb Monaten nach London?«, fasst Karen schließlich zusammen. Sie hat erstaunlicherweise meiner gesamten Geschichte mit großer Aufmerksamkeit zugehört, mich nicht unterbrochen und auch nichts dazu gesagt. Um ehrlich zu sein, finde ich das ein bisschen irritierend.
    »Ja«, antworte ich.
    »Lucy, was zum Teufel machst du da? Du spielst mit dem Feuer, und das ist verdammt nochmal überhaupt nicht smart.«
    Mist. Ich hätte doch auf meine Intuition hören sollen.
    »Ich kann es überhaupt nicht ausstehen, wenn jemand seinen Partner betrügt«, fährt Karen fort.
    »Aber ich betrüge ihn doch gar nicht! Nathan ist bloß ein Freund!« Das war ein Fehler. Ich hätte den Mund halten sollen. Aber ich habe mir Mitgefühl von meinen Freundinnen erhofft. Mitgefühl, keine Vorwürfe.
    »Ja, klar … « Sie sieht mich zynisch an. »Dann sorg mal schön dafür, dass es auch so bleibt. Wenn die Sache körperlich wird, will ich nichts davon hören.«
    »Ach um Himmels willen, komm mal wieder runter. Ich würde James doch nie betrügen!« Wirklich nicht? »Ich bin nur einfach total durcheinander.«
    Jetzt schaltet Reena sich ein.
    »Karen, entspann dich. Lucy weiß anscheinend genau, was sie tut.«
    »Na schön, na schön!« Karen breitet die Hände aus. »Ich möchte nur nicht, dass sie verletzt wird, das ist alles.«
    In diesem Moment fällt mir plötzlich ein, dass Karens erster Freund sie betrogen hat, als sie von Hull hierhergezogen und auf die Uni gegangen ist. Ich frage mich, ob sie deshalb so heftig reagiert.
    »Du bist eine meiner besten Freundinnen, das weißt du doch, oder?«, sagt sie mit ihrem einschmeichelnden Yorkshire-Akzent, ergreift meine Hände und sieht mich mit ihren braunen Augen an.

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