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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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hast.“
    Ethan schließt kurz die Augen, und ohne nachzudenken ergreife ich seine Hand. Er sieht mich mit undurchschaubarem Gesicht an.
    „Das ist einfach … ah!“ Gianni reibt sich heftig die Brust. „Ist das nicht illegal oder so was? Ein Mann kann doch nicht …“ Er sieht seinen Sohn verächtlich an. „Einfach die Frau seines Bruders nehmen.“
    „Sie ist niemandes Frau“, brummt Ethan. „Sie ist Witwe.“
    „Die Witwe deines Bruders“ , fügt Marie hinzu.
    „Danke, Ma. Hätte ich fast vergessen.“
    „Du immer mit deinem Sarkasmus“, ruft Gianni. Der Muskel unter Ethans Auge zuckt.
    Ein unangenehmes Schweigen breitet sich aus. „Dann lasst uns mal kurz das Thema wechseln“, schlage ich vor, nachdem klar ist, dass wir uns heute nicht mehr einig werden. „Ihr seid nach Rhode Island zurückgekommen. Wie sieht euer Plan aus?“ Ich halte inne. „Euerm Gepäck nach zu urteilen vermute ich, dass ihr bei mir bleiben wollt.“
    „Nicht wenn wir nicht willkommen sind“, schimpft Gianni.
    „Natürlich seid ihr willkommen“, versichere ich ihm hastig.
    „Wir können euch gern ein Hotelzimmer besorgen“, bietet Ethan ihm an.
    „Was sollen wir denn in einem Hotel?“, fragt Marie. „Hotels sind für reiche Leute. Du bist vielleicht reich, Ethan. Wir aber nicht. Hotels sind für Leute ohne Familie.“
    „Dann übernachtet ihr bei mir“, bestimmt Ethan, und im Geiste danke ich ihm von ganzem Herzen. Ich liebe meine Schwiegereltern, aber ich will um Gottes willen nicht mit ihnen zusammenwohnen. Und auch wenn es Ethan vermutlich genauso geht, sind es immerhin seine Eltern.
    „Du kannst dann bei mir bleiben“, flüstere ich ihm zu.
    „Oh, ihr lebt also in Sünde zusammen?“, fragt Gianni. „Toll, Ethan. Jimmy hat sie zumindest geheiratet.“
    Tausend Jahre und fünf Kuchenscheiben später machen sich die Mirabellis auf den Weg in Ethans Apartment. „Geht schon mal vor“, sagt Ethan. „Ich muss noch mit Lucy reden.“
    „Schlaft gut“, rufe ich ihren Rücken zu.
    „Du auch, Liebling“, antwortet Marie. „Danke für den Kuchen. Er war hervorragend.“
    „Wir freuen uns, dass ihr wieder hier seid“, behaupte ich, weiß aber auch, dass das irgendwann bestimmt der Wahrheit entsprechen wird.
    „Lass das Gepäck stehen, Dad. Ich bringe es in zehn Minuten hoch.“
    Gianni sieht ihn nur Unheil verkündend an, dann umfasst er den Griff des größten Koffers und zerrt ihn zum Aufzug. Lieber bekomme ich einen zweiten Herzinfarkt, als mir von dir helfen zu lassen, du Schnösel .
    Endlich fällt die Tür hinter ihnen zu. Ethan trägt die Tassen in die Küche, und ich folge ihm mit dem Kuchenteller (wobei ich heimlich ein übrig gebliebenes Stück in den Mund schiebe. Ethan soll nicht wissen, dass ich fast verhungere, das würde sicher gefühllos wirken).
    „Hach, das war vielleicht lustig“, rufe ich aus, weil ich hoffe, von meinem Kumpel ein Lächeln zu ergattern. Ist aber nicht der Fall. „Also“, fahre ich fort. „Wie fühlt es sich an, arrapato auf die moglie deines Bruders zu sein?“
    „Nicht witzig, Lucy.“ Ethan verschränkt die Arme vor der Brust.
    „Entschuldige“, murmle ich.
    „Du wolltest es ihnen erzählen.“
    „Hab ich nicht.“
    „Ja, das habe ich mitgekriegt.“ Sein Kiefer sieht aus, als ob er mit den Backenzähnen Diamanten zermahlen würde.
    „Tja, Ethan, auf jeden Fall wünschte ich, ich hätte es ihnen gesagt“, erkläre ich mit unleugbarer Aufrichtigkeit.
    „Und warum hast du es dann nicht?“ Er blickt über meinen Kopf hinweg, um ein Loch in die Wand hinter mir zu brennen.
    „Ich … ich weiß nicht.“ Ich lehne mich an die Küchentheke.
    „Dann gehe ich mal davon aus, dass du entweder feige oder einfach unsicher bist, ob das mit uns funktioniert“, sagt er tonlos.
    „Oder beides“, schlage ich vor. Ich wünschte wirklich, mein Sinn für Humor würde sich im Angesicht unschöner Ereignisse einfach verabschieden, statt ungezügelt weiterzuwuchern.
    Interessant - seine Augen können manchmal so warm sein wie frisch gebackene Kekse und manchmal hart wie Granit. Jetzt im Moment tendieren sie eher zu Stein. „Hast du deiner Familie davon erzählt?“
    „Nun, ich habe es versucht. Heute, um genau zu sein, als wir unsere Besprechung hatten. Aber dann wollte Rose über ihre Warze sprechen, und Mom brachte plötzlich Botox ins Spiel - du weißt ja, wie es ist.“ Er sieht aus, als ob er das nicht wüsste. Überhaupt nicht. „Aber Jorge habe ich es gesagt“,

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