Lucy kriegt's gebacken
Weise für das erzwungene Gespräch im Weinkeller entschuldigen. Sie erzählte uns von ihrem letzten Manuskript („The Holy Rollers und der verletzte Welpe“). Ethan sagte nicht viel. Zuerst war ja noch Nicky da, um seinen Vater abzulenken, doch sobald der Junge im Bett lag - nachdem er mehrere Küsse und Gutenachtlieder von jedem von uns eingefordert hatte -, verabschiedete Ethan sich.
„Das hast du ganz schön vermasselt, wie?“, höre ich Parker hinter mir sagen.
Ich drehe mich zu ihr um. „Siehst du, und ich dachte, es wäre deine Schuld.“
Sie grinst. „Zeit, dass ihr euch wieder vertragt, schätze ich. Los. Raus hier. Hau ihn um. Du hast ihn verletzt, er ist gekränkt, du liebst doch diesen ganzen Mist. Verschwinde.“
„Ich tue Ethan nicht gern weh!“, protestiere ich. „Himmel, das ist das Letzte, was ich will.“
„Mhm. Du verletzt ihn schon seit Jahren.“
„Das stimmt nicht! Verflixt, Parker, du bist echt eine Nervensäge.“ Ich atme tief durch. „Sag deinem Koch vielen Dank für das Abendessen und deinem Vater für den Wein. Und, danke, Parker, für deine wunderbare Gastfreundschaft.“
„Ciao.“ Sie lacht.
Seufzend klettere ich in meinen treuen kleinen Mazda und fahre los. Ethan ist nirgends zu sehen, und instinktiv suche ich die Straße alle paar Meter nach seiner verkrümmten Leiche ab. Sein Helm ist zersplittert und konnte ihn nicht schützen. Seine gebrochenen Beine stehen in die unmöglichsten Richtungen ab. Lustiges Hobby, wirklich.
Ethans Motorrad steht auf seinem üblichen Parkplatz, als ich nach Hause komme, und meine Schultern sacken etwas herab. Er ist nicht tot. Nicht verletzt. Bloß gekränkt , wie Parker behauptet. Ich werde schnell Fat Mikey füttern und dann zu ihm nach oben gehen, um wieder alles in Ordnung zu bringen.
Doch als ich meine Tür aufschließe, sitzt da meine schluchzende Schwester. Sie ist dabei, Emma zu stillen. Der Fernseher läuft und … Mist. Corinne schaut sich meine Hochzeits-DVD an. Gerade tanzt Jimmy mit seiner Mom. Ich selbst musste ja leider auf den Vater-Tochter-Tanz verzichten, aber Jimmy hat mit seiner Mutter zu dem rührseligen Celine-Dion-Song „Because You Loved Me“ getanzt. Kein Auge blieb da trocken, meine Damen und Herren. Wie der große, starke Jimmy die glücklich schluchzende Marie überragte. Trotz ihrer ziemlich rundlichen Figur hat Jimmy sie zum Schluss nach hinten geschleudert, und Maries leiser Schrei untermalte den zuckersüßen Songtext aufs Schönste.
„Hi“, begrüße ich meine Schwester.
„Ich weiß nicht, wie du morgens überhaupt aufstehen kannst“, schluchzt sie.
„Ähm … tja. Wie geht es dir?“
„Christopher hat nicht angerufen.“ Tränen tropfen auf Emmas zarten Kopf. Sie nimmt Emma von der Brust und legt sie für ein Bäuerchen an die Schulter.
„Das tut mir leid. Kann ich irgendetwas tun?“ Außer auf ihre entblößte riesige Brust zu starren. Mann, ist die Brustwarze noch immer aufgebissen? Heiliger Bimbam.
„Nein. Du hast mir schon sehr geholfen.“ Fat Mikey drückt seine Vorderpfoten gegen ihre Knie, und sie lächelt. „Tiere spüren es, wenn man traurig ist.“ Ich beschließe, nicht zu sagen, dass Fat Mikey sich wahrscheinlich auf Emmas Abendessen stürzen wird, wenn Corinne sich nicht bald bedeckt. Stattdessen nehme ich meinen Kater auf den Arm und streichle ihn, was mir ein verstimmtes Miauen für das Durchkreuzen seiner Pläne einbringt. Er fährt zusammen, als meine Nichte so laut rülpst, dass ein Red-Sox-Fan vor Neid erblasst wäre.
Meine Tür öffnet sich. „Corinne?“
Wir beide drehen uns um. Christopher steht etwas unsicher da, er sieht schrecklich aus. Cory springt auf, sie bemerkt nicht einmal, dass ihre rechte Brust noch immer heraushängt und hüpft und schaukelt wie eine Markierungsboje im Kanal.
„Chris!“, stößt sie aus. „Wie geht es dir?“ Emma grunzt leise und zappelt auf der Suche nach der nächsten Brust.
Christopher hält Corinne einen Strauß rote Rosen hin. Ein gutes Zeichen, wie ich lächelnd denke. „Ich bin ein Idiot. Ach Corinne, ich liebe dich. Ich liebe dich, und es tut mir so leid, dass ich zuvor nie etwas gesagt habe.“
„Nein, Baby, mir tut es leid“, wispert meine Schwester. „Ich wollte doch immer nur, dass es dir gut geht. Dass ich bis ans Ende meines Lebens mit dir zusammen sein kann. Ich möchte nicht so enden wie Mom oder Lucy.“
Ich rolle mit den Augen. „Wie wäre es, wenn ich mal mit Emma in die Küche gehe?“, schlage
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