Lucy in the Sky
auch lachen.
Mein Plan ist es, die Gruppe ihren Tanz am Montag vor ein paar berühmten Londoner Sehenswürdigkeiten aufführen zu lassen und gleich am nächsten Tag das Video davon auf YouTube zu bringen. Übernächste Woche kommt die Single heraus, und die Fernseh- und Radiopromotion läuft an, also werde ich Titteesh zu verschiedenen Zeitschriften- und Zeitungsredaktionen schleppen, wo sie willigen Journalisten das Tanzen beibringen können. Na ja, eigentlich meine ich nicht »ich«, sondern »wir«. Ich habe vor, es Chloe und Gemma nicht allzu leicht zu machen. Am Samstag werde ich allmählich panisch. Am Montag sollen Titteesh eintreffen, und ich bin mir wegen der Locations, an denen das Video gedreht werden soll, noch nicht sicher. Ich erzähle James von meinen Sorgen, als er gerade in der Küche steht und sich Butter auf einen Toast streicht.
»Na ja, du kannst doch einfach Trafalgar Square, Downing Street, Piccadilly Circus und so weiter nehmen, oder etwa nicht?«, meint er.
»Ja, schon, aber ich weiß nicht, wo wir anfangen sollen, und ob man dort überhaupt filmen kann.«
»Ach, das wird schon klappen, Lucy.«
Aber ich mache mir auch weiterhin Sorgen.
»Wie wäre es, wenn wir uns heute ein paar Locations anschauen? Würde dich das beruhigen?«
»Würdest du das mit mir machen?«, frage ich voller Hoffnung.
»Klar.«
»Ach, das ist so lieb von dir. Danke!«
Als wir aus der Tür gehen, fällt mir ein, dass ich heute eigentlich Nathan anrufen wollte. Ich sehe auf meine Armbanduhr. Wenn wir wieder zurück sind, ist es garantiert schon zu spät. Da muss ich eben bis morgen warten. Ausnahmsweise geht die Arbeit heute mal vor.
Am nächsten Tag ist Sonntag, und James sieht sich im Fernsehen das Wimbledon-Turnier an.
»Ich muss mal telefonieren«, informiere ich ihn und gehe ins Schlafzimmer.
»Du rufst doch nicht etwa wieder diesen Typen an, oder?«, fragt er.
»Nathan? Doch.«
»Lucy, du redest mit ihm mehr als mit mir … «
»James, das stimmt doch gar nicht«, entgegne ich ruhig. »Wenn du auf Tennis verzichten würdest, könnten wir stattdessen was zusammen unternehmen.« Mir ist natürlich klar, dass er das nie tun würde. Die Locationsuche gestern hatte viel länger gedauert, als wir dachten, und am Schluss waren wir beide fix und fertig. Einen ganzen Tag Tennis zu verpassen, war für James schon schlimm genug.
»Ach, vergiss es«, brummt er und wendet sich wieder dem Spiel zu.
Beim zweiten Klingeln ist Nathan am Apparat.
»Und ich hab schon gedacht, es ist alles vorbei«, seufzt er.
»Du hast doch gesagt, ich hab eine Woche Zeit!«
»Es waren acht Tage, Lucy, ich bin fast wahnsinnig geworden.«
Flirtet er mit mir?
»Was hast du denn für mich? Ich hoffe, es ist wenigstens was Gutes … «, sagt er.
»Das musst du selbst beurteilen. Eine Fliege sitzt auf einem Kuhfladen. Kommt eine andere und fragt: ›Soll ich dir einen Witz erzählen?‹ Da antwortet die erste: ›Aber bitte keinen ekligen – ich bin gerade beim Essen.‹«
»Autsch, das tut weh!« Ich höre, wie er versucht, das Lachen zu unterdrücken. »Das ist doch überhaupt nicht lustig. Ich fürchte, wir müssen die Sache abhaken.«
»Warte! Ich weiß noch einen.« Trotz des ganzen »Mockah Chockah«-Irrsinns letzte Woche habe ich es geschafft, meinen Mitmenschen Witze aus der Nase zu ziehen, die ich noch nicht kannte. Ein Typ aus der Buchhaltung und eine von den Frauen an der Rezeption waren die Knaller.
»Der hier haut dich bestimmt um. Also: Eine Ente kommt in eine Bar und fragt: ›Hast du Brot?‹ Und der Barmann antwortet: ›Nein.‹ Und die Ente fragt wieder: ›Hast du Brot?‹ Und wieder antwortet der Mann: ›Nein!‹ Aber die Ente lässt nicht locker. ›Hast du Brot?‹ ›Ich hab doch gesagt, nein. N-E-I-N. Nein!‹ ›Hast du Brot?‹ ›Oh, um Himmels willen … Nein heißt nein, und ich meine es auch so. Nein!‹ ›Hast du Brot?‹ › NEIN , NEIN , NEIN , NEIN , NEIN , NEIN , NEIN !‹ ›Hast du Brot?‹ ›Hör mal, wenn du mich noch ein einziges Mal fragst, ob ich Brot habe, dann nagle ich dich mit deinem verdammten Schnabel auf den Tresen! WIR HABEN KEIN BROT !‹ ›Hast du Nägel?‹, fragt die Ente. ›Nein!‹ ›Hast du Brot?‹«
Jetzt lacht Nathan. »Okay, du hast mich rumgekriegt. Wir machen weiter. Also, wann kommst du wieder nach Australien und besuchst mich?«
»Das weiß ich nicht.« Ich lächle und lasse mich aufs Bett zurückfallen. Schön, dass er »mich« und nicht »uns« gesagt
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