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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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mustert Reihe um Reihe der im Kellerlicht schimmernden Flaschen. „Hier. Die kostet nur etwa hundert Mäuse pro Flasche.“ Sie ignoriert die Grimasse, die ich schneide. „Also. Wie läuft es mit Ethan?“, fragt sie, ohne aufzusehen.
    „Ach, du weißt schon. Nicht … schlecht.“
    „Das klingt nicht gut. Was ist los?“
    Ich werfe einen Blick zur Treppe. „Nichts. Wir versuchen es. Aber es fühlt sich einfach komisch an.“
    Sie seufzt übertrieben geduldig. „Schlaft ihr wieder miteinander?“
    „Ähm, nicht direkt.“ Unbehaglich sehe ich mich im Keller um. Diesem Gespräch kann ich mich wohl nur entziehen, wenn jetzt irgendwo ein oder zwei Gespenster auftauchen.
    „Warum nicht?“
    „Weiß ich auch nicht. Irgendwie ist die Lust auf der Strecke geblieben.“
    Nach meinem Lachanfall in dieser Nacht bin ich, nachdem ich mich angemessen oft entschuldigt hatte, in meine Wohnung geflüchtet. Und gestern haben wir uns den neuesten Matt-Damon-Film in South Kingstown angesehen. Als er mich danach an meine Tür brachte, hat Ethan mich geküsst. Lieb. Sehr sanft. So sanft, so wundervoll fühlten sich seine perfekten Lippen an, dass ich kurz davor war, mich ganz fallen zu lassen und an nichts anderes mehr zu denken.
    Dann hörte ich, dass Corinne in meiner Wohnung war. „Ich muss dann mal“, flüsterte ich an seinen Lippen. „Corinne … Sie und Chris haben sich noch immer nicht versöhnt.“
    Er zögerte kurz, und meine Zehen verkrampften sich. „Okay“, meinte er schließlich, aber ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen.
    „Also, warum klappt es nicht?“, hakt Parker nach. Ich habe den Eindruck, dass ich diesen Keller erst verlassen darf, wenn ich ihr eine Antwort gegeben habe. Hastig sehe ich mich nach Fortunato um, dem Typen, der in der schaurigen Edgar-Allan-Poe Geschichte hinter einer Wand eingemauert wurde. Un fortunato, wenn Sie mich fragen. Jedenfalls ist er wohl hinter der Mauer gestorben.
    „Es ist einfach … ein bisschen merkwürdig. Können wir jetzt raufgehen?“
    Genau wie Ethan beherrscht sie es perfekt, enttäuscht zu schauen. Das bringen sie einem wahrscheinlich im Kindergarten bei. „Sicher.“ Sie macht auf dem Absatz kehrt und geht zurück, an den Weinregalen, den Fässern mit unverdünntem Single Malt Scotch und dem Probierzimmer vorbei, wo Mr. Welles bei seinen seltenen Besuchen auf Rhode Island mit seinen Hochgenüssen prahlt.
    Wir steigen bereits die kalte Steintreppe hinauf - sind also beinahe in Sicherheit - als Parker stehen bleibt. „Du solltest ihm eine Chance geben, Lucy.“
    „Das tue ich doch„, entgegne ich. “Das tue ich, Parker.“
    „Eine richtige Chance. Nicht nur symbolisch.“
    „Also weißt du, ich bemühe mich wirklich. Aber vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit.“
    „Es ist fast sechs Jahre her, Lucy. Findest du nicht, dass du langsam so weit sein solltest?“
    Mein Blutdruck steigt. Leute, wenn ihr nicht aus eigener Erfahrung sprecht, solltet ihr einer Witwe niemals sagen, dass es Zeit wird, weiterzuleben. Und bisher hat Parker diese Grenze auch nie überschritten.
    „Du musst mir nicht sagen, wie lange der Tod meines Ehemannes her ist, okay?“, zische ich sie an. „Du warst nie Witwe, und ich hoffe, du wirst nie eine sein, Parker, aber da du keine Ahnung hast, wovon du redest, solltest du dir deine Ratschläge besser sparen.“
    Sie seufzt. „Ich meine ja nur …“
    „Außerdem ist es lächerlich. Warum bist ausgerechnet du so scharf darauf, dass ich mit Ethan zusammenkomme?“, frage ich schneidend. „Du hast ihm doch zuerst den Laufpass gegeben. Vielleicht solltest du mit ihm schlafen.“
    Und Glückskind, das ich nun mal bin, öffnet genau in diesem Augenblick Ethan die Kellertür, seinen Sohn auf den Schultern. Seinem Gesichtsausdruck nach hat er meine letzten Worte gehört.
    Zum Glück sind Ethan und ich getrennt zu Parker gekommen, überlege ich eine Ewigkeit später, als er auf sein Motorrad steigt.
    „Dein Helm!“, brülle ich, als er den Motor startet. Zum Glück hat er eine BMW mit ziemlich leise schnurrendem Motor und keine ohrenbetäubende Midlife-Crisis-Harley.
    Ethan sieht mich an, greift dann hinter sich nach dem Helm und setzt ihn auf. Anschließen fährt er langsam die lange Kiesauffahrt hinunter.
    Das Abendessen war - wie soll ich sagen? - ein Albtraum. Ethan hat kaum mit mir gesprochen, was ich durchaus verstehen konnte. Parker hingegen war überfreundlich und witzig, vielleicht wollte sie sich auf diese

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