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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Schuldgefühlen überwältigt.
    Ethan beobachtet mich. Stocksteif steht er am Bordstein und rührt sich nicht, während die Zuschauer sich um ihn herum sammeln, um Stuffies Triumphfahrt nicht zu verpassen.
    Er sieht aus wie das letzte Kind, das niemand in die Mannschaft gewählt hat und das versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Ein kleiner Riss geht durch mein Herz. Er sieht nicht weg und ich auch nicht. Die Polizeisirene jault erneut auf.
    „Heilige Maria“, höre ich jemanden hinter mir rufen. Marie. „Oh Gott. Oh Gott. Ich muss mich setzen.“
    Ich muss mich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, was geschehen ist. Marie und Gianni sind zurück und haben Matt entdeckt, und seine Ähnlichkeit mit Jimmy hat sie fast umgehauen. Als ich doch einen Blick hinter mich werfe, sehe ich, dass Gianni seine Frau gerade auf die Bank drückt. Meine Mutter flattert um sie herum wie ein bunt gefiederter Vogel, Iris hat eine Hand auf Matts Arm gelegt und erklärt ihm, wer die Mirabellis sind. Matt schaut mich mit einem halb entschuldigenden Lächeln an und sieht Jimmy in diesem Moment ähnlicher denn je.
    „Lucy, hol etwas Wasser“, ruft Rose. „Deine Schwiegermutter steht unter Schock.“
    Ich rühre mich nicht. Die Polizeisirene heult wieder. „Ethan!“, rufe ich. „Ethan!“ Ethan spricht gerade mit Malloy. „Ethan!“, rufe ich wieder.
    Er kann mich hören - die untergehende Sonne leuchtet auf seinem Gesicht, als er sich zu mir umdreht. Er wartet, und ich weiß, dass ich jetzt das Richtige sagen muss.
    „Ich brauche dich hier, Babe!“, rufe ich. Laut. Na also. Babe . Keine Bezeichnung, die irgendjemand missverstehen kann. „Babe“ nennt man jemanden, mit dem man ins Bett geht. Ohne guten Grund ruft man niemanden „Babe“.
    Tommy Malloy drückt Ethans Arm, sagt etwas, und Ethan grinst mich an. Ich habe es also doch nicht vermasselt. Erleichtert lächle ich zurück, mir wird ganz warm ums Herz, als ich den Mann, den ich liebe, ansehe. Weil, ja, ich liebe Ethan wirklich, und es ist höchste Zeit, dass er das auch weiß.
    Ethan wartet noch einen Moment - Ed fährt gerade mit Stuffie vorbei -, dann, als die Muschel weitergezogen ist, läuft er los. Jeder Schritt bringt ihn näher zu mir. Er lässt mich nicht aus den Augen, er lächelt weiter, und mein Herz schwillt an.
    In diesem Moment schlägt ein Junge einen unserer Kürbiskekse auf die Straße. Ein anderer Junge mit Hockeyschläger rennt direkt vor Ed Langleys Pick-up und schießt den behelfsmäßigen Puck in den Gully. Ed tritt heftig auf die Bremse - er fährt nur fünfzehn Stundenkilometer - und brüllt das Kind an, das wegläuft und in der Menge verschwindet. Nichts Schlimmes ist passiert. Aber Stuffie beginnt durch diese unerwartete Bremsaktion zu schwanken und dann direkt vor dem entgegenkommenden Polizeiauto mit lautem Getöse auf den Boden zu krachen.
    Mit blinkenden Lichtern schlingert der Wagen um Stuffie herum.
    Und prallt frontal gegen Ethan.
    Ethan wird wie eine Stoffpuppe durch die Luft geschleudert. Mit einem schrecklichen dumpfen Geräusch knallt er vor dem Streifenwagen auf die Straße.
    Und rührt sich nicht mehr.
    Die Bilder knallen in meinen Kopf wie Gewehrkugeln. Das Polizeiauto kommt mit quietschenden Reifen zum Stehen, der Officer spricht bereits in sein Funkgerät. Ethan liegt vollkommen regungslos, doch um ihn herum bricht die Hölle los. Menschen schreien, Tommy Malloy stürzt zu Ethan. Parker taucht ebenfalls aus der Menge auf, rennt mit wehendem Haar zu ihm. Er hat sich noch immer nicht bewegt. Ed Langley ist ausgestiegen und hat die Hand entsetzt vor den Mund geschlagen. Roxanne die Kellnerin telefoniert mit ihrem Handy. Ash ist jetzt auch an seiner Seite, ihre Ketten klimpern, als sie sich neben Ethan hockt. Weiter unten an der Straße entdecke ich Nicky, die Augen vor Entsetzen weit offen, den Mund zu einem Schrei aufgerissen, aber ich kann ihn über das Dröhnen in meinen Ohren nicht hören. Doral-Anne nimmt ihn auf den Arm. Ethan hat sich nicht bewegt. Vielleicht ist das Blut. Ja, ich denke, das ist Blut. Christopher, der einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren musste, bevor Corinne bereit war, ein Kind zu bekommen, taucht jetzt auch wie aus dem Nichts auf, legt seine Hand an Ethans Kopf und zieht sie wieder zurück. Ja. Da ist Blut.
    „Oh mein Gott, wer ist das? Was ist geschehen?“, schreit meine Mutter.
    Ich sehe sie an. „Ethan wurde von einem Auto angefahren.“ Und dann spüre ich Gras unter meinem Gesicht, feucht und

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