Lucy kriegt's gebacken
ich vor, aber sie umarmen sich bereits an Emma und der nackten Brust vorbei.
„Du bist die Liebe meines Lebens, Corinne“, flüstert Chris, und ein voyeuristischer Klumpen formt sich in meinem Hals. „Aber, Liebling, du musst einfach dem Universum vertrauen, dass wir ein langes, langes Leben zusammen haben werden.“
„Ich liebe dich auch“, heult Corinne. „Ich wollte dich nicht krank machen.“ Fat Mikey drückt einmal mehr seine Pfoten an ihre Beine.
Zehn Minuten später umarmt Corinne dann mich - mit endlich bedeckter Brust. „Danke für alles.“
„Aber klar. Und lass ihn ab und zu Speck essen. Das macht das Leben angenehmer.“
„Ich versuche es“, sagt sie.
„Danke, Lucy.“ Christopher setzt seiner Tochter die Kappe auf.
„Kein Problem.“ Und dann sind sie weg und schleifen ihre Babyausstattung im Wert von ungefähr tausend Dollar den Flur entlang. Kurz darauf höre ich das Klingeln des Fahrstuhls, und dann ist es vollkommen still. Von dem Hochzeitsfilm abgesehen, wo gerade alle gemeinsam beim Abendessen sitzen. Ethan, der ohne seinen Bart viel jünger aussieht, redet mit dem DJ, der ihm offenbar gerade erklärt, wie er das Mikrofon für die Rede als Trauzeuge am besten halten soll.
Ich schalte ab. Seufze tief. Frage mich, was ich nun wegen Ethan Mirabelli unternehmen soll.
Eine winzige Sekunde lang habe ich so dringend das Bedürfnis, Jimmy anzurufen, dass ich schon fast nach dem Telefon greife. Nur den Bruchteil einer Sekunde kann ich nicht fassen, dass ich ihn nicht längst angerufen habe, da er doch der Einzige ist, der kapiert, wie beängstigend mein Leben ist.
Fat Mikey stößt den Kopf gegen meinen Schuh. Dankbar blickte ich zu ihm hinunter, und dort, mitten auf dem Teppich, liegt ein Zehncentstück. Mir stockt der Atem. Ich habe schon recht lange keinen Dime mehr gefunden. Schon seit ein paar Jahren nicht mehr, um genau zu sein. Mit zittrigen Fingern hebe ich ihn auf. Es ist ein ganz normaler Dime, der natürlich aus einer Hosentasche oder Corinnes riesiger Windeltasche gefallen sein könnte.
Oder nicht.
Als Jimmy starb, dauerte es eine Weile, bis mir dieses Phänomen mit den Dimes auffiel, aber einmal entdeckt, begann ich die Dimes in einem Marmeladenglas zu sammeln. Ab und zu sehe ich sie mir an.
Ich weiß nicht, ob sie von Jimmy kommen oder nicht, aber es wäre schon merkwürdig, wenn ich auf einmal unbewusst überall Dimes fallen lassen würde. Keine Nickels, keine Quarters, keine Pennies - nur Dimes. Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll, aber ich glaube - und möchte auch weiterhin glauben -, dass sie ein Zeichen sind. Ein Zeichen dafür, dass Jimmys Geist noch in meinem Leben ist.
Ich küsse den Dime, werfe ihn dann in das Glas zu seinen elf Brüdern und Schwestern. Eine Minute später klopfe ich an Ethans Tür, ohne zu wissen, was ich eigentlich sagen soll.
Er öffnet die Tür nur halb und tritt auch nicht zur Seite, um mich hereinzubitten.
„Ethan, was ich gesagt habe, tut mir so leid“, platze ich heraus.
Seufzend schaut er mit verschränkten Armen zu Boden, die italienische Gebärde für „Wir haben hier ein Problem“.
„Lass uns morgen zusammen segeln gehen“, schlage ich zu meiner eigenen Überraschung vor. Und Ethan scheint es nicht anders zu ergehen, denn er hebt erstaunt den Kopf. „Lass uns mal einen Tag die Stadt verlassen.“
„Im Ernst?“ Sein Blick ist forschend. Und hoffnungsvoll. Du tust ihm schon seit Jahren weh, hat Parker gesagt. Das kann nicht stimmen, aber trotzdem ist mein Hals wie zugeschnürt.
„Wirklich“, entgegne ich mit belegter Stimme.
„Okay.“
Allerdings sieht er nicht besonders glücklich aus, deswegen stelle ich mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn schnell auf die Wange. „Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.“
„Ist schon gut.“ Und ich fühle mich nur noch schlechter.
„Ethan, das ist nicht gut. Wenn wir eine richtige Beziehung führen wollen, dann musst du auch mal wütend auf mich sein können. Vor allem, wenn ich mich wie eine Idiotin aufführe.“
„Wenn es um dich geht, Lucy, bin ich ziemlich hilflos“, sagt er leise.
„Nun, du musst auf jeden Fall lernen, dich zu wehren, Junge“, sage ich nach einem Moment, meine Stimme quiekt etwas.
Er betrachtet mich, die Arme noch immer verschränkt. „Schön. Du bist es, die mit mir zusammen sein will, Lucy, und nicht Parker. Also hör auf, uns zu verkuppeln.“
„Gut, in Ordnung. Das verstehe ich, und es tut mir leid.“ Ich
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