Lucy kriegt's gebacken
Ende bringen würden.
„Hast du eventuell etwas zu erwähnen vergessen?“, fährt Ethan mich an, während er mit wütenden Bewegungen sein Hemd zuknöpft.
„Nein!“, rufe ich. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie kommen wollten. Sie sind doch gerade erst weggezogen!“
„Was du nicht sagst“, brummt Ethan. Er sieht mich nicht an. „Ich schätze mal, dass du ihnen noch immer nichts von uns erzählt hast.“
Verdammt! „Nein, habe ich nicht.“
„Na toll. Vielen Dank, Luce. Sie wären schon unter anderen Umständen nicht begeistert gewesen. Jetzt halten sie mich auch noch für einen Vergewaltiger.“
„Ach Ethan, das stimmt nicht.“ Ich spüre ein unbändiges Lachen in mir aufsteigen.
Er hat sein Hemd falsch zugeknöpft, und als ich ihn, der sonst immer so perfekt gekleidet ist, so sehe, wird mir ganz warm ums Herz. „Keine Sorge, Ethan, ich mache das schon.“
„Ja? Das wäre wirklich toll, Lucy. Besten Dank.“
„Es ist nicht meine Schuld“, flüstere ich. „Ich bin hier doch nicht deine Feindin.“ Ethan scheint anderer Ansicht zu sein. „Also, bist du so weit? Kann ich sie wieder reinlassen?“ Statt einer Antwort schaut er mich nur finster an.
Nachdem ich ein paarmal schnell geschluckt habe, öffne ich die Tür, als wollte ich den Sensenmann hereinlassen.
„Hallo“, sage ich. Mein Schwiegervater reibt sich mit einem ähnlich wütenden Gesichtsausdruck wie sein Sohn die Brust, ohne mich anzusehen. Botschaft erhalten, Gianni. Mich so zu sehen bringt dich fast um . Dicke Tränen rollen über Maries Gesicht. „Kommt herein.“ Ach du lieber Gott. Sie haben Gepäck dabei. Jede Menge Gepäck.
„Ethan, wie kannst du nur?“ Marie drückt sich an mir vorbei. „Schäm dich! Die Frau deines Bruders! Und, Lucy, ich muss schon sagen, wir sind schockiert! Schockiert!“
„Das hätten wir niemals von dir erwartet, Lucy“, knurrt Gianni.
„Aber von mir schon?“, fragt Ethan.
„Allerdings, ja! Du wolltest schon immer das haben, was deinem Bruder gehörte!“, schreit Gianni.
„Um Himmels willen, Dad!“
„Es ist einfach nicht richtig“, schnieft Marie.
„Okay, jetzt beruhigt euch alle mal“, rufe ich. „Hört zu. Die Situation ist für uns alle unangenehm, richtig?“ Drei Augenpaare starren mich an, zwei braune, ein mittelmeerblaues. Selbst Jimmy scheint mich von unserem Hochzeitsfoto aus böse anzusehen. Marie folgt meinem Blick.
„Und das auch noch direkt vor Jimmys Augen!“, schluchzt sie und durchwühlt ihre gigantisch große schwarze Tasche nach einem Taschentuch. „Ethan, wir sind furchtbar enttäuscht von dir!“
Ethan presst die Finger gegen die Stirn. Wegen seiner Mutter bekommt er jetzt womöglich noch einen Gehirntumor.
„Warum setzt ihr euch nicht erst mal, Marie, Gianni?“, schlage ich vor. Sie vermeiden es, auf der Couch Platz zu nehmen, wo Ethan noch vor ein paar Minuten ihre geliebte kleine Lucy entehrt hat. „Eth, würdest du uns einen Kaffee kochen? Gianni, Marie, mögt ihr sonst noch was? Vielleicht ein Glas Wein? Ich habe heute einen Mandelkuchen gebacken.“
„Wir könnten jetzt nichts essen“, lügt Marie und drückt die Handtasche an ihren Magen.
„Ich schneide für alle Fälle ein paar Scheiben ab“, sagt Ethan nicht gerade freundlich. Aber er geht in die Küche, und mit ihm verschwindet etwas von der Spannung im Raum.
„Es tut mir sehr leid, dass ihr das mit ansehen musstet“, sage ich leise und setze mich auf die, ähem, Couch.
„Nicht so leid wie uns“, grummelt Gianni. In der Küche schlägt laut eine Schranktür zu.
Wieder schlucke ich. „Nun, jetzt erzählt erst mal, was passiert ist. Warum habt ihr nicht angerufen und gesagt, dass ihr zu Besuch kommt?“
Gianni seufzt. „Das ist kein Besuch. Wir sind zurück.“
„Zurück?“, krächze ich.
„Arizona … Es war so heiß dort. Und so trocken.“ Marie zieht die Augenbrauen zusammen.
„Ähm, ja, das erzählt man sich immer wieder“, murmle ich. „Aber was genau meint ihr mit ‚zurück‘?“
„Wir sind zurück!“, schreit Gianni mich praktisch an. „Dieser Idiot Luciano, was versteht der denn schon von irgendwas? Der ruiniert mein Restaurant! Also, gestern hat diese alberne Tusse, die das Valle de Muerte leitet, sie hat gesagt, dass es eine Warteliste für diesen Laden gibt, und ich sage zu Marie: ‚Marie‘, sage ich, ‚was haben wir hier eigentlich zu suchen? Wir gehören nicht zu diesen vertrockneten Kaktus-Leuten hier!‘ Und die Frau, sie sagt, sie könnte
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