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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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zögere kurz. „Es ist nur so, als ihr beide damals …“
    „Lucy. Halt die Klappe.“
    „Entschuldigung.“
    Das Lächeln beginnt in seinen Augen; es ist wie eine Kerze, die in einer dunklen Nacht angezündet wird. Dann verziehen sich seine Mundwinkel nach oben. „Um zehn am Hafen?“, schlägt er vor.
    „Klingt toll. Ich bringe was zu essen mit, okay?“
    „Okay.“
    Wir stehen noch einen Moment einfach so da und sehen uns an. „Tja, dann gute Nacht“, sage ich unbeholfen.
    „Gute Nacht.“ Er bleibt in der Tür stehen, bis ich um die Ecke gebogen bin.

22. KAPITEL
    Am nächsten Tag geht ein scharfer Wind, und die Schiffe schaukeln an ihren Liegeplätzen. Das Knarren des Holzes und Klatschen des Wassers mischt sich mit den Möwenschreien, als ich mich „Marie“ nähere, einer fünf Meter langen Schaluppe mit dunkelgrünem Bootsrumpf und karamellfarbenem Deck. Die Segel sind fest zusammengezurrt, der Wind singt in den Seilen.
    Ethan streckt den Kopf aus der kleinen Kabine. „Hi“, sagt er grinsend.
    „Ahoi“, entgegne ich merkwürdig gehemmt.
    Sein Lächeln wird breiter, er kommt heraus und streckt mir die Hand hin. „Willkommen an Bord.“
    Ich bin noch nie zuvor auf Ethans Boot gewesen. Er hat es gekauft, als Jimmy und ich gerade ein paar Monate verheiratet waren, und jetzt erinnere ich mich auch wieder daran, dass diese Tatsache damals eine kleine brüderliche Neidattacke auslöste. Marie fühlte sich ziemlich geschmeichelt, als Ethan das Boot nach ihr benannte, und erzählte jedem im Restaurant davon. Dieses eine Mal hatte Ethan seinen älteren Bruder übertrumpft, woraufhin Jimmy, der nicht segelte und nicht mal besonders gern auf dem Wasser war, verkündete, dass auch er sich eines Tages ein Boot zulegen wolle.
    Obwohl Ethan mich schon oft eingeladen hatte, war ich nie mitgekommen, und jetzt, als ich an Bord gehe und das Boot sich bedenklich zur Seite neigt, kommt mir diese Entscheidung auch ziemlich weise vor. „Marie“ ist nicht halb so stabil wie Captain Bobs Zwölfmeterboot und liegt ziemlich tief im Wasser.
    „Hier ist unser Mittagessen.“ Ich übergebe Ethan die kleine Kühltasche, in der sich zwei gigantisch große Sandwiches aus meinem besten Pumpernickel befinden - Truthahn, Avocado, Speck und mit Dill und Schnittlauch gewürzte Mayonnaise. Zwei kleine Tüten Cape-Cod-Chips. Vier Dosen Del‘s-Limonade. Und dunkler Schokoladenkuchen mit sündiger Haselnuss-Cappuccino-Glasur, den ich gestern Abend noch gebacken habe.
    „Danke“, sagt Ethan.
    „Kann ich mich mal drinnen umsehen?“
    „Klar.“ Die Kajüte ist behaglich und hübsch - Bullaugenfenster in der Decke, Miniaturschränke mit Messingverschlüssen an den Seiten. Es gibt einen Tisch, eine Spüle und eine kleine Tür, hinter der sich, wie ich vermute, die Toilette befindet. Seitlich an der Wand eine kleine Couch.
    „Schläfst du auch manchmal auf diesem Ding?“, rufe ich Ethan zu, der gerade die Leinen der Segel löst.
    „In letzter Zeit nicht mehr, aber früher schon. Die Couch kann man ausziehen. Aber seit Nicky auf der Welt ist, habe ich das nicht mehr gemacht.“
    „Gut.“ Ethan begibt sich sowieso in viel zu viele lebensgefährliche Situationen. Er hebt eine Augenbraue, sagt aber nichts dazu.
    Eine Minute später steuern wir vom Hafen Richtung Kanal. Ethan bittet mich, Platz zu nehmen, und setzt das Großsegel, das der Wind sofort füllt. Das Boot schießt voran.
    „Huch.“ Ich lache.
    Ethan grinst. „Es ist ein schnelles kleines Boot“, verkündet er stolz. Er sitzt lässig an der Pinne, der Wind zerzaust sein Haar, und er wirkt mit dem dicken Troyer, den ausgewaschenen Jeans und den Bootsschuhen wie aus einem Werbespot für reiche Müßiggänger.
    Ethan muss ab und zu den Kurs ändern, um anderen Booten die Vorfahrt zu lassen. Weite Segel tüpfeln den Horizont, und Möwen kreisen über uns.
    „Wohin geht’s?“ Ich halte mich an einer Klampe fest, als wir schaukelnd über die Welle eines vorbeisausenden Motorbootes fahren.
    „Wo möchtest du denn hin?“, fragt er.
    „Nirgends. Ich möchte einfach nur mit dir hier draußen sein.“ Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu sagen, meine Wangen werden heiß, doch immerhin ernte ich dafür ein strahlendes Lächeln meines Kapitäns.
    Wir segeln auf Point Judith zu, nicht zu weit von der Küste entfernt, die klatschenden Wellen und der Wind vermischen sich zu einer fröhlichen Melodie. Es wird wärmer. Ich ziehe meinen Pulli aus. Mein Herz schlägt heftig,

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